Ein wahrer Österreicher?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.032 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (30. Januar 2018 um 08:19) ist von Der Biologe.

  • Hallo Pilzfreunde!

    War neulich wieder einmal in den heimischen Wäldern unterwegs – eigentlich auf der Suche nach Judasohren, als ich in einiger Entfernung einen kleinen, roten Punkt entdeckte:

    Hier das Suchbild: :wink:


    Bei näherer Betrachtung stellte ich erfreut fest, dass ich den ersten Becherling in diesem Jahr gefunden habe und – wie ich meine - einen „prächtigen“ noch dazu!


    Die Fruchtkörper waren alle zwischen 0,5 bis max. 3cm im Durchmesser, hatten eine leuchtend zinnoberrote, glatte Fruchtschicht innen und eine hellbeige Farbe und ganz feinen Samt außen.


    Im Querschnitt für mich ein tolles Bild: das Fleisch weißlich, nur die Fruchtschicht mit ca. 1mm Dicke kleidet die Innenseite des Bechers perfekt aus. Die rote Linie ist dabei scharf abgegrenzt zum weißen Fleisch!


    An einer anderen Fundstelle befreite ich zur besseren Begutachtung den Ast vom „Unkraut“. Viele Fruchtkörper in den unterschiedlichsten Stadien kamen zum Vorschein.


    Lang gestielte bis zu 4cm und welche fast ohne Stiel. Bei jüngeren Fruchtkörpern leuchtet die rote Farbe nach außen etwas durch. Gefunden an halb überwucherten, morschen Ästen(in dem Bereich wuchsen nur Erlen und Weiden).


    Auch welche mit „Becherlingen“ die noch so klein waren, dass man sie für sich genommen als solche nur schwer erkannt hätte.


    Zum Gewinnen von Sporenpulver nahm ich einen Becher mit. Allerdings hat er diese auch nach ein paar Stunden Wartezeit nicht freigegeben. Dennoch musste das alte Mikroskop ausgepackt und der Bursche näher untersucht werden.

    Nun bin ich hier kein Experte, aber ich denke, dass ich hier mit meinen bescheidenen Mitteln ein paar Asci und Paraphysen von der Fruchtschicht...


    ... und ein paar gekräuselte Haare(grenzt zu S. jurana ab) von der Außenseite gefunden habe.


    Alles in Allem für mich ein toller Fund! :agree::agree::agree:


    Das genau Hinsehen, Präparieren und Recherchieren kostet zwar echt viel Zeit, aber ich denke das lohnt sich!
    Was meint Ihr???


    Daumen hoch für [size=1][font="Arial, sans-serif"]SARCOSCYPHA AUSTRIACA[/font][/size], den Österreichischen Prachtbecherling?


    Liebe Grüße und danke für Eure Bewertung!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

    Einmal editiert, zuletzt von Der Biologe (25. Januar 2018 um 09:08)

  • Hallo Alex,
    ich kann dir zwar den österreichischen Prachtbecherling nicht bestätigen (wegend mangelndem Wissen), allerdings macht dein Beitrag wirklich Spaß zu lesen und zu schauen. Und tolle Fotos hast du eingestellt.
    Viele Grüße
    Matthias

  • Hallo alex,
    Freudentanz/stundenlanger freudentanz, das fällt mir zu deinem fund ein! Letztes jahr konnte ich meine ersten finden- 4 stück.... wenn ich da deinen ast mit den becherlingen sehe/super! Das schnittbild ist fein, hab ich noch nicht gesehen.
    Eine bestätigung zum fund kann ich auch nicht geben/aber danke fürs zeigen!
    Lg joe

  • Servus Alex,

    Hermann hat auch ~Kelchbecherlinge~ eingestellt. In seinem Beitrag sind drei Toplinks drinnen. Mit Pidlich-Aigner bist recht bald durch. Seine Studie basiert auf den Untersuchungen von Otto Baral und führt weiter zur Ausbildung von Konidiensporen von S. ausriaca und coccinea. Deinen Fund über die Haare mit S. jurana zu vergleichen bringt nix, diese Art ist mit der Linde verbandelt.

    Wie man Sporen einfängt hat Pablo geschildert, die langen Stiele sind der Umgebung geschuldet.

