Meine ersten Täubline (R. cyanoxantha + R. virescens?)

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.440 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Juli 2021 um 10:50) ist von Vielfraß.

  • Hallo Gemeinde,

    Ich möchte dieses Jahr an meinem Pilzwissen arbeiten und lernen auch Pilze außerhalb der Röhrlinge zu bestimmen.

    Nun sind mir gestern beim Spaziergang einige Täublinge in den Korb gehüpft.

    Dass es tatsächlich Täublinge sind, glaube ich ziemlich sicher zu wissen, ich bin mir aber nicht ganz sicher, um welche Arten es sich handelt.

    Gefunden wurden alle Pilze in unmittelbarer Nähe einer Eichenpflanzung nahe einer Bahnstrecke - ich war mir eigentlich relativ sicher, an dieser Stelle auch Sommersteinpilze zu finden, allerdings blieb ich diesbezüglich komplett erfolglos.

    Jetzt zu den Kandidaten:

    Nummer 1 - R. cyanoxantha oder R. ionochlora? Bild 1-4

    - Hutfarbe gräulich mit rosafarbenen und leicht grau/grünlichen Stellen auf der Hutmitte - Meine Kamera bringt hier leider einen ziemlich fiesen Gelbstich ins Bild.

    - Lamellen relativ biegsam, man kann sie nach links und rechts biegen. Trotzdem noch relativ leicht brüchig

    - Kaum Geruch - wenn, dann neutral, ganz dezent nussig mild

    - Ich habe mich hier getraut, die Täublingsprobe zu machen und habe ein klitzekleines Stück probiert. Der Geschmack war angenehm pilzig, vielleicht ein bisschen mehlig. Auf keinen Fall scharf, bitter oder anderweitig unangenehm.

    Nummer 2+3 - R. virescens oder R. aeruginea? Bild 5-15

    -Hutfarbe grün gräulich, in der Mitte kräftiger - Auch hier bitte ich den Gelbstich zu entschuldigen!

    -Teilweise mit "Schachbrettmuster" - ist das die ursprüngliche Färbung oder sind das Trockenschäden?

    -Lamellen deutlich spröder als bei Kandidat Nummer 1

    -Geruch ebenfalls kaum vorhanden

    -An die Täublingsprobe habe ich mich bei den beiden Exemplaren nicht getraut.

    Liege ich mit meiner Vermutung richtig?

    Falls ich noch weitere (hoffentlich bessere) Bilder mit Details beisteuern kann, versuche ich natürlich zu helfen!

    Mit freundlichen Grüßen,

    Johannes



  • Der grüne ist sicherlich der grünfeldrige Täubling.

    Der erste schwieriger. Aber mit lila im Hut und relativ biegsamen Lamellen , milden Geschmack kann das natürlich frauentäubling sein.

    Lg Jens

  • Hallo Johannes,

    mit relativ leicht brüchigen Lamellen, wie du schreibst, kann das erste kein Frauentäubling sein. Auch den Papageientäubling halte ich für unwahrscheinlich. Die Hutfarbe ist bedingt durch das ungünstige Fotografierlicht nicht verlässlich einzuschätzen. Ohne Angabe der Sporenpulverfarbe komme ich hier nicht weiter. Falls das Sporenpulver gelb wäre, hielte ich Russula romellii, den Weißstieligen Ledertäubling für möglich - dies aber wirklich nur bei gelber Sporenpulverfarbe.

    Beim zweiten ist Russula virescens, der Grüngefelderte Täubling, sehr gut möglich. Russula aeruginea eher nicht, denn der hätte eine glatte Huthaut. Die kleinschollig aufbrechende Huthaut ("Schachbrettmuster" nennst du das) ist arttypisch für R. virescens und ein gutes Erkennungsmerkmal. Gut, dass du die Brüchigkeit der Lamellen geprüft hast, denn der Frauentäubling könnte im Extremfall auch mal so aussehen ("forma cutefracta"). Hier müsste das Sporenpulver reinweiß sein.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo ihr beiden,

    Vielen Dank für eure Einschätzung!

    Bei Exemplar Nummer 1 habe ich mich bei der Brüchigkeit der Lamellen etwas ungünstig ausgedrückt!

    Es ist nicht so, dass man die Lamellen nur mit Samthandschuhen anfassen darf, Ich kann mit dem Finger ohne weiteres ein paar Male über die Lamellen streichen, bis es zu "bröseln" anfängt.

    In der Pilzdatenbank stand, dass bei R. cyanoxantha die Lamellen "biegsam" sind. Das fand ich bei diesem Exemplar auf jeden Fall eher der Fall, als bei den anderen beiden.

    Heißt biegsam in diesem Falle, dass die Lamellen überhaupt nicht brechen und eher wie Gummi sind? Dann wäre mein Exemplar auf jeden Fall kein Frauentäubling, sondern etwas anderes.

    Habe mich selbst über die Schlechte Bildqualität geärgert und habe nochmal versucht, einige Bilder bei Tageslicht zu machen - viel besser ist es aber nicht geworden.

