Schwindligsart oder nicht? / Samthäubchen

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 9.294 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. Mai 2015 um 18:21) ist von Beorn.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,

    Bin neu hier und ein Anfänger was Pilze aus freier Wildbahn betrifft :)

    Haben ein kleines Reihenmittelhaus gebaut und in unserem neuen kleinen Garten, auf einer Terrasse gelegen, wurde ein Oberbodensubstrat zur Bepflanzung benutzt. Nun wachsen hier seit ca. Ende Januar etliche Pilze. Da wir Kinder haben, und auch sonst, möchte ich gerne wissen, um welche es sich hier genau handelt. Habe viel recherchiert und hatte zunächst die Vermutung, dass es sich um eine Schwindlingsart (Nelkenschwindling, Hornstieliger Schwindling) handeln könnte.

    Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

    Zunächst mal ein paar Angaben zur Pilzbestimmung:

    Durchmesser des Hutes: 1-4 cm
    Länge des Stiels: 4-6 cm
    Beschaffenheit des Stiels: eher hohl, der Länge nach recht leicht brüchig
    Höhe des gesamten Fruchtkörpers: 1-2 cm
    Beschaffenheit des Hutes: trocken, glatt
    Verfärbung des Fruchtkörpers auf Druck: (-)
    Verfärbung des Fruchtkörpers im Schnitt: (-)
    Verfärbung des Fruchtkörpers nach einer gewissen Zeit (-)
    Farbe der Lamellen und/oder Sporen: hellbraun, braun
    Beschaffenheit der Röhren/Lamellen: angewachsen
    Sonstige Besonderheiten die Fruchtschicht betreffend: (-)
    Geruch: neutral, undefiniert
    Standort: (s.o.), halbschatten bis sonnig, eher feuchtere Stellen
    Ökologie des Bodens: eher basenreich, leicht kalkhaltig
    Sporenpulver: (-)
    Geschmack: lecker! (Spaß:P), habe mich erst mal zurückgehalten

    Hoffe die Infos geben genug her...

    Vielen Dank schon mal!

  • Hallo ChrisBayer,

    eine Schwindlingsart ist dein Pilz nicht, da stimmen die Art/ Farbe der Lamellen und die Brüchigkeit des Stieles nicht. Nelkenschwindlinge wachsen außerdem auf Wiesen. ich denke, du wirst hier eine Düngerlingsart gefunden haben. Die Düngerlinge enthalten das Gift Psilocybin und sind auf keinen Fall genießbar. Da du Kinder hast, solltest du die Pilze entfernen.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo ChrisBayer
    Also, für den ersten Beitrag im Forum hast du den Pilz wirklich gut dokumentiert. :agree:
    Wenn die Kinder schon etwas größer sind und nicht mehr alles probieren (in den Mund nehmen), dann besteht kein Grund zur Panik. Sage den Kindern, daß die Pilze gesundheitsschädlich sind. Aber die Pilze gehören zur Natur. Wenn der Boden weiter verrottet, verschwinden die Pilze von ganz alleine!

  • Zitat von pilzmel pid='21669' dateline='1430845349'

    Hallo zusammen,
    das ist ein Samthäubchen (Conocybe). Aus der Ferne lässt sich nicht viel mehr sagen.
    Beste Grüße!
    Andreas


    Hallo ChrisBayer,

    mich würde einmal die Farbe des Sporenpulvers interessieren.

    Kannst Du uns eventuell noch einen Sporenabdruck machen?

    Viele Grüße,
    Thorsten

    Keine Verzehrfreigabe im Forum: Ich rate hier im Forum gerne bei Pilzbildern mit.
    Wer basierend auf meine Rateversuche Pilze verspeist ist mutig.
    Im Umkehrschluss verpasst man nicht zwingend eine kulinarische Mahlzeit, wenn man einen Pilz nicht verspeist, welchen ich hier Giftpilz nenne.

    Einmal editiert, zuletzt von wildpflanzenfan (6. Mai 2015 um 00:17)

  • Hallo zusammen!

    Erst mal vielen Dank für eure zahlreichen und qualifizierten Einschätzungen und Tipps!

    Vom Schwindling dürfte wohl nicht mehr die Rede sein dürfen, das sehe ich nun auch so. Die Familie der Mistpilzverwandten hatte ich davor völlig unbeachtet gelassen, diese ist in den meisten Pilzfotosammlungen, die ich aufsuchte, eher selten vertreten.

    Gestern habe ich noch einige auf meinem kleinen bescheidenen Rasen wachsen sehen, das Bodensubstrat ist das selbe, sie wurden ja mit diesem vermutlich "eingeschleppt".

    Das Samthäubchen passt sehr gut. Die Liste Ihrer verschiedenen Arten ist ja aber ellenlang.
    Für mich ist die entscheidende Frage zwar beantwortet; nämlich dass ich sie eher nicht probieren sollte und meinen Kindern auch das Fernbleiben raten sollte. Wenn sie mit der Zeit ohnehin verschwinden, um so besser. Bei letzterem hatte ich aber befürchtet, dass sie sich eher noch weiter ausbreiten werden. Ist das nicht zu befürchten? Und wenn doch, kann man das überhaupt verhindern?

