Wald- und Forstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 8.698 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Juli 2020 um 10:02) ist von ThomasL.

  • So, hat etwas gedauert aber es ist ein schwieriges Thema und in schriftlicher Form fast unmöglich weitere Missverständnisse zu vermeiden – bitte dies auch bei den folgenden Ausführungen beachten.

    Hintergrund ist folgender Beitrag von Pablo, der meiner Meinung nach zu wichtig ist um in einem Thread mit einem anderen Thema zu verschwinden:


    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Ich möchte dazu meine Sichtweise darstellen, für mich gibt es bei diesem Thema zwei Ebenen.

    Die „emotionale“ Ebene:

    Auf dieser Ebene wünsche ich mir ausschließlich völlig naturbelassene (Ur-) Wälder (Flüsse, Wiesen etc…) in die der Mensch nicht eingreift bzw. maximal in der Art von Jägern und Sammlern.

    Für die Natur wäre dies sicher auch rational betrachtet, das Beste.


    Die „rationale“ Ebene:

    Auf dieser Ebene muss ich eingestehen, dass der Mensch auch ein Teil der Natur ist (leider ein Teil der zahlenmäßig viel zu umfangreich vertreten ist) und gewisse Ressourcen benötigt. Wir alle wollen wohnen, arbeiten, essen, etc…

    Schaue ich mich jetzt in Haus- und Garten um sehe ich viel das aus Holz hergestellt wurde (Tische, Gartenhütte, Holzabdeckung, Stühle, Regale, das Haus teilweise selbst). Für einiges gibt es Alternativen, oftmals haben diese aber eine schlechtere Umweltbilanz und nach meiner Erfahrung halten Produkte aus Holz in vielen Anwendungsbereichen deutlich länger (gerade im Möbelbereich). Holz ist daher für mich ein unverzichtbarer Rohstoff mit dem großen Vorteil, dass er nachwachsend ist und vergleichsweise umweltfreundlich „entsorgt“ werden kann. Das auch hier eine sparsame(re) Nutzung nötig ist, steht aber auch fest.

    Dieses Holz muss nun von irgendwo her kommen, Möglichkeit 1 ist aus dem eigenen Land (besser aus der eigenen Region), Möglichkeit 2 ist von außerhalb bezogen. Möglichkeit 2 hat dabei das Problem des Transports (Energieaufwand) und je nach Region wird auch ein extremer Raubbau an der Natur (z.B. Rumänien) betrieben.

    Daher steht für mich erst einmal fest, dass es zu einer nachhaltigen, lokalen Forstwirtschaft (leider) keinerlei Alternative gibt auch wenn ich emotional eine Wald ohne menschlichen Eingriff bevorzugen würde.


    Damit kommen wir zu dem Punkt wie diese Forstwirtschaft aussehen muss.

    Auf der einen Seite muss sie berücksichtigen, dass der Wald ein wichtiger Lebensraum ist und möglichst wenig durch äußere Eingriffe beeinflusst werden sollte (ideal Urwald) auf der anderen Seite muss er genug Holz liefern um den inländischen (lokalen) Bedarf zu befriedigen (das dieser gleichzeitig möglichst niedrig sein sollte, würde ich erstmal aus der Diskussion ausklammern wollen – auch wenn es ebenfalls ein sehr wichtiger Punkt ist).

    Für mich liegt der Schlüssel in einer nachhaltigen Forstwirtschaft in der sichergestellt ist, dass mindestens soviel Holz wieder nachwächst wie gefällt wird. Nicht in „Baumplantagen“ (Monokulturen) sondern durch Mischwald mit natürlich (Region, Standort) vorkommenden Arten. Zusätzlich sollten möglichst viele Bereiche komplett aus der Bewirtschaftung genommen werden.

    Leider kommt ein weiteres Problem dazu, durch den Klimawandel steigt nicht nur die Durchschnittstemperatur sondern es kommt (voraussichtlich) auch zu vermehrten Perioden langer Trockenheit.

    Bei uns im Gemeindewald wird so darauf reagiert, dass zum Einen ein Umbau weg von alten Fichten- und Kiefermonokulturen hin zu einem Mischwald mit einheimischen Arten erfolgt (nicht nur wegen des Klimawandels). Wobei vermehrt auch Arten gepflanzt werden die mit den veränderten Bedingungen voraussichtlich gut zurechtkommen, hier bisher aber nicht ganz so häufig vorkommen (u.a. auch vermehrt Esskastanie).

