Jetzt mit "'Frühchen" Bildern! - Wohlriechender Korkstacheling

Es gibt 49 Antworten in diesem Thema, welches 34.060 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. Juni 2021 um 21:41) ist von Habicht.

  • Liebe Mitglieder,

    ich habe mich eben erst angemeldet, also wenn ich nicht alles richtig mache...

    Habe gestern beim Spaziergang im Wald hier in der Eifel einen merkwürdigen Pilz entdeckt - er sieht ein wenig wie schechte Milch mit blauen Füßen aus:)

    Beim Vergleich mit den Bildern im Internet bin ich auf dieses Forum gestoßen. Nach den Bildern könnte es der Wohlriechende Korkstacheling bzw. Duftstacheling sein. Laut der weiteren Beschreibung ein sehr seltener Pilz, daher wäre ich froh, wenn mir jemand dies bestätigen könnte.

    Beste Grüße aus der sonnigen Eifel




    Einmal editiert, zuletzt von Bibiane (24. Juni 2019 um 22:38)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bibiane!


    Ein Stacheling ist das auf jeden Fall, und damit auch ein wirklich schöner Fund. :)

    Die Bestimmung ist mitunter nicht ganz einfach, auch auf eine Gattung mag ich mich erstmal noch nicht fest legen.

    Schwarze Duftstachelinge (Phellodon niger) haben jung auch bläuliche Stacheln und solche weißen Hüte, aber der Habitus erscheint mir doch ungewöhnlich für die Art.

    Das wäre die einzige Option bei Phellodon, bei Hydnellum (Korkstachelinge) gibt es noch zwei oder drei weitere Arten.

    Neben dem erwähnten Wohriechenden Stacheling (Hydnellum suaveolens) muss man aus der Gruppe auf jeden Fall noch Hydnellum caeruleum und Hydnellum ferrugipes im Auge haben. Ob's weitere Arten mit solchen bläulichen Stacheln gibt, müsste ich nachgucken.

    Für die Bestimmung braucht es auf jeden Fall erstmal ein Schnittbild, und man wird wohl auch noch ein paar Tage warten müssen, daß auch reife Fruchtkörper dabei sind, wo man die Farbverläufe besser beurteilen kann, die Hutoberfläche sich strukturiert hat und wo man auch einen Sporenabwurf bekommt (auch für die mikroskopische Untersuchung).

    Selten und schützenswert sind die aber alle!


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    herzlichen Dank für die Hinweise. Macht es Sinn, da nochmal etwas später hinzugehen und weitere Bilder und ggf. auch Schnitte zu machen, oder ist er so selten, dass ich ihn besser in Ruhe lasse. Und wenn, wie lange soll ich warten? Habe leider davon keine Ahnung, da ich dieses Exemplar zum ersten Mal gesehen habe.

    Beste Grüße

    Bibiane

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bibiane!

    Wie schnell die sich entwickeln, ist schwer abzuschätzen. Vor allem angesichts der Unwetter in den kommenden Tagen. Insofern wäre es vielleicht sogar gut, zumindest einen Fruchtkörper schon mal einzusammeln, ein Schnittbild vom Hutscheitel durch den Stiel bis zum untersten Ende der Stielbasis zu machen, und dann den Pilz zu trocknen (was wiederum bei der Unwetterlage der kommenden Tage ja rasch geht: Einfach auf die Fensterbank legen).

    Einen oder zwei Fruchtkörper aus der Kollektion zu entnehmen ist halt notwendig für die Bestimmung, und für die Kartierung, und wenn man einen beleg anfertigt, dann könnte man den Fundort für die Zukunft in Ruhe lassen und müsste keine weiteren Fruchtkörper abmachen. :)

    Ich habe mal im Nachbarforum einem hervorragenden Pilzkenner aus der Eifel (Karl Wehr) auf den Fund aufmerksam gemacht, der auch die Kartierung für NRW betreut. Wenn er INteresse hätte, sich den Fund anzusehen, wärst du eventuell sogar bereit, mit ihm mal da hin zu fahren oder ihm Koordinaten zu schicken?
    Alles per PN zw. Email natürlich.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    ich kann gerne in den nächsten Tagen nochmal dahin und nehme ein Teil heraus und schneide es so auf. Wenn der Pilz so selten ist, sollte er natürlich geschützt und kartiert werden, von daher habe auch nichts dagegen Herrn Wehr den Fundort zu zeigen. Der Platz ist leicht zugänglich, eigentlich am Wegrand.