    Auch einen Anschnitt habe ich fotografiert. Vielleicht hilft das etwas weiter.

    Ich habe das Gefühl, dass die Lamellen sich seit gestern gelblich gefärbt haben. Sind das Anzeichen dafür, dass der Pilz beginnt auszusporen?

    Falls ja, würde das ja auch für Stephans Tipp R. romellii sprechen, oder?


  • Lieber Vielfraß, was für ein putziger Name, mir fällt sofort das braune Tier ein mit seinen Eckzähnen und großen Tatzen ---

    ich will mir dieses Jahr auch die Täublinge vornehmen, daher fehlt mir hier das Wissen.

    Aber ich habe einen Tipp zwecks der Farben, denn die Täublinge sind recht bunt. Suche eine Art Farbkarte, die ganz klar rot, gelb, grün, ... drauf hat und lege sie beim Fotografieren neben dem Pilz. Dann kann man die Farbabweichungen des Fotos etwas einschätzen.

    Und ja Tageslicht ist immer am Besten, kann aber auch im Schatten Richtung zu sehr blau gehen. Vorsicht Abendrot, verzerrt sehr die Farben.

    schöne bunte Grüße gelBlau

  • Hallo,


    Anhand der neuen Bilder kann man einen Frauentäubling sicher ausschließen. Der hätte niemals durch die Sporen derartig ocker gefärbte Lamellen.

    Ich finde Stephans Vorschlag gut, dass wird ein Ledertäubling, vermutlich der weißstielige sein.


    Der Grüngefelderte ist hier ziemlich typisch, da hätte ich keine Zweifel.:)


    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallöchen an Alle...

    Wie ist das möglich ? Ich will auch von den Täublingen mehr erfahren. Voriges Jahr habe ich einige gesehen und habe diese stehen lassen,

    da ich unsicher war.

    Leider ist mir bis heute in diesem Jahr noch keiner aufgefallen.

    Aber sehr Informativ dieser Beitrag.....

  • Hallo Erhard,

    die Pilzschulen im Schwarzwald, im Schwäbischen Wald und in Thüringen bieten spezielle Täublingskurse an, bei denen man sein Wissen über Täublinge enorm erweitern kann. Vielleicht wäre das etwas für dich?

    Hallo Vielfraß,

    auf deinen Nachfolgefotos sieht man, dass die Lamellen gelb werden, vermutlich ist dann das Sporenpulver auch gelb. Damit wird ein Ledertäubling sehr wahrscheinlich. Und betreffend die Brüchigkeit der Lamellen: beim Frauentäubling "splittern" die Lamellen nur in trockenem Zustand und bei heftigster Malträtierung. Bei zu sanftem Drüberstreichen brechen die Lamellen bei vielen Täublingen nicht, man muss sich schon trauen, den Pilz kaputt zu machen. Insgesamt erfordert die Beobachtung des Merkmals "Lamellen brüchig oder nicht" etwas Erfahrung und kann leicht zur Fehlbestimmung führen. Die Farbe des ausgefallenen Sporenpulvers ist da wesentlich zielführender, und die ist beim Frauentäubling nun mal weiß.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

    Einmal editiert, zuletzt von StephanW (9. Juli 2021 um 19:07)

  • Noch mal eine allgemeine Info an alle, die Täublinge bestimmen wollen. Die Bestimmung läuft in erster Linie über die zwei Kriterien Geschmack (scharf oder mild? ja, das muss wirklich sein, sonst kommt man zu keiner Bestimmung!) und Sporenpulverfarbe (weiß. rahm-/buttergelb, ockergelb, dotter-/goldgelb), die man durch einen Sporenabwurf (dauert ca. 3 bis 4 Stunden) erheben kann. Ganz wichtig ist auch das Habitat, in dem der Täubling gewachsen ist. Auf saurem Boden hat man ganz andere Täublinge als auf basischem Boden. Täublinge können auch sehr spezielle Gerüche haben, also am besten direkt nach dem Aufnehmen am Täubling riechen und dann nach einem halben Tag bzw. am nächsten Morgen noch mal.

    Das mit der Brüchigkeit der Lamellen oder der zurückgezogenen Huthaut sind wirklich nur Bauerntricks, die helfen können, aber es oft nicht tun.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo nochmal an alle,

    Vielen Dank für die Schützenhilfe bei der Bestimmung!

    Wenn ich demnächst so weit bin, dass ich Täublinge auch definitiv als solche identifizieren kann, werde ich auch regelmäßig zur Täublingsprobe greifen.

    Ich vermute, das wird dann nochmal jede Menge Erkenntnis bringen.

    Besonderen Dank auch nochmal für die letzten beiden Beiträge von StephanW!

    Genau solche kurze und allgemeine "Faustregeln" helfen dem Neuling wunderbar erstmal in das Thema "reinzukommen" und die ganz große Scheu zu verlieren.

    Wird sicher nicht meine letzte Anfrage zur Bestimmungshilfe gewesen sein.

    Und zusätzlich ist meine "Speisekarte" jetzt um zwei Pilze reicher geworden.

    Liebe Grüße,

    Johannes