    Zum Anderen gibt es aber auch Versuche (mehrere Versuchsgelände) mit Arten die bei uns nicht heimisch sind, von denen erwartet wird, dass sie mit den veränderten Bedingungen besonders gut zurechtkommen.

    Persönlich fand (und finde) ich es sehr unschön Arten wie den Glockenblumenbaum oder die Schwarznuss bei uns im Wald zu finden.

    Wenn überhaupt (!!!) würde ich mir wünschen, dass Arten aus angrenzenden Regionen (Südeuropa), in denen die hier erwarteten Bedingungen (Trockenheit, aber auch Bodenbeschaffenheit) bereits vorherrschen hier angepflanzt würden. Dem zugrunde liegt die Vermutung, dass diese unter veränderten Rahmenbedingungen sowieso hier vermehrt heimisch werden würden. Dies ist aber zugegeben Spekulation, da man nicht sicher sagen kann welche Arten dies wären. Wie Pablo schon schrieb, es handelt sich um ein komplexes System in dem wir noch längst nicht alle Zusammenhänge kennen und daher auch kaum die Auswirkungen dieser Eingriffe bewerten können. (was nebenbei auf das Klima und die Auswirkungen auch zutrifft).


    Mein bisheriges Verständnis aus Gesprächen mit unseren Förstern war es, dass diese Maßnahmen nötig sind um auch weiterhin (wie in Teil 1 angeführt) ausreichend regionales Holz erwirtschaften zu können (wobei bei uns nachwievor mehr nachwächst als gefällt wird).

    Die spannende Frage hier ist, ist dies wirklich so?

    Was sind die Alternativen (neben der Reduktion des Bedarfs)?

    Kann eine nachhaltige Forstwirtschaft mit den hier einheimischen Arten den regionalen Bedarf (ggf. auf das notwendigste beschränkt) auch zukünftig decken?


    Btw. Was ich auch für eine Irrweg halte ist die Bekämpfung des Borkenkäfers, man sollte ihn einfach seine Arbeit machen lassen.


    Wichtig:

    Ich habe kein tiefergehendes Wissen über die Zusammenhänge im Wald- und über Waldwirtschaft, daher gebe ich im zweiten Teil meines Beitrag, in dem es um Forstwirtschaft geht, vor allem wieder was ich in Gesprächen mit unseren Förstern so mitbekommen habe – kombiniert mit dem ein oder anderen was ich dazu gelesen habe.

    Oder kurz gesagt: Ich habe hier noch keine gefestigte Meinung und würde mich über eine rege Diskussion freuen!

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    Mal eben schnell zum ersten genannten Punkt (Einfluss des Menschen auf den Wald):
    Klar kann und sollte man das nicht werten, im Sinne von "nur unberührte Urwälder sind gut".
    Wirtschaftswald kann auch gesund und artenreich und "gut" sein - er ist dann meistens sogar noch ergiebiger, als eine Holzplantage, weil er sich selbst verjüngt und automatisch ebenso viel nachwächst wie man an Holz herausnimmt.
    Wichtig dabei: Auch alte Bäume stehen lassen (die sind für das ökologische Netzwerk von hoher Bedeutung).

    Übrigens: Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist momentan ein Charakterelement der meisten Mitteleuropäischen Wälder. Aber: Dazu wurde sie auch erst durch den Einfluss von menschen. Die ursprünglliche Vegetation in MItteleuropa waren vorwiegend Eichen. Erst durch menschliche Ansiedlungen, durch die (kleinflächige) Rodung der Urwälder, anschließende Besiedelung und regelmäßige Verlagerung der Siedlungen konnte sich die Rotbuche in Mitteleuropa flächendeckend ausbreiten (weil sie schneller wächst als die hiesigen Eichenarten). Das nur so am Rande, wo die Rotbuche ursprünglich her kam müsste ich jetzt auch mal recherchieren...

    Also es geht nicht um ein kategorisches Entweder - Oder, sondern vor allem darum, wie man sinnvoll Holzwirtschaft betreiben kann, bei gleichzeitigem Erhalt von Artenvielfalt und Fortbestand der etablierten Vegetation (und dazu gehören stand jetzt nun mal die Rotbuchenwälder, die eine sehr eigene und spezifische Artenvielfalt tragen).

