Funde im Augebiet

**PomFunga**

Hallo,
diese Tramete bereitet mir Kopfzerbrechen.

Sie weist viele beschriebene Merkmale der Anis-Tramete, Trametes suaveolens auf. Der namensgebende Geruch fehlt allerdings völlig. Sie riecht eher ein wenig pilzig, camembertartig. Auch in der Wärme ist kein Anisgeruch festzustellen. Und das heißt schon was, ich bin nämlich sehr geruchsempfindlich.

Tramete

Fruchtkörper 8cm breit, konsolenförmig, mit einer Dicke von 3cm in der Mitte.
Hutoberseite ungezont, reinweiß, leicht filzig; scharfe Kante
Fruchtfleischfarbe: reinweiß
Im Schnitt ist festzustellen, dass die Röhren 7mm lang sind und ganz in der Mitte wie durch einen angedeuteten Stiel unterbrochen sind.
Röhren: 2/mm; auch beim noch jungen Pilz deutlich braun mit einem Hauch oliv; Rand weiße Linie, hier keine Röhren
Standort: auf einer noch lebenden, aber geschädigten Weide; mehrere Einzelfruchtkörper

Oberseite:

Unterseite:

Schnittbild:

Ist es möglich, dass sich der typische Geruch erst im Alter entwickelt, oder gibt es eine ähnliche Art?

Violetter Knorpelschichtpilz, Chondrostereum purpureum

Unterseite ohne Poren weil Schichtpilz

Gallertfleischiger Fältling, Merulius tremellosus

Weidendrüsling oder Kreisel-Drüsling, Exidia recisa

Schöne Grüße
Roswitha

***Beorn***

Hallo, Roswitha!

Bist du bereits auf Morchel - Suche?

Die Tramete sollte schon eine Anistramete (Trametes suaveolens) sein.
Geruchlose Exemplare sind mir auch hin und wieder schon begegnet, meist ältere Fruchtkörper (die jungen riechen intensiver) und nach Frostperioden.
Sicher gibt es noch andere dickfleischige, weiße Porlinge. Aber hier ist die Ausprägung so wunderbar typisch, auch mit den bräunlichen, groben Poren + Wuchsform + den recht kurzen Röhren im Vergleich zum Hutfleisch + Hutoberfläche + Ökologie, da sollte nichts Anderes rauskommen.

Die weiteren Pilze sind natürlich sehr schön in Szene gesetzt, aber auch alle richtig bestimmt.

LG, Pablo.

**PomFunga**

Danke Pablo!

Nein, es war sogar den Samtis noch ein wenig zu kalt.
Gab nur ein paar kleine Kostproben.

Dann sammle ich eben Fotos.

LG Roswitha

**joe**

Hallo roswitha,
Danke fürs einstellen! Die anistramete hab ich auch noch nie gefunden, schön dokumentiert- hilft auf jeden fall weiter.
Lg joe

**Ingo W**

Hallo Roswitha!

Weil ich meine Nase für eine sehr gute halte, möchte ich zu deiner Geruchsfrage Stellung nehmen:

Zitat

Ist es möglich, dass sich der typische Geruch erst im Alter entwickelt, oder gibt es eine ähnliche Art?

Nicht bei dieser Art. Das ist ohne Zweifel die Anis-Tramete.

Die Anis-Tramete gehört zu den Pilzen, bei denen der Geruch frisch (also wachsend) erriechbar sein sollte.
Nichtriechende Exemplare haben sich bei mir immer als sehr trockene, ältere Fruchtkörper vorgestellt. Die riechen dann unspektakulär nach Papp.

Um das Problem aufzulösen, solltest du andere geruchs-aufgeschlossene Menschen (erkennt man daran, dass sie nicht antworten "riecht nach Pilz" oder mit den Schultern zucken, sondern sich Gedanken machen) daran riechen lassen.
Auch wäre gut zu wissen, ob du bei anderen nach Anis riechenden Pilzen (z. B. Anis-Trichterling, Aniszähling) geruchlich mitziehen kannst.
Zuweilen gibt es nämlich Menschen, die ganz bestimmte Gerüche einfach nicht riechen können, obwohl sie ansonsten bei anderen Gerüchen total fit sind.