    LG Bibiane

    Einmal editiert, zuletzt von Bibiane (25. Juni 2019 um 12:38)

  • Hallo Pablo,

    war eben nochmal an der Fundstelle. Anbei die Schnittbilder, hoffe sie sind so ok. Habe so etwas noch nie gemacht. Der Pilz scheint unter der Hitze (an die 30 Grad und seit Tagen nur trocken)zu leiden, er fühlt sich beim Schneiden sehr hart ( für einen Pilz) an und scheint an sich zu schrumpfen. Die Oberfläche dunkelt hellbeige nach. Und er hat im oberen Teil des Fruchtkörpers ganz offensichtlich Ringe wie ein Baum. Er scheint auch auf einer Baumwurzel im Boden zu wachsen. Einen Teil habe ich noch nicht geschnitten und werde ihn wie vorgeschlagen trocknen.

    Beste Grüße

    Bibiane

  • Hallo Bibiane,

    etwas anderes als Hydnellum suaveolens, Wohlrichender Korkstaheling kann ich dem Schnittbild nicht entnehmen,

    Pablo hat es bereits geschrieben, die sind selten und daher schützenswert,

    Schöner Fund,

    LG

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bibiane!


    Der Fruchtkörper sieht immerhin noch ziemlich frisch uund intakt aus. Diese Korkstachelinge sind reif immer ganz schön fest und eben "korkig", das passt schon.
    Von den drei Arten mit blauem Fleisch sind die oben erwähnten Hydnellum ferrugipes und Hydnellum caruleum raus: Die hätten im Schnitt in der Stielbasis bzw. im unteren Stielteil noch orangene Farben.
    Karl hat es gestern auch schon vermutet, daß es auf Hydnellum suaveolens hinaus läuft. Ich würde das nun als bestätigt betrachten.
    Ich schicke dir trotzdem gleich mal noch eine PN mit Karls Mailadresse, er würde sich freuen, wenn du Kontakt aufnimmst.
    Wenn es ein neuer Fundort ist, wäre das natürlich besonders toll!


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo, hallo Peter,

    herzlichen Dank für Eure schnelle Hilfe!

    Ist schon überraschend was man nach so vielen Waldspaziergängen noch alles entdecken kann.

    LG Bibiane

  • Hallo Bibiane,

    was für ein famoser Fund! Würde ich auch gerne mal finden. Korkstachelinge habe ich in Deutschland noch nie gefunden, nur in Schweden.

    Klasse, dass du dir dann gleich die Mühe gemacht hast, den Pilz zu fotografieren, dich hier anzumelden und nachzufragen usw.!

    Beste Grüße

    Sabine

  • Liebe Mitglieder,

    werde versuchen den Pilz noch ein paar Wochen fotografisch zu begleiten, er macht wohl noch so einige Veränderungen durch. Bin mal gespannt...

    LG Bibiane

  • Liebe Bibiane,

    ich freue mich auf deine weiteren Aufnahmen. Fein, dass an diesem nicht alltäglichem Pilz dranbleibst,

    LG

    Peter

  • Hallo Peter,

    eine Frage habe ich noch: Duftet der Korkstacheling auch so intensiv ? Dieser hier hat nämlich einen sehr angenehmen Geruch, der stark an Parfum erinnert. Kann es dann nicht doch der Duftstacheling sein?

    LG

    Bibiane

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bibiane!


    Es gibt keinen Dufstacheling mit so blauem Fleisch innen. In Europa kommen vier Arten von Duftstachelingen vor, bei allen ist das Fleisch im Schnitt schwarz, schwarzbraun, braun, ockerbraun oder blass ockerlich. Die Duftstachelinge haben die Gemeinsamkeit, daß sie getrocknet (!) nach Maggi - Würze riechen, und das ziemlich extrem. Also nicht eben süßlich.

    Frisch riechen sie gar nicht. Bei den Korkstachelingen gibt es schon Arten mit extravagantem Geruch, aber die sollten getrocknet (!) nicht nach Maggi riechen.
    Der Name deines Fundes könnte da durchaus Programm sein: "suaveolens" sollte frei aus dem lateinischen übersetzt so viel wie "duftend" oder "wohlriechend" heißen. Der darf das also, der Geruch ist aber wohl nicht immer ausgeprägt.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    danke für die schnelle Antwort! Also er riecht tatsächlich nicht nach Maggi, auch nicht der getrocknete Teil, sondern sehr angenehm - ein wenig süßlich.