    Der Verbrauch ist allerdings schon ein wesentliches Element - eine Katastrophe ist zB die verbrennung von Holz in Öfen von Häusern, die sich auch anders heizen ließen. Aus ökologischer sowie klimatologischer Sicht ist halt der Betrieb von Holzöfen das Schlimmste, was man machen kann (und wenn es noch so schön und gemütlich ist im Winter).


    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,

    spannendes Thema.

    Bei der emotionalen Komponente bin ich voll dabei :). Natürlich liebe auch ich artenreiche, abwechslungsreiche Wälder, die zumindest einigermaßen unberührt aussehen (so richtige Urwälder habe ich, glaube ich, noch nie gesehen...).

    Aber mit diesem Argument habe ich trotzdem immer ein Verständnisproblem:

    Für die Natur wäre dies sicher auch rational betrachtet, das Beste

    Das höre ich auch häufiger als "der Mensch ist das Schlimmste, das der Erde passiert ist", "für die Erde/Natur wäre es gut, wenn die Menschen aussterben würden", usw.

    Das klingt für mich dann immer so, als hätte "die Natur" ein höheres Ziel in Form von Artenreichtum oder ähnlichem zu erfüllen, worin sie vom Menschen sabotiert wird.

    In meinem Bild von der Natur gibt es das aber gar nicht. Da sehe ich "die Natur" so aufgestellt, dass sie aus allem das Beste macht und versucht, sich alle Lebensräume nach besten Kräften zu erschließen. Dass Anpassung(sfähigkeit) der Trumpf ist, und es der Erde/Natur aber eigentlich erstmal wurscht ist, ob das bedeutet, dass auf einem zubetonierten, ungenutzten Parkplatz Flechten und Moose angesiedelt werden, bevor Jahre oder Jahrzehnte später irgendwelche Pflanzen den Beton sprengen, oder ob irgendwo im Dschungel 100 verschiedene Pfeilgiftfroscharten versuchen, Dutzende Arten von Fressfeinden abzuschrecken.

    Natürlich will ich damit auch nicht sagen, dass es mir egal ist, wenn Lebensräume mit Parkplätzen zugepflastert werden, der Klimawandel unsere Wälder austrocknet und die Malediven und die Niederlande im Meer versinken. Aber den Selbstzweck Artenvielfalt/Unberührtheit o.ä. sehe ich nicht.

    Ich glaube, es fällt mir schwer auszudrücken, was ich meine. Aber vielleicht versteht mich ja trotzdem jemand.

    Und hierzu:

    Aus ökologischer sowie klimatologischer Sicht ist halt der Betrieb von Holzöfen das Schlimmste, was man machen kann (und wenn es noch so schön und gemütlich ist im Winter).

    Das verstehe ich nicht. Inwiefern ist klimatologisch gesehen ein Holzofen schlimmer als eine Öl- oder Gasheizung?

    Beste Grüße

    Sabine

  • @Pablo: Interessant, ich dachte eigentliche die Buche wäre von Natur aus die häufigste Art bei uns. Dann passt es auch, dass wir im Verhältnis relativ viel Eiche anpflanzen. Dass die natürliche Verjüngung ausreicht ist für mich auf alle Fälle plausibel. Die ganzen Aufforstungsmaßnahmen bei uns dienen im Moment (soweit ich das beurteilen kann) vor allem auch dem Umbau des Waldes in Richtung mehr Mischwald.


    Sabine: Das ist das Problem, schriftlicher Kommunikation. Für mich ist der Mensch natürlich auch ein Teil der Natur und hat ebenfalls ein Recht in und von dieser zu Leben. Das Hauptproblem ist hier eher, dass stetige Wachstum der Weltbevölkerung und ein oftmals unüberlegter Verbrauch knapper Ressourcen (und dafür sind wir alle mitverantwortlich – wer kann sich schon frei machen von Dingen wie Computernutzung, Handys, importierten Luxusgütern (Bananen, Tabak, Rum 😉).

    Was die Nutzung von Holz zu Heizzwecken betrifft. Das sehe ich etwas anders.

