Hallo Pilzfreunde,
Prof. S. Berndt Toxikologe der DGfM hat mir seine Antwort per email mitgeteilt, die ich hier auch veröffentlichen darf:
Sehr geehrte Frau Kothe,
die zitierte Warnung stammt nicht von der DGfM sondern, soweit mir bekannt, von der Bayerischen Mykol. Gesellschaft. Ich halte sie für übertrieben und sie stößt bei Pilzfreunden auf Unverständnis! Was ist der Hintergrund?
Es geht um den Falschen Wiesenegerling -Agaricus pseudopratensis- und um den Falschen Waldegerling- A.freirei- . Beide extrem seltene Arten geben sich nicht sicher durch eine chromgelbe Stielbasisverfärbung und den Phenolgeruch , mit denen wir u.a. die Karbolgerlinge identifizieren, zu erkennen.
So ist A.freirei mit dem Rebhuhnegerling verwandt, gilbt aber garnicht sondern rötet nur und riecht erst nach längerem Liegen nach Phenol. Er ist ein Dünenpilz, der wohl Sand benötigt. (3 Datensätze in pilze-deutschland.de!)
Der Falsche Wiesenegerling (14 Nachweise in Deutschland) kann mit Horak oder Gröger ausgeschlüsselt werden. Er wird als deutlich gedrungener und kleinwüchsiger beschrieben und seine Sporen sind kleiner als die der Verwechselungsart, dem Echten Wiesenchampignon. Die Angaben zu Geruch und Verfärbung der Basis nach Verletzung sind in der Literatur unterschiedlich und damit unzuverlässig. Übereinstimmend wird eine Rötung des Fleisches angegeben. E. Ludwig beschreibt ihn als "nur giftverdächtig".
Vergiftungen sind mir mit beiden Arten bisher nicht bekant geworden. Falls sie auftreten, dürfte ihr Verlauf eher mild sein. Selbst Intoxikationen mit Karbol-,Perlhuhn- und Rebhuhnegerlingen verlaufen i.d.R. nicht schwerwiegend und oft bleiben sie auch folgenlos.
Noch eine Bemerkung zum Agaritin: Während in älteren Arbeiten nach Fütterung mit Pilzextrakten über längere Zeit und in hohen Dosen in Tierversuchen die Tumorinzidenz erhöht werden konnte und auf Agaritin zurückgeführt wurde, stellen neuere Untersuchungen diese Ausage in Frage. So wurde festgestellt, dass Agaritin auch in höheren Konzentrationen keine genotoxische oder kanzerogene Potenz besitzt sondern sogar eine antitumorale Wirkung gegen Leukämiiezellen hat. Außerdem ist Agaritin hitze-,kälte- und lagerungsinstabil.
Kritischer sehe ich, dass Egerlinge Schwermetallsammler sind. Deshalb sollten Aufsammlungen von Strassenrändern und aus der Nähe von Fabrikanlagen nicht verzehrt werden. Bei nur gelegentlichem Verzehr ist aber keine Schwermetalvergiftung zu befürchten.
Mit freunlichem Gruß und den besten Wünschgen für Sie
Ende der email