Pilztour in Mittelfranken

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.724 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Juli 2020 um 05:17) ist von pilz_marie.

  • Hallo,

    ich habe heute mal wieder durch die Wälder geschaut und möchte euch zeigen was bei uns zu finden war.

    Stockschwämmchen mit Trockenschaden Pholiota mutabilis


    Mit im Schnitt bräunlichen Stielfleisch Ziegenlippe Xerocomus subtomentosus


    Auch schon lediert: Gemeiner Rotfußröhrling Xerocomellus chrysenteron


    Junger Goldröhrling Suillus grevillei, die Lärche hab ich erst suchen müssen :wink:

    Gallenröhrling Tylopilus felleus


    Der erste Maronenröhrling Imleria badia der Saison

    Grauer Wulstling Amanita excelsia var. spissa


    Perlpilz Amanita rubescens


    Samtfuß-Holzkrempling Tapinella atrotomentosa


    Eine sehr ledierte Rotkappe, keine Espen, Birken, Eichen, in der Nähe, gewachsen unter Fichte, Kiefer, weiter entfernt Buche. Im Schnitt nur schwach verfärbend, rötend, dann grau. Der Stiel hat einige blaugrüne Stellen. Für eine Laubwaldrotkappe ist mir der Hut zu rot, ich denke das geht in Richtung Leccinum cf. vulpinum was in dem Zustand natürlich geraten ist. Egal, die Freude ist groß da ich bei uns nur selten Rotkappen finde.



    Dann ncoh die Funde, welche meine Trockenpilz-Vorräte auffüllt.

    Flockenstieliger Hexenröhrling Neoboletus erythropus


    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Thiemo,

    toll was so alles bei dir wächst. Bei deinem Rotkappenfund solltest Du aber Leccinum piceinum, die Fichtenrotkappe nicht außer acht lassen.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo Thiemo

    Schöne Funde obwohl halt schon etwas lädiertem Zustand. Die Rotkappe könnte auch mit dieser blauen Verfärbung Richtung Birkenrotkappe / LECCINUM TESTACEOSCABRUM gehen.

    Ist jedoch einer Birken gebunden und in deinem Fall war ja keine ersichtlich. Deshalb reine Spekulation.

    Danke für das zeigen deiner Funde.

    LG Andy

  • Hallo,

    Pholiota mutabilis

    ich hatte den Eindruck, dass die Gattung der Stockschwämmchen Kuehneromyces und das Gemeine Stockschwämmchen Kuehneromyces mutabilis heißt?

    Ist das ein alter Name für die Art?

    Kann man beide Namen nutzen?

    Liebe Grüße

    Marie

  • Hi,

    danke für eure Antworten.

    Die alternative Fichtenrotkappe hatte ich gar nicht mehr im Kopf. Ich würde nur vorsichtig die Espen-, Birken- sowie Laubwaldrotkappe ausschließen. Bei einem zerfressenen und eingetrockneten Einzelfruchtkörper ist mehr wahrscheinlich nicht drinn. Allgemein bin ich von der ganzen Rotkappen-Taxonomie nicht so überzeugt ...

    marie: Die Systematik ist ja ständig im Umbruch. Wo ich vor 2 Jahren bei Index Fungorum nach dem Stockschwämmchen geschaut habe wurde ich überrascht. Das mir bekannte Kuehneromyces mutabilis wurde auf einmal in die nah verwandten Schüpplinge als Pholiota mutabilis integriert. Aktuell hat man die Gattung der Stockschwämmchen erneut abgespalten und der Pilz heist wieder wie vorher. Man muss nicht jeden Nomenklaturischen Schnellschuss mitmachen, dass weis ich nun besser, als vor ein paar Jahren. Eine gute Referenz ist die Seite -> Willkommen bei den Pilzen Deutschlands, wo Änderungen erst nach einiger Zeit und nicht ungeprüft übernommen werden. Zurück zum Thema; Hier hab ich irgendwie noch den Schüpplingsnamen in der Großhirnrinde abgespeichert. Aktuell (wer weis wie es morgen ist) stimmt korrekterweise wieder Kuehneromyces mutabilis. Aber ich denke du kannst beide Begriffe synonym verwenden, denn in diesem Fall dürfte die Art ja unstrittig unmissverständlich sein.