    Es ist sicher keine Lösung für alle in Deutschland und ganz sicher nicht für Stadtbewohner (und mag zur Zeit auch überhand nehmen), ich glaube aber schon das es in waldreichen Regionen bei nachhaltiger Nutzung (!) dabei helfen kann CO2 zu reduzieren. So wie es zum Beispiel im Spessart bei meiner Verwandtschaft (kleiner Spessartort) schon immer geschieht.

    Wenn ich mir meine eigenen Alternativen ansehe, sind da zur Zeit Öl, Gas, Sonne, Strom und Holz. Die einzige nahezu CO2 neutrale Variante davon ist Holz (nahezu da Sprit für die Motorsäge und für mein Auto beim Abfahren aufzuwenden ist – plus CO2 Ausstoß für die Herstellung und den Vertrieb von Werkzeug und Ofen). Dank Niedrigenergiehaus und geringem Hausvolumen ist der Verbrauch dabei sehr gering. Und als Selbstwerber sorge ich auch dafür, dass bei uns weiterhin mehr nachwächst als gefällt wird (ob man in Zukunft darauf verzichten kann, zugunsten der Selbstverjüngung ist eine spannenden Frage).

    Sonne nutze ich für Warmwasser, dass genügt ca. von März/April bis September/Oktober aber im Winter muss zusätzlich mit Gas geheizt werden.

    Elektrisches Heizen wäre eventuell eine Option, zur Zeit aber noch zu teuer und angesichts des wachsenden Strombedarfs (E-Mobilität) ist es vermutlich auch keine Lösung für die breite Masse (ich glaube, dass wir hier eine Mix benötigen zu dem für mich z.Z. auch noch Holz – unter den genannten Rahmenbedingungen – gehört). Was natürlich ein Problem bei Holz ist: Die Rauchgase und ihre Bestandteile (u.a. Feinstaub).

    Unter den mir zur Auswahl stehenden Heizmöglichkeiten erscheint es mir daher immer noch die beste Option. Besser auf alle Fälle als das Verbrennen fossiler Brennstoffe.

    Welche Alternativen seht ihr hier?

    Womit heizt ihr?

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo Thomas,

    Welche Alternativen seht ihr hier?

    Als relativ elegant empfinde ich die Kombination von Wärmepumpe mit Solarthermie und Solarstrom.

    Womit heizt ihr?

    Wir heizen derzeit mit Öl, denn als vor ca. 15 Jahren unsere alte Ölheizung von einem Tag auf den anderen kaputtging, war es gerade Februar und saukalt, mit Nachttemperaturen von -15°C - da hatten wir leider keine Zeit, nach Alternativen zu suchen. Wir waren überglücklich, dass unser Heizungsmensch am Freitag sofort kommen und den Schaden begutachten konnte, und bis Sonntag Mittag die neue Heizung zum Laufen gebracht hatte. Das waren trotz Kamin und Elektroradiator ein paar echt kalte Tage gewesen...

    Da wir aber möglicherweise bald umsteigen wollen, hatte ich schon mal angefangen, ein bisschen rumzuschauen, und war auf Obiges gestoßen. Wobei wir auch für die Raumwärme im Wohnbereich noch einen Schwedenofen haben, bei dem ich - ähnlich wie du - das Problem nicht sehe und neugierig auf Pablos Erläuterung bin. Das Holz, das wir verbrennen, schlägt ein Bekannter aus dem Dorf in den umliegenden Wäldern. Und ja, der Ofen ist sehr gemütlich im Winter ;)

    Beste Grüße

    Sabine

  • Wärmepumpen finde ich auch interessant, würde ich nochmal bauen würde ich prüfen inwieweit es für uns eine Option ist. Aktuell plane ich erstmal in Solarstrom zu investieren (z.Z. nutze ich Solarenergie ja „nur“ für Warmwasser). Auch die verstärkte Nutzung von Abwärme könnte regional sehr interessant sein.

    Ich denke die Zukunft liegt in einem Mix der Energieformen unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten. Für mich ist dabei Holz auch immer noch ein Bestandteil (unter den bereits genannten Rahmenbedienungen), aber ich lasse mich auch gerne vom Gegenteil überzeugen!

    Wobei wir etwas abschweifen, im Prinzip sollte es hier mehr um das Thema Forstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels gehen.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!

    Alles ist relativ, oder?
    So wie von dir beschrieben:

    Was die Nutzung von Holz zu Heizzwecken betrifft. Das sehe ich etwas anders.

