Russula / Cremesporer im Fichtenhabitat

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 763 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. August 2023 um 08:24) ist von Corinne.

  • Liebe Interessierte


    Es ist für mich unglücklich mit einer Anfrage zu Starten ohne konkrete Vermutung anbringen zu können um welche Art es sich handelt, doch hat vielleicht jemand einen Rat/Hinweis, was ich übersehe oder falsch interpretiere als Hilfe.

    Ich habe dieselben FK zweimal innerhalb einer Woche an verschiedenen Standorten, jedoch im sehr ähnlichen Habitaten gefunden. Das Erste mal ein und das zweite Mal zwei FK (ich gehe zumindest davon aus, dass es sich um dieselbe Art handelt)

    Vorerst zur Erhebung: (leider nur makroskopisch):

    Angaben: (bezogen auf den ersten Fund):

    Baumpartner: im reinen Fichtenhabitat (Nährstoff- Stickstoffarm, aus meiner Beobachtung/Interpretation eher basisch)

    (Beim ersten Fund war es ein dichter Fichtenwald mit wenig Moos, bei zweiten Fund ebenfalls Fichten, jedoch Kiefer, Buchen und Eichen in ca 40 Meter Entfernung)

    Geruch: mild, unauffällig

    Geschmack: mild in den Lammellen ist eine leichte nicht unangenehme Schärfe wahrnehmbar. Die FK waren beide Mal nass

    Hutdurchmesser: ca. 6 cm

    Hutfarbe: bunt, am Rand hell blaugräulich, leicht lila zur Mitte grünlich/bräunlich, leichte Riefung

    (Bei den zweiten Funden sind die Grüntöne etwas intensiver)

    Hut: zur Mitte niedergedrückt

    Abziehbarkeit Huthaut: ca 1/3 abziehbar

    Lamellen: nicht sehr ausgeprägt splitternd, brüchig, zur Mitte gegabelt

    Lammellenschneiden: farblich wie Lammellen, glatt

    Stiellänge: ca. 4,5 cm

    Stiel: weiss, leicht wattiert

    Fleisch: weiss, relativ fest

    Guajak: positiv, olivgrün (nach 8 Sek) dunkelgrün (nach 30 Sek)

    Eisen II Sulfat: rosa/lachsfarbig

    SP: Cremesporer (IIa/IIb)

    Bilder:
    1. Fund:


    2. Funde:



    Hier noch eine Aufnahme des Fundorts, dies ist von den zweiten Funden:


    Stiel und Eisen II und Guajak Reaktion (immer bezogen auf den ersten FK):


    nach 6 Sek:

    Nach 30 Sek:

    Am Folgetag:


    SP: (zweimal entnommen) am ersten Tag:



    sicherheitshalber nochmals entnommen am Folgetag:

    Ich habe alle Cremesporer aus Marxmüller Russularum Icones und aus Sarnari durchsucht.

    Ich konnte kein plausibles Ergebnis erarbeiten auf welche alle Parameter passen. Vor allem bereitet mir das Habitat Mühe, da allenfalls passende Arten nicht Fichten dominierend sind.

    Wenn ich Konzessionen in der Hutfarbe eingehe und wenn ich Eisen II als ockerbräunlich interpretieren dürfte, wäre R. aeruginea eine Alternative.


    Was übersehe ich, wo setzte ich falsch an?


    Ich danke im Voraus herzlich für allfällige Inputs

    Beste Grüsse

    Corinne

    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben.
    Zur Pilzbestimmung für Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.

  • Hallo Corinne,


    ich sehe, das machst Du genauso wie ich auch. Und ich weiß, was das für eine Arbeit ist. Vielen Dank dafür.

    Die Täublinge, das sind sooooo mannigfaltige Arten, mich verwirrt das auch oft. Und doch, sie reizen mich. Das zu lernen. Viel Erfolg weiterhin.


    Liebe Grüße


    Murmelchen

    Liebe Grüße

    Murmelchen

    Von mir gibts hier im Forum auch keine Verzehrfreigabe.

  • Liebe Murmel


    Danke dir für dein Feedback. Ich versuche gerne dazuzulernen und wünsche auch dir dabei viel Erfolg.

    Beste Grüsse

    Corinne

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  • Hallo Corinne,

    das könnte eine Griseinae sein - oder wie du schon sagtest, R.aeruginea.

    Jetzt hilft alles andere nichts, nun müsste das Mikroskop ran. Sind die Dermatozystiden keulig-spindelig (Griseinae) oder relativ dünn und lang ausgezogen (R. aeruginea)?

    Tut mir leid, dass ich dir da keine andere Aussage machen kann.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Lieber Stephan


    Danke dir ganz herzlich für deine Begutachtung und Hilfe!


    Deine Erläuterungen bringen mich schon sehr weiter und ich schaue nochmals die Griseinae Arten durch und vergleiche sie.

    Dass ich auch ohne Mikroskop doch schon eine engere Auswahl an Möglichkeiten habe, stellt mich auf und bringt mich meinem Ziel, dem Verbessern beim Vorgehen in der Bestimmung wieder ein Schrittchen weiter.

