Was der Wald so hergibt ... (1)

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.397 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. August 2019 um 23:00) ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,

    heute möchte ich euch zu einer "virtuellen Pilztour" einladen. Es geht durch einen mittelfränkischen Mischwald mit Kiefern, Buchen und Fichten, der die letzten Wochen wohl ausreichend Himmelswasser bekommen hat.
    Das Ganze steht wohl unter einem guten Stern für alle Täublinge und Rotfußröhrlinge, denn davon gibt's massenhaft. Aber alles wird abgelichtet, ob häufig, bekannt oder unbekannt.

    Gleich am Grünstreifen des Waldrandes begrüßte mich ein Grauer Scheidenstreifling Amanita vaginata s.l.

    Gefolgt von den ersten Täublingen, hier dem Buckel Täubling Russula amara - mit Buckel, milden Fleisch und bitterer Huthaut unter Kiefern nicht zu verkennen.


    Und dem Stink Täubling Russula foetens.

    Wenig später stolpere ich förmlich über die ersten Maronenröhrlinge Imleria badia.

    Auf einmal leuchten mir ein paar rote Täublinge entgegen. Obwohl sie schon nach "scharf" aussehen koste ich und werde nicht enttäuscht. Nach wenigen Sekunden war klar, die Zungenspitze ist heute nicht mehr voll einsatzfähig - er scheckte scharf UND bitter zugleich. Die Huthaut war seltsam pergamentartig dünn und lässt sich nur am Rande etwas lösen. Sporenpulver Creme IIc-IIIa (MARXMÜLLER). Auffällige Reaktionen: Guajak erst nach 20s und sehr dunkel.

    Das Mikroskop erbrachte dann Gewissheit: Es ist der Bluttäubling Russula sanguinaria.

    Hutdeckschicht mit Pileozystiden, welche meist 1-3 Septen haben. Wenige sind an der Spitze auch eingeschnürt. Und Sporen mit relativ hohen, aber stumpf abgerundeten Stacheln, kaum verbunden.

    Die nächsten paar Meter gibt es nur noch eines - den Rotfußröhrling (und ich meine den Gemeinen crysentheron s.str., denn der ist rot im Stielfleisch) in Massen. Alle jedoch schon in weichlichen Zustand, aber was soll's ich bin eh kein Fan von ihm.

    Außerdem säumte den Waldboden ein viertel Hexenring mit Kiefern-Korallen Ramaria eumorpha (?).

    Reaktion auf Kalilauge orange, gelbe Rhizomorphen und den ampulliformen Schnallenübergang lassen mich ähnliche ausschließen. Aber ich habe das Ramaria Buch von Christian nicht, also wer weis...

    Wenig davon entfernt, unter einer einzelnen Eiche ein einsamer Eichen-Milchling Lactarius quietus. Schmeckt übrigens nach "0".

    Nun geht unser Wald in einen fast reinen Buchenwald über. Hier suchte ich an bekannter Stelle (befreundeter PSV) nach dem Schöngelber Klumpfuß wurde jedoch getäuscht. Nur ein Schwefelritterling Tricholoma sulphurum s.l.X(

    Etwas später stolperte ich wieder über Täublinge: Zuerst ein Frauen Täubling Russula cyanoxantha.

    Dann folgte ein weiterer toller Fund: Der Grüne Speise-Täubling Russula heterophylla. Bemerkenswert ist wie weich und speckig die Lamellen waren, man könnte an einen Grünen Frauen Täubling oder Grünen Bikentäubling denken. Die intensiv lachorange Eisensulfatreaktion lässt jedoch ersteren und weißes Sporenpulver Ia (MARXMÜLLER) zweiteren ausscheiden. Auch die regelmäßig vor dem Stiel gegabelten Lamellen sind bei R. herteophylla sehr markant.

    Dann wurden die Nadelbäume wieder zahlreicher und brachten kleine Flockenstielige Hexenröhrlinge Neoboletus erythropus hervor.

    Gefolgt von dem Dick- und Dichtblättrigen Schwärz-Täubling Russula nigricans & densifolia.

    und weiter geht's im Teil 2 ...

    LG Steigerwaldpilzchen

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

    Einmal editiert, zuletzt von Steigerwaldpilzchen (23. August 2019 um 22:30)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Steigerwaldpilzchen!

    Hurra, Ritterlinge. :)
    Wenn ich da die ersten sehe, freue ich mich immer.
    Diese Korallen sind wirklich verflixt schwierig, auch noch mit Josef Christans Ramarienbuch.
    Dafür kenne ich Leute, die den Buckeltäubling sehr lecker finden - ich persönlich meine so naja, und habe ihn lieber zum Angucken. Immerhi eine der wenigen Arten der Gattung, die sogar ich meistens gut im Feld schon ansprechen kann.


    LG, Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.