    Es ist sicher keine Lösung für alle in Deutschland und ganz sicher nicht für Stadtbewohner (und mag zur Zeit auch überhand nehmen), ich glaube aber schon das es in waldreichen Regionen bei nachhaltiger Nutzung (!) dabei helfen kann CO2 zu reduzieren. So wie es zum Beispiel im Spessart bei meiner Verwandtschaft (kleiner Spessartort) schon immer geschieht.

    Wenn ich mir meine eigenen Alternativen ansehe, sind da zur Zeit Öl, Gas, Sonne, Strom und Holz. Die einzige nahezu CO2 neutrale Variante davon ist Holz (nahezu da Sprit für die Motorsäge und für mein Auto beim Abfahren aufzuwenden ist – plus CO2 Ausstoß für die Herstellung und den Vertrieb von Werkzeug und Ofen). Dank Niedrigenergiehaus und geringem Hausvolumen ist der Verbrauch dabei sehr gering. Und als Selbstwerber sorge ich auch dafür, dass bei uns weiterhin mehr nachwächst als gefällt wird (ob man in Zukunft darauf verzichten kann, zugunsten der Selbstverjüngung ist eine spannenden Frage).

    Ist das schon in gewisser Weise nachvollziehbar.
    Wobei du in deiner Energiebilanz (oben mal spaßeshalber blau markiert) zwei Punkte vergisst: Die CO2 - Freisetzung beim Verbrennen des Holzes (was generell relativ viel ist, aber frag mich bitte nicht wie viel genau, weil das auch von der Holzart und Brenntechnik / Ofen abhängt) + die Verringerte CO2 Bindung / Filterung von CO2 aus der Luft durch das fehlen des ausgewachsenen Baumes.
    Das ist halt eines der hauptprobleme beim Verbrennen von Holz: Den Wegfall des gefällten Baumes als CO2 - Filter müsstest du eigentlich auf die Bilanz mit drauf setzen. Weil: Selbst wenn du zeitgleich einen neuen Baum pflanzt, wird der sehr viel weniger CO2 aus der Atnosphäre binden können, als ein alter, ausgewachsener Baum. Und sehr viel weniger meint damit jetzt mal wirklich ein hohes Vielfaches.

    In dem von dir gezeichneten Szenario ist das meiner Ansicht nach völlig in Ordnung, und dürfte tatsächlich nicht oder kaum mehr energie verbrauchen (also auch CO2 ausstoßen) als die meisten konventionellen Heizmethoden. Aber du schreibst es ja selbst: Sobald das massenhaft gemacht wird, wird die Bilanz rasch verheerend. Und eben nicht nur wegen dem Feinstaub, sondern der CO2 - Ausstoß von verbrennendem Hoolz ist in der Tat nicht eben geringer als der von Kohle, Öl usw. (Also diversen fossilen Energieträgern). Wieso sollte er das denn sein? Es ist im Prinzip das Gleiche, die ganzen fossilen Energieträger sind ja nichts als konzentrierte Biomasse. Nur ist der lebende (ausgewachsene!) Baum halt zeitgleich noch ein Filter, der aktiv CO2 aus der Luft bindet. Und dann ist es eine Frage der Effizienz, und da sind die städtischen Methoden halt den Holz - Einzelöfen überlegen.

    Soll heißen: Problematisch sind nicht die paar Haushalte, die in ländlichen Regionen in kalten Winternächten mit einem gut gebauten Ofen (mit effizienter Wärmeleitung) zuheizen.
    Problematisch sind die reichlich eingebauten und betriebenen Spaßöfen, die im urbanen Raum und Vorstädten usw. gerne zusätzlich zur eigentlich viel energieeffizienteren Fernwärme, Gas oder was auch immer am laufen gehalten werden.
    Das ist gemeint mit "größtmöglicher ökologischer und klimatischer Schaden".
    Wobei ich natürlich selbst auch ganz gut weiß, daß das schon eine schöne Sache ist mit dem Holzfeuer.
    Und ich habe auch schon Wintermonate in einem Berghaus in den italienischen Alpen verbracht, das teils alter Natursteinbau und teils absolut ungedämmter neuer Anbau war, das sich mit der Gasheizungsanlage definitiv nicht zufriedenstellend beheizen ließ (egal wie viel man da in die Atmosphäre geblasen hat) - und der Betrieb eines alten, vorsintflutlichen, mit Schamottsteinen ausgekleidetenKanonen- und eines Küchenofens das Einzige war, was in dem Haus wirklich warm gemacht hat.

