Vorweihnachtliche Pilzwanderung

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 618 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. Dezember 2023 um 21:20) ist von Mykolologe.

  • Guten Tag in die Runde, die letzten Sonnentage vor dem großen Regen luden noch einmal zu einem vorweihnachtlichen Pilzspaziergang in Waldgebiete mit Kiefern, Birken und vielen Eichen ein. Die größeren Hutpilze (Nebelkappen, Bleiweißtrichterlinge) hatten allerdings unter dem kurzzeitigen Nachtfrost gelitten; manche waren aber noch gut drauf - wie etliche Fuchsige Röteltrichterlinge (PARALEPISTA FLACCIDA) oder sehr hellbraune Dachpilze an totem Laubholz:

    Natürlich ist jetzt die Zeit diverser Baumpilze, aber nicht nur. Das nächste Bild zeigt einen vermuteten (weißsporigen) Riesensporigen Helmling (MYCENA MEGASPORA). In natura ist die Farbe des Helms (Durchmesser 3,5 cm) etwas dunkler, am Rande ist sie etwas mehr ins Graue gehend, die Lamellen sind grau. Es war ein Einzelpilz. Auch der nächste gefundene, sehr zierliche Einzelpilz (mit Hutparametern von 1 cm bei relativ langem Stil) könnte ein Helmling (Olivgelber Helmling- MYCENA FLAVESCENS) sein, wenn man die makroskopischen Merkmale vergleicht.

    Ein dritter Einzelpilz (wie auch bei früheren Funden) war ein 6 cm hoher Keulenfußtrichterling (APIOPERDON PYRIFORME), hier aussehend wie bei Dähncke, im WWW aber oft auch abweichend dargestellt:

    Die Pilze in den nächsten zwei Bildern sind hier angeführt, weil die dargestellten jungen Exemplare an Laubholz bei einer Gesamthöhe der Gruppe mit „Mutter und Kind“ von 1,5 cm sehr anrührend wirkten. Analoge Exemplare mit bräunlichen Sporen deuten auf Häublinge hin:

          

    In größerer Menge traten die Grünblättrigen Schwefelköpfe (HYPHOLOMA FASCICULARE) auf, die frisch gewachsen „gut im Fleische“ standen:

    An totem Eichenholz bot sich ein interessantes Bild. Aus einer vergehenden Menge alter Pilze wuchsen relativ dünne dunkelbraune und weißrandige Baumpilze hervor, die an Lackporlinge, aber auch an Trameten erinnerten. Die verwitterten Pilze geben bei Vergrößerung teilweise noch die Porenstruktur wieder! Es scheint, dass auch die Wuchsform, die sich an dieser Fundstelle ausgebildet hatte, typisch für die Trameten ist. Ich vermute, dass es sich um Schmetterlingstrameten (TRAMETES VERSICOLOR) handelt(e).

    An einer toten Birke wuchsen drei ältere Echte Zunderschwämme (FOMES FOMENTARIUS), die miteinander verwachsen waren:

    Am Fuße einer Eiche standen in der Gruppe noch gut trockenstäubende Stäublinge, die wahrscheinlich mal frische Birnenstäublinge (APIOPERDON PYRIFORME) gewesen waren.

    Unweit davon fand ich (das erste Mal wieder seit über 20 Jahren) zwei ebenfalls noch gut stäubende Erdsterne, von denen ein Halskrausenerdstern (GEASTRUM TRIPLEX) hier zu sehen ist:


     

    Ebenfalls noch erwähnenswert sind:

    Die Zinnobertramete (Pycnoporus CINNABARINUS), bei uns bevorzugt an Birkenholz wachsend, und die die Bucklige Tramete (TRAMETES GIBBOSA),

    wunderschöne Gemeine Spaltblättlinge (SCHIZOPHYLLUM COMMUNE)

    und, mehrere auf dem Heimweg gefundene, Goldgelbe Zitterlinge (TREMELLA LUTESCENS), die sich an relativ dünnen abgefallenen Laubholzästen präsentierten.

    Das war noch nicht alles, aus Platzgründen höre ich aber hier auf und wünsche allen Pilzfreunden im Forum ein schönes Weihnachtsfest.


    Für Korrekturen, Hinweise etc. bin ich natürlich im Voraus dankbar.


    Mit besten Grüßen aus der Dessauer Gegend Henry


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    Meine Fotos sind alle gemeinfrei und dürfen für persönliche Zwecke verwendet werden. Es gelten die üblichen Zitierregeln. Bei Weiterreichung bzw. Verwendung für kommerzielle und nichtkommerzielle Publikationen bedarf es einer persönlichen Abstimmung.

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  • Hallo

    Schöne Funde zeigst du uns, ich muss jedoch paar Korrekturen hervorheben.

    Ein Paar Tipps noch, bitte durch nummerieren und falls Unsicherheit herrscht besser zuerst einstellen zum bestimmen.