    LG Thiemo

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  • Hallo Marie,

    eigentlich ist zu Thiemos Erklährung wenig hinzuzufügen. Ich möchte aber noch mal betonen, dass auch ein Synonym niemals ein zweites Mal an eine andere Art vergeben werden darf. Sämtliche alte Namen, und die Liste ist manchmal ziehmlich lang, bezeichnen immer noch die Art für die sie einmal vergeben wurden. Natürlich gilt ihre Verwendung als unüblich. Das ist etwas witzig: Man bezeichnet mit einem Synonym nicht etwas Falsches, man bezeichnet es nur falsch. Im allgemeinen wird das tolleriert, man macht sich vielleicht gegenseitig aufmerksam. Warum nun das Ganze? Ich möchte noch mal versuchen einfach zu erklähren. Früher diente die Systematisierung der Natur der Verständigung unter den Naturforschern, während man heute bestrebt ist das natürliche System analog zu dem natürlichen Stammbaum der Arten zu gestalten. Die ganze Umbenennung und lästige Hin- und Herbenennung folgt der Erforschung der natürlichen Zusammenhänge. Und die steht nicht still, wie Thiemo schrieb, sondern wurde in den letzten Jahrzehnten durch den Einsatz molekularbiologischer Methoden erneut aufgemischt.

    LG, Diether

  • Hallo Thiemo,

    hallo Diether,

    danke für eure Antworten.

    Ich sehe ein, dass die moderne Wissenschaft die Zusammenhänge besser erforscht und man dann Gattungen, Familien, Ordnungen etc. hin- und herschiebt. Macht ja alles Sinn. Aber ich verstehe nicht ganz, dass man die alten Synonyme dann bestehen lässt und sie nicht invalidiert.

    Beim Reich der Pilze hat's ja auch geklappt. Niemand würde heutzutage noch auf die Idee kommen, die als Pflanzen zu bezeichnen, obwohl das mal lange Zeit Stand der Dinge war.

    Liebe Grüße

    Marie

  • Hallo Marie,

    eigentlich ist zu Thiemos Erklährung wenig hinzuzufügen. Ich möchte aber noch mal betonen, dass auch ein Synonym niemals ein zweites Mal an eine andere Art vergeben werden darf. Sämtliche alte Namen, und die Liste ist manchmal ziehmlich lang, bezeichnen immer noch die Art für die sie einmal vergeben wurden. Natürlich gilt ihre Verwendung als unüblich. Das ist etwas witzig: Man bezeichnet mit einem Synonym nicht etwas Falsches, man bezeichnet es nur falsch. Im allgemeinen wird das tolleriert, man macht sich vielleicht gegenseitig aufmerksam. Warum nun das Ganze? Ich möchte noch mal versuchen einfach zu erklähren. Früher diente die Systematisierung der Natur der Verständigung unter den Naturforschern, während man heute bestrebt ist das natürliche System analog zu dem natürlichen Stammbaum der Arten zu gestalten. Die ganze Umbenennung und lästige Hin- und Herbenennung folgt der Erforschung der natürlichen Zusammenhänge. Und die steht nicht still, wie Thiemo schrieb, sondern wurde in den letzten Jahrzehnten durch den Einsatz molekularbiologischer Methoden erneut aufgemischt.

    LG, Diether

    Danke Diether,

    ich fragte mich schon seit längerem wieso wird immer noch der Synonym-Name verwendet. Bei uns im PV, habe ich versucht die neuen Namen jeweils zu erwähnen, aber die erfahrenen Pilzler korrigierten mich dann wieder mit dem Syn.

    Nun gehe ich auch strikt nach dem Index Fungorum.