    LG; Pablo.

  • Hmm, dass passt nicht zu meinem Wissensstand (auch wenn die Vorlesung Umwelttechnik schon wieder 20 Jahre her ist 😉).

    Natürlich wird beim Verbrennen von Holz erstmal auch das gebundene CO2 freigesetzt, diese CO2 wurde aber nicht von Millionen von Jahren (wie bei fossilen Energieträgern) der Atmosphäre entzogen sondern innerhalb der Lebenszeit des Baumes der dies über seine Wachstumszeit hinweg speichert. Verbrennt man jetzt mehr Holz als nachwächst (ein Problem, dass wir teils in Südamerika haben) trägt dies zu einer Zunahme von CO2 in der Atmosphäre bei.

    Verbrennt man aber nur soviel Holz wie gleichzeitig nachwächst, dann ist der CO2 Haushalt (Kreislauf) ausgeglichen und es kommt zu keinem (dauerhaften) Anstieg von CO2 in der Atmosphäre. Schwankungen gibt es natürlich, die sind aber schon immer da – problematisch ist lediglich der stetige Anstieg der Konzentration verursacht durch CO2 das vor sehr langer Zeit „dauerhaft“ der Atmosphäre entzogen wurde (zu einer Zeit als noch ein anderes Klima hier herrschte).

    D.h. Holzverbrennen aus nachhaltiger (!) Waldwirtschaft führt nicht zu einem stetigen Anstieg des CO2 Gehalts in der Atmosphäre. Ist also klimaneutral.

    Hintergründe:

    • Das enthaltende CO2 wird über die ganze Wachstumsphase des Baumes gebildet.
    • Ein alter Baum bindet nur noch vergleichweise wenig CO2 (da er nicht mehr wächst)
    • Auch beim natürlichen Verfall (also nicht nur bei der Verbrennung) wird dieses CO2 wieder freigesetzt

    Was man nicht unbedingt lesen muss:

    • Ein neu gepflanzter Baum bindet in den ersten Jahren natürlich weniger CO2 als ein älterer, noch im Wachstum befindlicher (geringer Massezuwachs in den ersten Jahren) – d.h. würde man nur einen Baum fällen und einen Neuen anpflanzen hätte man eine Peak in der CO2 Freisetzung (Betrachtung im geschlossenen System) der erst nach mehreren Jahren wieder sichtbar reduziert wird (sobald der Baum die gleiche Masse wie zum Zeitpunkt der Verbrennung hat, ist auch der gleiche CO2 Gehalt in der Luft wie zum Zeitpunkt der Verbrennung wieder erreicht (wie gesagt, ideale Betrachtung in einem geschlossenem System)
    • Da aber ständig Bäume in allen Phasen vorhanden sind kommt es in der Realität lediglich zu Schwankungen (auch hier wieder: Gilt nur solange die Bilanz ausgewogen ist, also genau soviel nachwächst wie „verbraucht“ wird)
    Zitat


    Wobei du in deiner Energiebilanz (oben mal spaßeshalber blau markiert) zwei Punkte vergisst: Die CO2 - Freisetzung beim Verbrennen des Holzes (was generell relativ viel ist, aber frag mich bitte nicht wie viel genau, weil das auch von der Holzart und Brenntechnik / Ofen abhängt) + die Verringerte CO2 Bindung / Filterung von CO2 aus der Luft durch das fehlen des ausgewachsenen Baumes.

    Wie angeführt, dies trifft so nicht zu. Meine Hinweis bezog nich nur auf den Anteil, der auch bei mir nicht (langfristig) CO2 neutral erfolgt - also durch Verbrennung fossiler Treibstoffe (der liesse sich in Zukunft durch Umstieg auf ein e-Auto und eine Akkukettensäge noch weiter reduzieren).

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Ahoi

    Meine Hinweis bezog nich nur auf den Anteil, der auch bei mir nicht (langfristig) CO2 neutral erfolgt - also durch Verbrennung fossiler Treibstoffe (der liesse sich in Zukunft durch Umstieg auf ein e-Auto und eine Akkukettensäge noch weiter reduzieren).

