Regenzeit schafft Zeit fürs Forum

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 4.113 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. Dezember 2015 um 08:53) ist von fitis 11.

  • Grüß Euch,

    der Regen ist ja gut für die Winterpilze. Die Samtfußrüblinge im Garten wachsen, nach einer 4 wöchigen Auszeit, wieder. Auch hoffe ich Austern, die sich in den letzten Wochen rar gemacht haben, wieder zu finden.
    Und Zeit verschafft mir das mom. ungemütliche Wetter auch, um Liegengebliebenes endlich auf zu arbeiten.
    Bild 1 - 3: Schirmling im Nadelwald (Fichte/Kiefer); Oktober;Geruch nach einiger Zeit widerlich stinkend; Ring verschiebbar; Wegen des Geruches vielleicht Stinkschirmling LEPIOTA CHRISTATA (auch wegen der Hutgröße von ca. 10cm) oder Gartenriesengiftschirmling MARCOLETIOTA VENENATA

    Bild 4 + 5: wieder ein Schirmling, nicht ganz so alt, vielleicht der Gleiche wie vorher; gleicher Standort einige Meter daneben; auffällig der wollige, verschiebbare Ring

    Bild 6 bis 8: nochmal Schirmling 4 Wochen später im mit Laubholz bestandenen Randbereich von Teichen; ebenfalls mit intensiven Gschmäckle; vermute deshalb auch gleiche wie Vorgänger

    Bild 9 - 12: im Okt. im Nadelwald; leichte Rötung zu erkennen und vermute deshalb Safranschirmling

    Bild 13 - 16: ein Wulstling, Nadelwald bzw. Mischwald im Randbereich; könnte ein gelber Knolli sein?

    Bild 17 + 18: jetzt noch einen Fund einer Rotkappe wie sie so noch nicht gesehen habe; Schnittbild finde ich leider nicht mehr; ich vermute hier den Einfluss der Trockenheit; mir bekannter Standort mit Pappel/ Kiefern/Fichten

    Ich freue mich auf eure Antworten und bedanke mich bereits im Voraus.
    Gruß
    Hermann

  • Hallo Hermann,

    deine Schirmlinge müßten alles die hier sein:

    https://www.123pilze.de/DreamHC/Downlo…nschirmling.htm

    Der erste stinkt nur weil er schon mit der Zersetzung begonnen hat.

    Gelber Knolli stimmt und deine Rotkappe sollte die hier sein:

    https://www.123pilze.de/DreamHC/Download/Fuchsrotkappe.htm

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Grüß Dich Jörg,

    danke für deine Antwort.

    Zitat


    Der erste stinkt nur weil er schon mit der Zersetzung begonnen hat.


    Ich hatte schon viele alte, überständige Pilze zu Hause und einige Tage oft auch aufgehoben, aber so gestunken hat noch keiner.
    Der Hinweis auf den Olivbraunen Safran-Schirmling, habe ich nicht in meiner Literatur, ist gut. In der Beschreibung ist vermerkt, dass der Stiel keine Natterung hat. Auf Bild 7 meine ich doch zwischen Stielspitze und Ring eine Natterung zu erkennen. Doch noch ein anderer? Den penetranten Geruch habe ich diesmal, weil vorgewarnt, bereits vor Ort bemerkt.
    Gruß
    Hermann

  • Hallo Hermann,

    das ist keine Natterung, vielleicht als rissig zu bezeichnen. Eine Natterung müsste sich schon auf dem ganzen Stiel befinden. Die Bezeichnung Olivbrauner Schirmpilz halte ich nicht für zutreffend - deine Pilze sind wahrscheinlich alles normale Safranschirmpilze, diese wurden vor nicht allzu langer Zeit [size=1][font="Arial"][size=1]mit wiss. Namen so bezeichnet MACROLEPIOTARACHODES. Ich denke, du gehörst zu den Pizsammlern, die wissen wollen, was sie da im Korb haben und du interessierst dicher sicher nicht für das laufende Wechseln der wissenschaftlichen Namen.