VG Ingo W

**PomFunga**

Lieber Ingo,
danke für deinen Hinweis.

Dass es Menschen gibt, die Gerüche nicht wahrnehmen können, und vor allem oft nicht benennen können, ist mir bekannt.

Durch meine intensive Beschäftigung mit Pilzen, habe ich aber mein Riechorgan in den letzten Jahren dahingehend recht gut trainiert.

Bei mir geht jeder Pilz automatisch nach dem ersten Blick sofort automatisch unter die Nase.

Anis an sich, auch an Aniszähling, Anistrichterlingen und vor allem an anderen Exemplaren der Anistramete - alles schon "erschnüffelt".

Im Gegenteil, ich leide manchmal sogar unter meinem empfindlichen Geruchsorgan. Von Einkaufszentren bis zum Clopapier muss heute alles beduftet werden.

Doch zurück zu unserer Tramete.

Aufgrund des Aussehens ist es eine Anistramete.

Auf den ersten Eindruck macht sie absolut keinen alten, vergammelten Eindruck. Das Fruchtfleisch und die Oberseite sind blütenweiß.

Der Grund für den Abbau der Duftstoffe liegt hier vermutlich doch an den Minustemperaturen der letzten Zeit.

Äußerlich wurde sie konserviert, feinstofflich ist der Zersetzungsprozess schon in Gang.

Weil mir neben typisch duftenden Exemplaren immer wieder welche begegnen, bei denen sich der Duft nicht erkennen lässt, werde ich den Zusammenhang mit der Temperatur weiter beobachten.

LG Roswitha

**Ingo W**

Hallo Roswitha!

Also da hast du natürlich mit einigem recht.
Bei Frost riechen viele Pilze nicht mehr, was man mit 2 Umständen erklären könnte:
1. Die verantwortliche Flüssigkeit wird zerstört/umgewandelt.
2. die riechenden Stoffe können nicht wandern und deshalb nicht in die Nase gelangen.

Oben fügtest du diesen Satz noch dazu:

Zitat

Auch in der Wärme ist kein Anisgeruch festzustellen......

Deshalb die genauen Nachfragen.
Fühle dich bitte dadurch nicht gegängelt, ich muss dich irgendwie einschätzen können.
Dein Beispiel mit den parfümierten Konsumprodukten war allerdings sehr überzeugend.

Sicherlich kennst du dann auch viele Beispiele, wo du sagst: hier riechts aber verbrennt, verschmort, nach xyz und du erntest nur fragende Blicke, oder du möchtest mitunter ausreißen, weil sich manche Menschen (deiner Meinung nach) viel zu viel eingedieselt haben.

An Pilzen riechst du Aromen, über die sich andere null Gedanken machen, weil das eben nach Pilz riecht oder noch gar nichts.

Passt das so ähnlich?
Ingo W

**Ingo W**

Auch die Geruchsblindheit für ganz spezielle Gerüche ist nicht negativ gemeint: ich habe eine liebe Pilzfreundin, bei der alljährlich bei den Pilzausstellungen der gleiche Fakt zum Vorschein kommt:
Sie riecht Anis von Trichterlingen nicht.
Ansonsten kann man mit ihr vor Ort an bestimmten Pilzen prima über viele Gerüche diskutieren, aber ausgerechnet in dem "Anis-Bereich" fehlen wohl bestimmte Rezeptoren in der Nase.

Bei deiner guten Nase würde mich interessieren, wie du den Geruch von Cortinarius variecolor (Erdigriechender Schleimkopf) und Cortinarius traganus (Lila Dickfuß) wahrnimmst.
Kannst du da mal speziell drauf achten?

VG Ingo W

**PomFunga**

Lieber Ingo,

mit mir kannst du über Gerüche diskutieren.
Du scheinst diesbezüglich ähnlich veranlagt zu sein wie ich.