    Da möchte ich mich jetzt doch mal kurz einklinken. Solange jedoch immer noch zum Großen Teil Strom aus Kohle und Co produziert wird, ist Elektrizität keine wirklich gute Alternative zur Energie aus fossilen Energien, sondern nichts anderes, als Augenwischerei. Bis wir alle (relativ) klimaneutral unterwegs sein können, das wird noch lange, lange dauern. Ich finde es fraglich, ob das wirklich irgendwann mal soweit sein wird.

    Was das eigentliche Thema betrifft, da bin ich der Meinung, dass man bei der dem Klimawandel geschuldeten Umgestaltung weitestgehend der Natur ihren Lauf lassen sollte. Welche Arten fühlen sich hier wohl? Welche würden auch ohne dem Eingriff des Menschen hier (bald) erscheinen? Was kann man dann daraus machen? Das wird sicher nicht einfach werden. Wichtig ist halt, dass es nicht nur ein paar wenigen, sondern allen klar werden muss, dass wir nicht nur vom, sondern mit dem Wald, der Natur leben müssen.

    LG Matthias

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  • Hallo Matthias,

    daher der Hinweis „in Zukunft“!

    Beim Rest stimme ich Dir zu, die spannende Frage ist für mich wie man dies realisiert.

    Viele Grüße

    Thomas

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Also... Bevor wir da mal wieder rausschwenken (weil sonst müsste man echt auch dafür, also die Holzheizdebatte) noch ein eigenes Thema erstellen:
    Ich bin sicher, daß da immer noch der eine oder andere Fehler in deiner Rechnung ist, Thomas. :wink:

    Ich versuch's mal Punkt für Punkt, das Wichtigste aber zuerst:
    Das enthaltende CO2 wird über die ganze Wachstumsphase des Baumes gebildet.
    Der Baum bildet kein CO2. Er bindet CO2 aus der Luft, und sein Stoffwechsel setzt es um, und zwar in diverse organische Kohlenstoffverbindungen und: Sauerstoff (O2).
    Die wohl markanteste Kohlenstoffverbindung, die der Baum dabei produziert, ist Traubenzucker. Dazu natürlich noch etliche weitere Verbindungen, in denen der vom Baum über die Blätter aus der Luft gefilterte Kohlenstoff (in Form von CO2) enthalten ist.
    Ein alter Baum bindet nur noch vergleichweise wenig CO2 (da er nicht mehr wächst)

    Falsch, und das ist vermutlich der entscheidende Fehler. Das wäre nur dann so, wenn der Baumstamm (und Äste) sozusagen "der CO2 - Speicher" wären. Ist aber nicht so, denn wie oben schon erklärt, speichert der Baum gar kein CO2, sondern er verstoffwechselt es und bildet daraus diverse andere Kohlenstoffverbindungen. Das, was im Holz des Baumes während seiner Lebensspanne an aus der Luft gefiltertem Kohlenstoff angelegt / gespeichert ist, ist verschwindend gering gegenüber den Mengen, die der Baum tatsächlich umsetzt.
    Stichwort Traubenzucker und Stichwort Mykorrhiza: Ein beliebiger gibt an seine Mykorrhizapartner im Laufe seines Lebens tonnenweise Kohlenstoff (u.A. aus CO2) ab: Da "wandert" das "CO2" (nur halt nicht mehr als Kohlenstoffdioxid) also nicht in den Stamm, sondern in den Boden, und über Pilze und diverse weitere MIkroorganismen in die Nahrungskette des Waldes. zweitens: Laub- und Nadelstreu. Auch das besteht ja zu großen Teilen aus organischen Kohlenstoffverbindungen, den Kohlestoff dazu nimmt der Baum eben auch zu einem großen Teil über die Luft auf. Auch dieser Kohlenstoff wird nicht im Stamm gespeichert, sondern in den Kreislauf des Waldlebens überführt (erneut: Pilze, Mikrobiom, Tiere).
    Ergo: Es ist völlig wurschd, wie alt ein Baum ist, und ob sein stamm noch wächst oder nicht. Solange er lebt, filtert er jedes Jahr massenhaft CO2 aus der Luft. Je mehr Blätter oder Nadeln (also insgesamt Chlorophyll) er produziert, desto stärker wird Luft gefiltert.
    Auch beim natürlichen Verfall (also nicht nur bei der Verbrennung) wird dieses CO2 wieder freigesetzt
    Theoretisch ja, aber eigentlich eher jein, im Grunde sogar ganz klares Nein. Weil beim zersetzen weder des Detritus während der Lebensspanne, noch beim Zersetzen des Holzes nach Absgerben eines Baumes wird CO2 direkt "frei". Denn es ist ja gar keines dort vorhanden. Die organischen Substanzen werden verstoffwechselt - von Pilzen, Mikroben, anderen Pflanzen und Tieren. Die alle leben in ganz unterschiedlicher weise von der gewaltigen Biomasse, die der Baum in seiner Lebenszeit (auch) aus CO2 erstellt hat. Manche von ihnen verwandeln diese Biomasse durchaus wieder in CO2 - aber das ist ganz anderer (vor allem viel komplexerer und langsamerer) Prozess als das Verbrennen des Holzes.

