Nach den größeren Mengen an Edelreizkern und Mönchsköpfen und nun auch Maronen, die in den letzten Tagen im Kiefern- bzw. Laubholzwald zu sehen waren, ging es heute (11.11.2023) um den Besuch eines Kiefernwaldes, der mal ein schöner war, der aber heute von den eher bauchgesteuerten Pilzsammlern (soll kein Vorwurf sein) nicht mehr aufgesucht wird. Bild 1 zeigt eine typische Ansicht mit geschädigten Hochkiefern im Hintergrund und ehemaligen Waldflächen, die jetzt von Holzresten in oft 50 cm hohen Gras dominiert werden. Am Rande dieses Gebietes schließen sich Felder, Wiesen und Weiden an. Wenn man nicht auf den Wegen bleibt, ist das Laufen oft sehr anstrengend.
Überraschenderweise ließen sich ca. 25 Arten unterscheiden, die in sich ihrer Häufigkeit stark unterschieden. Am häufigsten war an Holzresten ein noch nicht bestimmter gelb-orangener Saprophyt zu beobachten (Hutdurchmesser 1 bis 4 cm, Wuchshöhe bis 4 cm, Lamellen gelb bis hellbraun, nicht unbedingt angenehmer Geruch und Geschmack (Bilder 2-1, 2-2 und 3).
Am zweithäufigsten wurden die in letzter Zeit auch im Forum oft erwähnten Rötliche Holzritterlinge (TRICHOLOMOPSIS RUTILANS) angetroffen. Der größte und offenbar älteste von ihnen hatte eine Hutdimension von 23 cm. Bei diesem ausgeblichenen, aber noch nicht verfaulten Exemplar war fast nur noch die gelbe Grundfarbe des Hutes erkennbar (Bild 4).
Auf eine Schwefelkopfvariante mit ausgewaschenen Hüten deutet der Baumpilz in Bild 5 hin. Leider wurden z.B. die Stiele nicht intensiver untersucht. Der Geschmack war jedenfalls nicht brennend scharf.
In einer Waldrandzone wuchsen zahlreiche Pilze der Art Gemeiner Erdritterling (TRICHOLOMA TERREUM). An nur einer sehr kleinen Stelle wurde auf Moos unter Kiefern in 12 Exemplaren Formen des Gemeinen Rotfußröhrlings (XERCOMELLUS HYSENTERON) gesichtet, an einer Wegkreuzung im Gras fünf Edelreizker (LACTARIUS DELICIOSUS) sowie später noch ein einzelner Edelreizker im hohen Gras. In noch kleinerer Anzahl wurden Vertreter des Braunen Dachpilzes (PLUTEUS CERVINUS), des Rotbraunen Milchlings (LACTARIUS RUFUS), Gemeinen Riesenschirmlings (MACROLEPIOTA PROCERA), Kahlen Kremplings (PAXILLUS INVOLUTUS), zwei nicht genauer bestimmte Täublingsarten, drei Exemplare des Purpurbraunen Heringstäubling (nach Dähncke-RUSSULA GRAVEOLENS), ein kleiner Butterpilz (SUILLUS LUTEUS) und sehr wenige Falsche Pfifferlinge (HYGROPHOROPSIS AURANTIACA), die teilweise schon sehr weich waren, aufgefunden. Eine Überraschung erlebte ich noch auf einer benachbarten Wiese. Neben älteren schon ausgestaubten, teils mit Wasser gefüllten Stäublingen stand dort noch ein 13,5 cm langer Hasen-Stäubling (BOVISTELLA UTRIFORMIS), der - innen noch völlig weiß und fest - essbar gewesen wäre (wer es paniert mag (Bild 6).
Die Hallimasche, die nach meinem Empfinden hier in diesem Jahr weniger als sonst in Erscheinung getreten sind, waren heute in dem besuchten Areal ebenfalls nur spärlich anzutreffen, Bild 7 zeigt zwei alte Exemplare, von denen ich von Weitem zunächst annahm, sie gehören der Art Gemeiner Hallimasch (ARMILLARIA SOLIDIPES) an. Der Rote Rand ließ mich dann stutzen, auch der Stiel und die Lamellen passten nicht zum Hallimasch. Vermutlich ist es wieder ein alter Rötlicher Holzritterling. Bei alten sowie vom Regen „ausgewaschenen“ Pilzen ist ohnehin immer Vorsicht angesagt, da diese Pilze deutlich von den bekannten Ansichten abweichen können.
Zu erwähnen sind noch zwei aufgefundene Maronenröhrlinge (ARMILLARIA SOLIDIPES) und wenige frisch gewachsene Fliegenpilze (AMANITA MUSCARIA), die in diesem Jahr im Anhaltischen Land um Dessau sehr spät erscheinen. Wie erhofft, traten neben den Fliegenpilzen zwei Pfefferpilze auf, die allerdings schon extrem regendurchfeuchtet waren (Bild 8).
Ach ja, und da waren noch zwei 4 cm hohe Pilze mit kleinen, ockerbraunen Hüten Durchmesser (1,5 cm) und hohlen, leicht gerilltem Stiel (3 mm), an dem Faserreste erkennbar waren. (Bilder 9-1 und 9-2). Die Lamellen waren weitstehend und rosafarben. (Das Stilsegment in 9-1 ist etwas unscharf geraten.) Ich kenne diese schöne Art leider (noch) nicht.
Für ein Mischpilzgericht wären somit heute (11.11.23) in zwei Stunden "bequem" 2 kg zusammengekommen. Aber auch ohne einen Verzehrhintergrund war die Fototour in diesem gepeinigten Landstrich interessant und die relativ hohe Pilzvielfalt überraschte, wenn auch große Überraschungen ausblieben. Möglich wurde diese Vielfalt durch die noch guten Regenmengen im Spätherbst dieses Jahres.
Gruß Henry