    LG Andy

  • Hallo

    Manchmal darf man das nicht so eng sehen. Die wissenschaftlichen Namen ändern sich doch häufig. Hauptsache, man weiß noch, welcher Pilz gemeint ist! Morgen hat er schon wieder einen anderen Namen

    Bestes Beispiel ist der Maronenröhrling: Imleria badia, Syn.: Boletus badius und Xerocomus badius

  • Liebe Marie,

    die Synonyme sind ja ungültig. Mit der Anerkennung einer neuen Einordnung der Arten werden die alten Namen ungültig. Aber sie bezeichnen deshalb keine andere Art. Nur wollen sich viele Kollegen und Hobbyfreunde ungern von den Namen trennen, an die sie sich ein Leben lang gewöhnt haben. Darum tauchen sie immer wieder auf. Selbst in Publikationen und eben in Büchern. Das ist ein Problem der vielen, am Prozess beteiligten, Personen. Und wir sollten uns daran, wie Uwa sagt, nicht so sehr stöhren und es ein wenig locker nehmen. Für Junge ist es mühsamer auch zu wissen, was mit alten Namen gemeint ist, für Alte, immer wieder neue Namen lernen zu sollen. Nebenbei bemerkt ändern sich die deutschen Namen praktisch nie, dafür hat jede Region ihre eigenen. Die Situation ist also auch nicht viel einfacher. Mein Tip, was die mykölögischen Namen angeht, ist, nach besten Wissen die gültigen Namen zu verwenden, es aber niemanden übel zu nehmen, der noch Synonyme verwendet, weil ihm einfach die Info fehlt.

    LG,, Diether

    • Offizieller Beitrag

    Servus!

    Ich würde in dem Zusammenhang nicht unbedingt von "ungültig" sprechen. Tatsächlich ungültig wäre ein Synonym nur dann, wenn es bei der zugrunde liegenden Beschreibung Formfehler gibt. Also zB das von Diether genannte Beispiel, daß ein Name verwendet wird (sowohl Gattung als auch epithet), der schon für einen anderen Pilz gültig (und / oder als Synynm) verwendet wird. Oder es fehlt etwas Wesentliches in der Beschreibung, wie zB eine Lateinische (bzw. seit einigen Jahren englische) Diagnose.

    Wenn alle formellen Regeln eingehalten würden, kann ein Name gar nicht ungültig werden, wohl aber in eine Synonymie gestellt werden. Das passiert zB oft dann, wenn man feststellt, daß eine Pilzart mehrmals beschrieben wurde. Entweder weil der zweite Autor keine Kenntnis hatte, daß der Pilz bereits beschrieben ist, oder weil die zweite Beschreibung auf morphologischen UNterschieden beruht, bei denen man später feststellt, daß sie ins Variationsspektrum der gleichen Art gehören.

    Bei den Gattungsnamen ist es nochmal anders: Die Definitionen der Gattungen verändern sich eben mit jedem Wissenszuwachs. Darum wird auch immer mal wieder was umkombiniert. Die Erstbeschreiber von "Boletus regius" haben noch nicht geahnt, daß diese Röhrlinge mal eine eigene Gattung benötigen werden (inzwischen Butyriboletus). Das Epithet (regius) bleibt aber weiterhin gültig, weil es die Art klar definiert - nur die Zuordnung in eine Gattung verändert sich. Aber die alte Zuordnung (Boletus) kann nicht ungültig werden, sondern sie wird im grunde nur erweitert.

    Das Schöne an der wissenschaftlichen Taxonomie ist ja, daß sich jedem Taxon, jedem Name (ganz gleich ob Gattung oder Epithet) eine Beschreibung zuordnen lässt, die nach festgelegten Regeln verfasst ist. So bietet jedes Synonym (wenn es denn klar einem anderen Taxon zuzuordnen ist - auch da kann es Streitfälle geben) einen eigenen Einblick in die Identität einer Pilzart - also eine eigene, potentiell wichtige Erkenntnis.

    In dem Fall: Das Stockschwämmchen hatte lange Zeit einen Platz in der Gattung Pholiota, und das nicht von ungefähr: Denn es ist in vielen morphologischen Aspekten auch ein Schüppling. Allerdings in anderen Punkten so weit verschieden von der aktuellen Definition der Gattung, daß man ihm irgendwann eine eigene Gattung eingeräumt hat.


    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.