    Feinfein, dass du mikroskopiert hast, mit Haare + Ascis+ Paraphysen auf deinen Aufnahmen liegst du richtig. Für aussagekräftige Aufnahmen reicht dein Mikro leider nicht, für eine Bestimmung auf Sarcoscypha cf. austriaca allemal.

    Jedenfalls ein toller Fund, herzliche Gratulation dazu,

    LG
    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (25. Januar 2018 um 19:27)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Nuja, immerhin die Flankenhaare sind ja gut zu erkennen, wie sie tatsächlich deutlich spiralig gewunden sind. ich hatte das ja so interpretiert, daß das ein ziemlich sicheres merkmal für Sarcoscypha austriaca ist, bin aber alles andere als ein Ascokenner, insofern...

    Ich fürchte, diese Becher sind noch reichlich unreif. Vielleicht wird es sich lohnen, da in ein bis zwei Monaten nochmal vorbeizuschauen. Wenn die Tage länger werden und es mehr tageslicht und Mittagswärme gibt, werden die Sporen zur reife gebracht. Diese Pilze sind sehr dauerhaft, aber wie viele Pezizales halt auch spätentwickler was die Sporen betrifft.


    LG, Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Liebe Becherlings-Gemeinde!


    Danke für Eure Beiträge!

    Sicher bin ich mir auf alle Fälle, dass es sich um einen Becherling handelt! Das ist schon mal nicht schlecht!!! :wink:


    Matthias: Danke Dir für Dein Lob! Es hat auch Freude gemacht, den Beitrag zu gestalten! Ein bisschen Spaß hat noch nie geschadet!


    joe: Hast Du den Freudentanz auf Video? den würd ich mir gerne ansehen! Das wäre echt super! Muss schon grinsen, wenn ich das hier nur schreibe! :D
    Aber ehrlich gesagt: meine Mundwinkel haben sich schon deutlich gehoben, speziell wie ich die Schnittflächen des halbierten Becherlings gesehen habe. Sieht einfach toll aus! Die Natur ist genial!


    peter: Danke für den Link zur Bestimmungshilfe - werde ich mir zu Gemüte führen. Das mit der Linde kann ich ausschließen, die gibt es dort nicht!
    Ja das mit dem Mikroskop ist so eine Sache! Zumindest sieht man etwas mehr, als mit bloßem Auge! :wink: Danke auch für die Bestätigung der groben morphologischen Einheiten!
    Abschließend noch eine Frage zur den beiden Buchstaben cf., die zwischen [font="Verdana, Arial, sans-serif"]Sarcoscypha und austriaca stehen: Für was stehen diese? [/font]


    [font="Verdana, Arial, sans-serif"]@Pablo: Ich war schon sehr erfreut, die Haare an den viel zu dicken geschnittenen Präparaten zu entdecken. Neben der Qualität des Mikroskops ist auch das gute Handwerk nötig. Was soll ich sagen: Keine Praxis, Augen zu schlecht und Finger zu dick!!! :wink: ein schönes Bild...[/font]
    [font="Verdana, Arial, sans-serif"]Jung waren die Fruchtkörper allemal! Da ich ohnehin die gleichen Orte gerne öfter heimsuche, werde ich Deinem Rat folgen und später nochmals vorbeischauen![/font]


    [font="Verdana, Arial, sans-serif"]Danke nochmals und liebe Grüße![/font]
    [font="Verdana, Arial, sans-serif"]Alex[/font]

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Zitat von Der pid='44374' dateline='1516962334'

    Abschließend noch eine Frage zur den beiden Buchstaben cf., die zwischen [font="Verdana, Arial, sans-serif"]Sarcoscypha und austriaca stehen: Für was stehen diese? [/font]


    Hallo Alex,

    cf., lat. confer= vergleiche! Die Gattung Sarcoscaypha passt, eine Zuordnung zu S. austriaca ist wahrscheinlich, aber nicht sicher.

    cf. = nicht sicher bestimmt,

    LG
    Peter

  • Hallo Peter!

    Danke für Deine Erläuterung! :agree:

    Egal ob Landsmann, oder nicht: prächtig ist er allemal! :wink:

    Liebe Grüße nach Kärnten!
    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

    Einmal editiert, zuletzt von Der Biologe (30. Januar 2018 um 08:20)