    Stinkschirmlinge sind übringens kleine Pilze, so max. 5-6 cm.
    [/size][/font][/size]

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hermann!

    Deine Rotkappe kann auch ganz gut eine laubwaldrotkappe (Leccinum quercinum) oder eine Birkenrotkappe (Leccinum versipelle) sein. Wenn ein fruchtkörper so aussieht, sind viele Merkmale nicht mehr sicher zu beurteilen, insbesondere die Hutfarben und Farben der Stielschüppchen, was bei Rotkappen für die Bestimmung extrem wichtig ist.

    Bei den Safranschirmlingen macht ihr es euch immer noch viel zu kompliziert.
    Das Epithet "rachodes" oder auch "rhacodes" (falsche Schreibweise) oder "rhachodes" (ebenfalls falsche Schreibweise) ist über lange Zeit in vielen Büchern falsch angewendet worden.
    Denn es beschreibt in Wirklichkeit, also im Sinne der Originaldiagnose >diesen Pilz<.
    Deine Pilze sind - wie Jörg schon schrieb - Allesamt >Chlorophyllum olivieri<.
    Der eben von vielen Autoren in der Vergangenheit fälschlicherweise als Mycrolepiota rachodes bezeichnet wurde.
    Die Gerüche sind übrigens zur Unterscheidung der Arten irrelevant.
    Das gilt auch für >Chlorophyllum brunneum<, der im Frischzustand nicht anders riecht als Chlorophyllum olivieri und Chlorophyllum rachodes.
    Alle drei Arten stinken, wenn sie gammelig werden.


    LG, pablo.

  • Hallo Veronika und Paplo,

    vielen Dank für eure Hinweise und Antworten.
    Veronika Du hast natürlich recht, dass mir als normalen Pilzsammler die Benennung "Safranschirmling" für diese Art genügt. Auch wenn ich über´s sammeln hinaus mich für die bei uns vorkommende Pilzwelt interessiere.


    Deine Tipps und Antworten Paplo, sind wie immer interessant und lehrreich. Zu deinem Vermerk:

    Zitat

    Bei den Safranschirmlingen macht ihr es euch immer noch viel zu kompliziert.


    hier könne wir, normale Pilzler, nichts dafür. Kompliziert machen es die Experten die alle Arten nochmals in Unterarten und noch weiter zerlegen, auch wenns noch nicht 100% belegt ist. Dass sich die Wissenschaftler einigen, halte ich für Utopie. Für mich ist es ohne hin schwierig, mit den verschied. lateinischen Bezeichnungen für die selbe Art, zu recht zu finden. Aber dafür gibt's ja, Gott sei Dank, das Forum und Experten wie euch.
    Gruß
    Hermann

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Immerhin haben sich ja in den letzten Jahren namhafte Mykologen - allen voran Else Vellinga - mit der Materie ausgiebig beschäftigt. Und dabei eben mit vielen Irrtümern aufgeräumt. Aus meiner Sicht hat sich die Sache da schon sehr vereinfacht, im Vergleich zu dem Stand in den meisten Büchern, die davor erscheinen sind (Pilze der Schweiz, Großpilze Baden-Württembergs etc.).

    Will man es sich einfach machen und zugleich richtig, ist der erste Schritt der wichtigste:
    Alles vergessen, was in älteren Büchern steht, die nicht auf den Forschungen von Vellinga basieren. Und diese Bücher auch im Zusammenhang mit Riesenschirmlingen anschließend konsequent ignorieren.

    Anschließend >diesen Tintling< irgendwo besorgen und nur noch dem dort von Gernot Friebes vorgestellten Konzept folgen.

    Das ergibt - grob zusammengefasst - folgenden Stand:
    Die "Riesenschirmlinge" sind leicht in zwei Gattungen zu trennen.

    Gattung Macrolepiota = Echte Riesenschirmlinge:
    Stiel unter dem Ring genattert (manchmal sehr fein), Fleisch in Hut und Stiel niemals safranrot / rotorange verfärbend (gelegentlich aber Stielrinde weinrot), Hutschuppen aufliegend, häutig, fein bis grob.