    Beste Grüsse

    Corinne

    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben.
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  • Liebe Beteiligte


    Ich habe der Vollständigkeit halber nochmals alle Grisainae Arten durchgelesen und versucht, die ausgeprägtesten Parameter, welche nicht mit meinem Fund übereinstimmen herauszuschreiben.


    Ausgeprägtesten nicht übereinstimmende Parameter der Grisainae Arten:


    Russula variegatula:
    SP I a/b (wurde jedoch dunkler beim Zusammendrücken)
    Guajak braun bis olivbraun

    Russula anatina:
    Guajak langsam und nicht stark
    Habitat: Eichen


    Russula stenotricha: (wäre eine Option, leider wenig Daten, da selten)
    Keine Angaben zu Guajak,
    Habitat: Fundort Laubwald


    Russula medullata:
    Habitat Laubwald
    SP Farbe (III ocker)


    Russula aeruginea:
    Guajak erst nach 20 bis 30 sek positiv
    Tendenz zum Bräunen/Rostflecken


    Russula pseudoaeruginea:
    Guajak sehr langsam helles graubraun
    Eisen II blassgelb,ich, später grau

    Russula subterfurcata:
    Habitat (Steineichen)
    Guajak langsam, helles graubraun


    Russula galochroa:
    Guakak langsam und schwach
    Habitat (Eichen)


    Russula parazurea:
    Habitat (selten Nadelholz)
    Guajak langsam

    Russula ionochlora:
    Guajak nicht sehr stark
    Habitat vorrangig Laubwald

    Russula grisea:
    SP (Ia)
    Habitat (Eichen)
    Geruch/Geschmack ausgeprägt


    Russula faustiana:
    Hutfarbe
    Habitat (Eichen)
    Guajak langsam, mittelstark

    Russula galochroides:
    Guajak langsam und schwach
    Habitat (Eichen)

    Russula plumbeobrunnea:
    Habitat (Parks, Laubwald)
    Hutfarbe
    Chem. Reaktionen unbekannt, da selten

    Russula columbicolor:
    Guajak blassgrün
    Habitat (Mischwald)
    Geruch (säuerlich)


    Mir ist bewusst, dass - wie ja von Stephan erklärt - einzig eine mikroskopische Untersuchung am Ehesten Klarheit bringen kann.

    Dies war auch mehr als Übung für mich, fürs Auseinandersetzten der Arten und nochmals um aufzuzeigen, warum für mich R. aeruginea am Plausibelsten erschien. Ich erhoffe mir mit der Zeit viel Funde der Griseinae Arten und dass ich sie mit der dadurch gesammelten Erfahrungen immer besser abgrenzen kann.

    Interessieren würde mich auch sehr, ob jemand einmal einen Fund des Russula subterfurcata oder des seltenen Russula stenotricha gemacht hat? Ich habe auch im Forum gesucht, bin aber nicht fündig geworden.

    Beste Grüsse

    Corinne

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    Zur Pilzbestimmung für Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.

    Einmal editiert, zuletzt von Corinne (3. August 2023 um 00:32)

  • Hallo,


    Ich denke nicht, dass beide Funde der selben Art angehören.

    Beim zuerst gezeigten Fund mag ich nicht so recht an einen Grasgrünen Täubling Russula aeruginea glauben. Nach allem was ich an Informationsquellen habe, darf dieser nie(!) violette Hutfarben zeigen. Grün, Graugrün, Creme, sogar cremeorange aber eben nie violett. Zumindest erscheint mir Russula ionochlora aufgrund des zweifarbigen Hutes und nur hell cremefarbenen Sporenpulvers deutlich wahrscheinlicher. Ein Buchenblatt hat sich auch noch auf dem Foto verewigen wollen. :)

    Für den zweiten Fund halte ich den Grasgrünen durchaus für einen passenden Vorschlag.

    VG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo,


    Ich denke nicht, dass beide Funde der selben Art angehören.

    Beim zuerst gezeigten Fund mag ich nicht so recht an einen Grasgrünen Täubling Russula aeruginea glauben. Nach allem was ich an Informationsquellen habe, darf dieser nie(!) violette Hutfarben zeigen. Grün, Graugrün, Creme, sogar cremeorange aber eben nie violett. Zumindest erscheint mir Russula ionochlora aufgrund des zweifarbigen Hutes und nur hell cremefarbenen Sporenpulvers deutlich wahrscheinlicher. Ein Buchenblatt hat sich auch noch auf dem Foto verewigen wollen. :)

    Für den zweiten Fund halte ich den Grasgrünen durchaus für einen passenden Vorschlag.

    VG Thiemo

    Lieber Thiemo


    Danke auch dir herzlich für deine Begutachtung.

    Ja das erscheint mir plausibel und ist somit für mich nachvollziehbar, da für den zweiten Fund R. aeruginea gut hinkommt (einfach nur aus makroskopischer Sicht her).

    Der erste Fund lasse ich vorerst beruhen. Ich bin sicher, dass ich an der Fundstelle erneute FK finden werde und vielleicht weitere Erkenntnisse gewinnen kann. Und wer weiss, vielleicht finde ich einmal jemanden der mikroskopisch bewandert ist und ich mal eine Probe zur Entnahme zeigen darf.

    Beste Grüsse und danke erneut

    Corinne

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