    LG

    Bibiane

  • Hallo Bibiane,

    leg' ein Exemplar bald nach der Trocknung in eine Dose und riech' nach ein paar Tagen daran. Du wirst über diesen kostenlosen Geruchsverstärker erstaunt sein.

    Die Duftende Tramete, Antrodiella fragans verströmt bereits im Wald einen angenehmen, fast betörenden Duft. Leider ist es manchmal schwer bis unmöglich, Gerüche nachvollziehbar zu beschreiben. Vor allem dann, wenn man keinen Vergleich zur Hand hat oder weil es schlicht dazu keinen gibt.

    @ Servas Pablo,

    den Tipp mit der Dose hast einst du mir gesteckt, den wende ich mittlerweile auf alle Funde an. Bibiane's Fund riecht deiner lat. Übersetzung entsprechend, duftend oder wohlrichtend. 'fragant' in Englisch und 'fragente' in Spanisch kommen zum gleichem Ergebnis, für meine dufte Tramete. ;.)

    LG

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Salve!

    OK, dann warten wir mal ab, wie sich die Fruchtkörper weiter verhalten.

    Übrigens auch bei dem zugeschickten fruchtkörper gab es ausreichend reife sporen zu finden, die allerdings wegen akuterr Winzigkeit nicht einfach zu fotografieren sind.

    Hier ein paar Bilder:

    Solche wunderbar konservierten Fruchtkörper zu untersuchen, ist wirklich ein Spaß!

    Danke für's Zusenden, bei nächster Gelegenheit gebe ich den Beleg weiter an die Pollichia in Bad Dürkheim (und vergesse hoffentlich nicht, hier noch die Herbarnummer zu posten).

    Die mikroskopischen Details sind in diesem Fall nicht wirklich bestimmungsrelevant, denn die Art ist schon durch ihre makroskopischen Merkmale gut zu bestimmen.
    Die Untersuchung war also mehr aus persönlichem Interesse. Schaden kann es nicht, bei vielen anderen Arten der Gattung sind mikroskopische Merkmale zur Bestimmung unverzichtbar.


    LG, Pablo.

  • Liebe Mitglieder,

    nach dem Pablo beeindruckende Bilder von der ganz feinen Art gemacht hat - wirklich toll anzusehen!

    Hier nochmal die neusten Bilder nach dem Wochenende. Der Kandidat zeigt sich ein wenig desformiert und stellenweise schleimig.

    LG Bibiane

    • Offizieller Beitrag

    Salve!

    Die komischen Formen sind normal, glaube ich.
    Immerhin: Die Fruchtkörper stehen noch, haben die Hitzephase also gut überstanden. Erfreulich, denn bei solchen seltenen Arten ist es schon wichtig, daß die am Standort so viele Sporen wie möglich produzieren können.

    Diese Stachelinge sind übrigens Mykorrhizapilze, bilden also Symbiosen mit Bäumen. Diese Art wohl vorwiegend mit Nadelbäumen (gerne Fichte, wohl aber auch Tannen, vielleicht Kiefern), aber auch vereinzelt miT Laubbäumen (wie zB Rotbuche) sollte man nicht ausschließen. Darum sind sie oft auch für längere Zeit standorttreu, auch wenn sie nicht jedes Jahr Fruchtkörper bilden. Solange aber der Partnerbaum (oder die Partnerbäume, ein Mycel kann mit mehreren Bäumen gleichzeitig in Kontakt sein) lebt und die Ökologie vor Ort nicht zu stark verändert wird (starke Versauerung, Übersättigung mit Nährstoffen, Veränderungen in der Feuchtigkeitskapazität des Bodens durch zu starkes ausdünnen des Waldes), kann der Pilz sehr alt werden und an der Stelle viele Jahrzehnte lang leben und hin und wieder Fruchtkörper bilden.


    LG, Pablo.

  • Liebe Mitglieder,

    hier nun die neuesten Bilder nach sehr heißen und trockenen Tagen. Der ausgiebiger Regen Samstagnacht war unbedingt nötig.

    Unser Pilz zeigt dramatische und farbintensive Veränderungen. Auch die kleinen Tierchen haben ihn entdeckt...

    LG Bibiane