Ich bemerke zielsicher in einem großen Raum eine angeschimmelte Zitrone. Oder errieche Inhaltsstoffe in Produkten, die man ursprünglich nicht erwarten würde. Ein Blick auf die angeführte Produktdeklaration bestätigt dann meine Wahrnehmung.

Cortinarien nehm ich mir für die kommende Pilzsaison vor.
Dazu werde ich mich aber vermutlich noch zusätzlich mit dem Mikroskopieren vertraut machen müssen.

Mit der rein makroskopischen Bestimmung kommt man auf diesem Gebiet nicht weit.

Und genau bei dieser Gattung, ist mir bisher aufgefallen, dass ich hier so viele zusätzliche Duftnoten wahrnehme, dass ich den von anderen beschriebenen Noten, wie z.B."erdig" nicht uneingeschränkt zustimmen kann.

Aber wie gesagt:

"Anis an sich, auch an Aniszähling, Anistrichterlingen und vor allem an anderen Exemplaren der Anistramete - alles schon "erschnüffelt"."

Anisgeruch ist mir also, wenn er tatsächlich vorhanden ist, durchaus geläufig.

LG Roswitha

**Ingo W**

Hallo Roswitha!

Hab gedacht, du bist auch bei Pilzausstellungen dabei, da würden die Arten dann ausliegen.
Auch bei Cortinarien (Schleierlinge) gibt es Arten, die ohne Mikro bestimmbar sind.
Die beiden genannten Arten werden von "guten Nasen" geruchlich völlig anders wahrgenommen als von der Mehrheit. Solche Arten sind wahnsinnig interessant!
Schleierlinge haben fast immer einen Geruch, dummerweise findet man meist kein Gleichnis dazu.

VG Ingo W

**PomFunga**

Ja Ingo,
bei den Ausstellungen und vor allem den monatlichen Pilzwanderungen der MYAG werde ich in Zukunft besonders darauf achten (und auch hier berichten).

Das Bestimmungsmerkmal "Geruch" lassen viele Autoren leider oft unbeachtet.

Vielleicht auch deshalb, weil Pilze im Laufe ihrer Wachstumszeit ihren Geruch verändern. Deshalb werden in positiven Beispielen mehrere mögliche Düfte angeboten.

Manchmal stelle ich einen ganz bestimmten Geruch fest. Wenn ich daraufhin die Literatur durchkämme, muss ich leider oft feststellen, dass der noch bei keiner der in Frage kommenden Arten eingetragen wurde.

Außerdem gibt es keine fixen Parameter. Allgemein bekannte Gerüche als Vergleich herzunehmen, ist hier wohl am hilfreichsten.

Werde auf alle Fälle dran bleiben
Roswitha

**Ingo W**

Hallo Roswitha!

Zitat

Das Bestimmungsmerkmal "Geruch" lassen viele Autoren leider oft unbeachtet.

Weil es leider zu unzuverlässig ist. Aber nicht, weil der Pilz jedes Mal anders riecht, sondern weil Menschen sich am gleichen Fruchtkörper über den Geruch uneinig sind.

Zitat

Vielleicht auch deshalb, weil Pilze im Laufe ihrer Wachstumszeit ihren Geruch verändern. Deshalb werden in positiven Beispielen mehrere mögliche Düfte angeboten.

Genau, denn das gibt es auch.
Im extremen Beispiel kann ein Pilz jung anders riechen als reif.
Einige Pilze haben einen Trockengeruch, und verletzt riechen sie dann anders. Hebeloma z.B., da kann bei manchen Arten aus trocken Schokolade/süßlich angekratzt dann Rettich werden, beim Gurkenschnitzling kann der starke Heringsgeruch angekratzt zur frischen Gurke werden, beim Maggipilz kann es sein, dass der frisch nicht nach Maggi riecht, das gleiche beim Kokosflockenmilchling mit Kokos.

Ich will mal aufhören. Wichtig ist, dass du dich auf deine Nase verlassen kannst. Wenn du im Jahre 2010 am Pilz XY Pommesfett gerochen hast, dann wird das auch Jahre später noch so von dir empfunden.

VG Ingo W

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