Hallo!
Am vergangen Sonntag ging's in den Wald in der Nähe des Frankelbachs.
Es handelt sich um einen Waldabschnitt, der durch Bachnähe auch im Sommer feuchter bleibt.
Hier wachsen Rotbuchen, Hainbuchen, Eichen und Feldahorn u.a.m., eingestreut auch Nadelbäume wie Kiefern und Fichten.
Ich wollte mir die Kernflechten (Pyrenula nitida) an den Hainbuchestämmen ansehen, eventuell die Rötliche Stäbchenflechte (Bacidia rubella) am Feldahorn suchen und finden.
Einfach mal gucken...
Leider war der Himmel nach einer Woche Sonnenschein bedeckt und das Licht ungünstig.
Aber die Wochenenden sind halt wettermäßig so wie sie sind.
Bild 1 Unterwegs in den Wald
Cladonien gibt es in meiner Gegend nicht sehr viele.
Die Gewöhnliche Säulenflechte findet sich allerdings öfter und ist hier an der Basis eines einem Kiefernstamms am Wegesrand recht gut entwickelt:
Bild 2 Cladonia coniocraea, Gewöhnliche Säulenflechte
Wie erwartet, an einem der ersten spannrückigen Hainbuchenstämme finden sich die fettig glänzenden Kernflechten.
Seitdem ich diese Flechten, die auf den ersten Blick vielleicht unscheinbare wirken, erstmals entdeckt hatte, gefällt mir ihre elegante Form sehr gut.
Bild 3 Glänzende Kernflechte, Pyrenula nitida mit großen, schwarzen Perithecien und olivgrünem Thallus
Sehr pittoresk ist dieser Stammabschnitt mit mehreren Kernflechten-Thalloi, die sich mit ihren dunklen Vorlagern gegeneinander abgrenzen:
Bild 4 Kernflechten
Einige Bäume weiter finde ich die erste Rötliche Stäbchenflechte tatsächlich an einem Feldahornstamm.
Unspektakulär, wenn man keine Lupe dabei hat - sollte man immer bei sich führen!
Bild 5 Am Mittelstamm eines Feldahorns die erste Stäbchenflechte (Bacidia rubella) mit Fruchtkörper (rötliche Apothecien)
Kuchenflechten fehlen natürlich auch nicht:
Bild 6 Große Kuchenflechte, eventuell Lecaonra chlarotera (Helle Kuchenflechte), an Hainbuche mit dicht gedrängt unförmigen, braunen Apothecien.
An einem Baumstubben eine Clandonie, mit hellbraunen Fruchtkörpern!
Manche der Podetien sind Säulen, manche mit befingerten, flachen Bechern, oder klassisch mit Bechern entwickelt.
Die Podetien sind fein-sorediös, besitzen auch Blättchen; andere Stellen schimmern unberindet weiß.
Das könnte sehr gut Cladonia ramulosa, die Runzelige-Keulenflechte sein:
Bild 7 Claodina cf. ramulosa an Stubben
Unter einem abgebrochenem Stück des morschen Stubbens überwintern einträchtig ein schwarzer Käfer und eine Käferlarve mit orangenen Flecken.
Vielleicht weiß jemand von euch wer die beiden sind?
Nach dem Foto dürfen die beiden weiterruhen.
Bild 8 Überwinternde Insekten
Hundsflechten sind hier nicht sehr häufig.
Wenn überhaupt, finde ich P. praetextata, hier üppig an einem Stubben in unmittelbarer Bachnähe.
Die Flechten wachsen an allen Seiten des Stubbens:
Bild 9 Peltigera praetextata, die Schuppen-Hundsflechte
Bild 10 Lappen der Hundsflechte mit deutlicher Isidienbildung
In einem abgelegenerem Abschnitt liegen einige bemooste, liegende Stämme:
Bild 11 Junges Totholz
Hier gibt es einen Erstfund für mich, Holwaya mucida, der Linden-Schwarzbecher.
Hauptfruchtformen und Nebenfruchtformen dicht an dicht wachsend:
Bild 12 Holwaya mucida, der Linden-Schwarzbecher
Bild 13 Nebenfruchtform von Holwaya mucida, der Linden-Schwarzbecher mit grauer, klebriger Konidienmasse am oberen Ende, die wohl von Tieren verbreitet wird.
Samtfüßrüblinge dürfen nicht fehlen:
Bild 14 Flammulina spec, Samtfüßrübling
An einem Feldahorn werde ich nochmals fündig!
Wieder Bacidia rubella, die Rötliche Stäbchenflechte.
Hier ist auch das typisch koralloide, grünliche Lager in gröperen Mengen vorhanden:
Bild 15 Bacidia rubella
An einem kleinen aufgestauten Weiher finden sich kleine Strauchflechten.
Bild 16 Mehlige Astflechte, Ramalina farinacea
Bild 17 Baummoos, Evernai prunastri mit weißlicher Unterseite (verdrehte Thalluslappen in Bildmitte zeigen die weiße Unterseite)
Bild 18 Lepra amara, Bittere Porenflechte
Die Grauschüsselflechten (Hypotrachyna), hier die grob-sorediöse Art, kenne ich eher aus Obstgärten, ist aber auch mal im Wald zu finden:
Bild 19a Hypotrachyna cf. afrorevoluta (Afrikanische Grauschüsselflechte) überwächst hier eine büschelige Astflechte (Ramalina farinacea)
Bild 19b Ramalia mit Hypotrachyna darüber - beide Flechte sind sorediös
Bild 20
Bild 21 Astflechte (Ramalina) mit Schriftflechten (Graphis)
Es war wieder ein schöner Sonntagvormittag mit hübschen, teils unverhofften Funden.
Ich hoffe, ich konnte euch etwas am meiner Entdeckerfreude teilhaben lassen.
LG, Martin