    Gattung Chlorophyllum = Safranschirmlinge:
    Stiel längsfaserig bis glatt, aber unter dem Ring nie genattert; Fleisch in stiel und Hut bei frischen Pilzen orangerot oder orangeocker verfärbend; Hutschuppen sparrig, dick, grob bis sehr grob.

    Die Gattung Macrolepiota lassen wir mal außen vor, die ist etwas komplizierter, wenn man es richtig machen will. Aber auch die muss man sich nicht zum Problem machen: In der Gattung gibt es keinen einzigen Giftpilz.
    Alle Arten wie Macrolepiota procera (Parasol) oder Macrolepiota mastoidea (Zitzen - Riesenschirmling) sind essbar und wohlschmeckend, wenn frisch.

    Die Gattung Chlorophyllum ist in Mitteleuropa einfach.
    Hier kommen im Freiland nämlich nur drei Arten vor:
    - Chlorophyllum olivieri = Olivbrauner Safranschirmling
    essbar, sehr lecker wenn jung und frisch.
    Der Name hat allerdings im Grunde nichts mit den Farben zu tun, sondern ehrt einen Mitarbeiter von Barla namens Olivier. >Siehe hier<.
    - Chlorophyllum rachodes = Keulenstieliger Garten - Safranschirmling
    essbar, wird aber nicht immer gut vertragen
    - Chlorophyllum brunneum = Gerandetknolliger Garten - Safranschirmling
    schwach Magen - Darm - giftig

    Zur Unterscheidung der drei arten siehe die Links von mir oben zu den Portraits. Auch das ist kein Hexenwerk.
    Und das ist alles!
    Mehr Arten kommen in dieser Gattung in Deutschland nicht vor.
    In mediterranen Regionen sowie Tropen und Subtropen sollte man dann aber aufpassen, da tummeln sich etliche weitere Arten.
    Diese können in Deutschland sporadisch mal in Gewächshäusern etc. vorkommen. Zu erwähnen wäre da vor allem Chlorophyllum molybdites (Grünsporiger Safranschirmling), die Typusart der Gattung, die ziemlich giftig ist.

    Den Jungfern - Riesenschirmling (Leucoagaricus nympharum) packen wir dabei zu den Egerlingsschirmlingen, was insofern Sinn macht, als daß der weder einen genatterten Stiel hat, noch in irgendeinerweise im Fleisch safranrot verfärbt. Zudem hat der niemals einen doppelten Ring.

    Etwas aufpassen sollte man mit dem Spitzschuppigen Schirmling (Lepiota aspera), der aber niemals einen doppelten Ring hat, sondern einen häutigen bis wattig - häutigen, der zudem auch fest mit dem Stiel verbunden ist, sich also nicht ablösen lässt. ohne ihn ziemlich kaputt zu machen.


    LG, pablo.

  • Grüß Dich Paplo,

    nochmals vielen Dank für die ausführliche Antwort. Es ist immer wieder faszinierend wie du schwierige Themen, - und Schirmlinge sind im Forum ein immer wiederkehrendes und viel diskutiertes Thema - auf eine Basis bringst, die auch ein weniger sachkundiger Schwammerer versteht und umsetzen kann. Wie es dann in der Praxis klappt ist noch abzuwarten.
    Noch kurz zur Wissenschaft. Diese zu kritisieren steht mir nicht zu. Hier bin viel zu weit entfernt und ahne höchstens wie kompliziert manche Dinge sind. Schwierig und verwirrend, wie du ja oft selbst bemerkst, sind vor allem die sogenannten wissenschaftlichen Beiträge ohne eigenen erarbeiteten Hintergrund. Diese dann als Laie richtig einzuordnen ist oft nicht möglich und schafft daher falsche Antworten.
    Immer wieder begeistert von den sachkundigen Kommentaren der Moderatoren im Forum verbleibe ich
    mit besten Grüßen
    Hermann