    Da ich aber naturgemäß wissenschaftlich veranlagt bin, werde ich Thorstens (wildpflanzenfan) Wunsch sehr gerne nachkommen und versuchen, meinen ersten Sporenabdruck zu machen und die Farbe des Sporenpulvers mit euch zu bestimmen. Mal sehen was wir dadurch noch rausfinden.
    Ein bisschen gedulden müsst ihr euch, das braucht ja etwas Vorbereitung und Zeit.

    Mit wie viel Zeit sollte ich rechnen, bis genügend Sporen auf die Unterlage fallen?
    Soll ich mehrere Pilze auflegen, oder verfälscht es das Ergebnis?
    Welche Farbe bietet sich als Unterlage an? Falls es weiße oder braune Sporen sind, eine graue Unterlage vielleicht?

    Danke euch soweit. Schönen Tag allen!

    Gruß
    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von ChrisBayer (6. Mai 2015 um 09:26)

  • Hallo Christian,

    auch ich bin beeindruckt, was du da alles an Informationen und guten Fotos für deine Bestimmungsanfrage zusammengetragen hast.

    Wenn du die Möglichkeit hast, kannst du den Sporenabwurf auf eine durchsichtige Unterlage machen (Verpackungsmüll, Schnellhefterumschlag o.ä.), dann kannst du es je nach Ergebnis auf eine kontrastfarbige Unterlage legen.

    Beste Grüße,
    Sabine

  • Zitat von huehnchen69 pid='21680' dateline='1430895967'

    Wenn du die Möglichkeit hast, kannst du den Sporenabwurf auf eine durchsichtige Unterlage machen (Verpackungsmüll, Schnellhefterumschlag o.ä.), dann kannst du es je nach Ergebnis auf eine kontrastfarbige Unterlage legen.

    Hallo Sabine,

    vielen Dank, das mache ich.

    Gruß
    Christian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Chris!

    Es gibt sehr verschiedene Schattierungen von "braun". Das ist schon auch wichtig zur Bestimmung. Das hier ist rostbraun (auch wenn die Bilder etwas farbstichig sind, aber du hast es ja im Original vor die).

    Zitat von ChrisBayer pid='21686' dateline='1430915601'

    Hallo,

    Haben wir dadurch weitere Erkenntnisse?


    Ich sag's mal so: Du weißt jetzt aus eigener Anschauung, wie das Sporenpulver von Samthäubchen (Gattung: Conocybe) gefärbt ist. Gibt noch ein paar mehr Gattungen mit solchen Sporenpulverfarben.
    Das Sporenpulver von Düngerlingen (Gattung: Panaeolus) wäre schwarz oder schwarzbraun. Allerdings ist bei deer Lamellenfarbe und dem habitus die Gattung eigentlich so schon klar gewesen. Und für die Artbestimmung bringt das hier nichts.

    Andreas (pilzmel) hat es schon geschrieben: Der Pilz ist nicht übers Internet bestimmbar. Es sei denn, du hast ein Mikroskop und die entsprechende Erfahrung.

    Kleine Anmerkung noch zu den neurotoxinen (Psilocybin), weil das hier angesprochen war:
    Ja, soclhe Giftstoffe kommen auch in einigen Düngerlingen und auch in einigen Samthäubchen vor. Allerdings meist in recht geringer Konzentration, in höherer Konzentration sind da ganz normale gastrointestinal wirksame Giftstoffe vertreten. Also bevor man davon irgendwie blöd im Kopf wird, muss man soviel davon futtern, daß zuerst massiv Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen einetzen.

    Ich glaube nicht, daß Kinder davon so viel runterbekommen, daß etwas gefährlicheres als eine elende Nacht mit Kotzerei dabei rauskommt.

    Wichtig ist es, den Kindern klar zu machen, daß diese Pilze zwar hübsch anzuschauen, aber nichts zum Essen sind. Und wenn Bedenken bestehen, daß die Kinder trotzdem mal eine "Mutprobe" oder sonstige Flausen im Kopf haben, dann sollte man prophylaktisch die Fruchtkörper regelmäßig absammeln. Die werden noch einige Zeit wieder kommen (macht also Arbeit), bis deren Fruktuationszyklus durch ist.


    LG, Pablo.

  • Guten Morgen zusammen,

    echt super!

    Ich möchte mich bei euch allen für eure guten Ratschläge und für diese lehrreiche Einführung in die Pilzkunde bedanken. Vielen Dank vor allem auch an Pablo, der das Ganze nun am Ende noch allumfassend, und alle meine Fragen klärend, zusammengefasst hat.

    Ach, bei meinen Nachbarn wachsen ein Haufen wirklich große Morcheln :) Schwieriges Thema wie ich lese. Könnte sein, dass in nächster Zeit noch ein Beitrag von mir dazu kommt. Wäre das von Interesse? Sind gegebenenfalls ja richtig lecker...

    Bis dahin eine gute Zeit!

    Grüße,
    Chris

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Chris!

    Wieso schwieriges Thema?
    Wenn du Morcheln hast, dann zeig sie ruhig, es kann nicht schaden. ich hoffe, der Nachbar ist kooperativ und gönnt dir auch einen Happen davon. :wink:


    LG; Pablo.