    BG Andy

    Bild 1 OK

    Bild 2 eher Rosablättrige Helmling (Mycena galericulata)

    Bild 3 ist eher etwas aus der Gattung Psathyrella

    Bild 4 ja ein Mycena aber ob die Art stimmt bezweifle ich, ich kann diese kleinen nur mikroskopisch einordnen

    Bild 5 eher Horngraue Rübling (Rhodocollybia butyracea f. asema)

    Bild 6 und 7 ist ein Trompetenschnitzlings (Tubaria furfuracea)

    Bild 8 OK

    Bild 9 kann sein, aber sieht für mich nicht typisch wie eine Schmetterlingstramete aus

    Bild 10 und 11 OK

    Bild 12 OK

    Bild 13 OK

    Bild 14 OK

    Bild 15 könnte auch eine Striegelige Tramete (Trametes hirsuta) sein, aber ohne Blick auf die Unterseite mag dein Bestimmung zu stimmen

    Bild 16 OK

    Bild 17 sind Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon)

    Bild 18 besser unter diesem Namen bekannt

    Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica)

  • Hallo Henry,

    schöne Fundpalette und ich sehe es eigentlich auch so wie Andy. Eine zusätzliche Anmerkung hätte ich noch, falls es Dich interessiert:

    Der vermeintliche Keulenfußtrichterling heißt nicht, wie von Dir angegeben Apioperdon pyriforme, sondern Ampulloclitocybe clavipes.

    Den Birnenstäubling (Apioperdon pyriforme) hast Du weiter unten aber richtig angeführt.

    VG Sepp

    Eine Verzehrsfreigabe gibt es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort

  • Hallo Andy und alle anderen, vielen Dank für Eure anregenden Ratschläge. Ich war überrascht und etwas gestresst von der Artenvielfalt im Eichenwald und wollte zunächst einen ersten Eindruck vermitteln. Ich melde mich auch noch einmal zwecks weiterer Pilze. Wollte eigentlich ein zweites Mal an die Stellen, aber dann begannen hier Regen und Sturm. Bei Sturm gehe ich nie raus in unsere Wälder, in denen viel umgestürzte Bäume anzutreffen sind. Für heute nur soviel:

    Bild 2: Rosablättriger Helmling scheint zu stimmen. Habe mir das Foto von der Unterseite angesehen:

    Das sind wahrscheinlich keine Dachpilze. Sorry


    Bild 3: Ich hatte eigentlich nichts bei der Gattung Psathyrella gefunden. Dagegen spricht zuerst die weiße Sporenfarbe des gut sporenden Pilzes (Bild 3.1). (Die Psathyrellas sporen dunkel.) Dagegen auch die typisch graue Lamellenfärbung (Bild 3.2). Es kann natürlich auch noch etwas anderes sein. Auffällig die weiße Befaserung an der Stilbasis.

    Bild 3.1 Bild 3.2


    Bild 4: "Olivgelber Helmling" ist nur eine erste Vermutung.

    Bild 5: Sepp hat natürlich recht mit AMPULLOCLITOCYBE CLAVIPES. Horngrauer Rübling glaube ich nicht so richtig, das Aussehen und die Beschreibung des gefundenen Exemplars gleichen der Darstellung bei Dähncke 1:1. Die Lamellenfarbe entspricht nicht dem hellen Weiß des Horngrauen Rüblings. Ein charakteristisches weißes Mycel am Keulenfuß ist nicht so, wie es für diesen sein sollte. Wie ich schon anführte, sehen viele Bilder des Internets zum Keulenfußtrichterling in Stilfarbe, Stilstärke und Hutform sehr viel anders aus. Irrt hier das Buch von Dähncke? Es ist verwirrend für einen Wiedereinsteiger, wie ich es bin. Finde übrigens gerade zwei ähnliche Bilder von einem analogen Fund eines Einzelpilzes im Eichenwald im November:

    Die Sporenfarbe war weiß.


    Die Trameten etc. müssen natürlich mangels Unterseitenbild noch offen bleiben.

    Bild 17 war nicht beschriftet. Die Holzkeulen hatte ich neulich schon einmal eingestellt. Traten an vielen Stubben auf und boten ein hübsches Bild.


    Vielen Dank noch einmal Henry

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  • Hallo,

    Das zuletzt gezeigte Bild zeigt einen älteren Horngrauen Rübling, der vollkommen durchwässert ist. Daher die Abweichungen zum Idealbild in einem Pilzbuch, aufgeblasene Stielbasis, Lamellen mit Grauton, etc.

    Wie heißt es immer so schön "Pilze lesen keine Bücher". Den fraglichen Ausgangspilz würde ich in die gleiche Schublade einordnen.


    VG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Thiemo, besten Dank für die Auskunft. Ich glaube es langsam. Geregnet hatte es ja viel. Zuletzt hatte mich auch der Lamellenansatz am Stiel stutzig gemacht. Offenbar hatte das Wasser an der Stielbasis den Keulenfuß bewirkt, der wirklich sehr schwammig war. Die Täuschung ist aber fast perfekt.

    Beste Grüße aus Anhalt Henry

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  • Allein die Lamellenhaltung (ausgebuchtet angewachsen) schließt den Keulenfußtrichterling (und andere Trichterlinge) hier aus. Im ersten Bild war dies noch nicht so gut zu sehen. Im Schnittbild ist es dann eindeutig.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo MisterX, ich kann Dir nur Recht geben. Manchmal braucht es halt etwas länger. Guten Rutsch ins neeue Jahr Henry

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