    Beim Verbrennen wird die gesamte Masse des Holzes quasi auf ein Mal wieder umgesetzt - aber abrupt, nicht über den Umweg des Stoffwechsels von hunderten verschiedenen Organismen. Beim verbrennen zerfallen diese organischen Kohlenstoffverbindungen, aus denen das Holz besteht - nämlich (zum Großteil) zu CO2, aber auch zu CO und diversen anderen Partikeln (die wir aber hier ignorieren können). Ein Kubikmeter Holz wird beim Verbrennen immer relativ gleich viel CO2 frei setzen (abhängig halt von Baumart und einigen weiteren Faktoren).

    Bei fossilen Brennstoffen passiert im grunde das gleiche. Fossile Brennstoffe (egal ob Öl, Gas oder Kohle) sind ja im Grunde nichts anderes, als ehemaaliges organisches Material (zB ein Wald!), das sich im Laufe von Jahrtausenden bis Jahrmillionen schon so weit zersetzt hat.

    Für die Atmosphäre macht es aber keinen Unterschied, wo das CO2 her kommt, das in ihr angereichert ist. Wieso sollte das einen Unterschied machen? CO2 ist CO2, es wird nicht dadurch zu was anderem oder weniger treibhausrelevant, daß es von einem lebenden Baum oder von einem fossilen, in Öl verwandelten Baum kommt. Soll heißen: Für die Zusammensetzung der Atmosphäre und den Klimaeffekt spielt es absolut gar keine Rolle, woher das CO2 kommt.

    Die Frage ist nur: Wie viel Kohlenstoff ist zu einem Zeitpunkt in der Atmosphäre gelöst?
    Daraus ergibt sich im Grunde nur noch die Frage: Wie energieeffizient ist welche Heizmethode.
    1) Im Bezug auf die Verbrennung selbst. Da geht es ausschließlich darum, wie viel CO2 pro Kilowatt Energie (egal ob Wärme, strom oder was auch immer) freigesetzt wird.
    Da ist Holz definitiv nicht effizienter als Gas, eventuell ähnlich wie Kohle und Öl (wobei ich da wie erwähnt die genauen Zahlen nicht kenne).
    2) Im Bezug auf die benötigte Infrastruktur: Also welche Ressourcen für die Produktion, Instandhaltung und Bereitstellung aufgewendet werden müssen. Dazu gehören Komponenten wie zB Bau des Ofens, Kettensäge, Auto für abtransport. Ist übrigens auch egal, ob elektro - Kettensäge oder Benzin: Auch der Strom ist energie und kommt ja nicht einfach so aus der Steckdose. Wenn du die Säge über ein Solaraggregat laden kannst, ist das natürlich schon mal super.
    3) Impact auf die Rückführungsmöglichkeigen - und da hat eben nur das Fällen lebender Bäume eine Auswirkung...

    Daß das verbrennen von fossilen Kohlenstoffspeichern trotzdem in der Masse ein problem ist, darüber muss man nicht streiten. Das ist so. Und wie schon mehrmals erwähnt: In der Form, wie du das praktizierst, Thomas, ist das doch völlig in Ordnung. Nur klappt das halt wirklich nur in einem sehr begrenztren Bereich und für wenige Haushalte, bevor sowohl der klimatische als auch der ökologische Impact zu enorm werden.
    Unser Problem (global und grundsätzlich) ist eigentlich eher nicht welche Energie wir verbrauchen, sondern wie viel.
    In dem Sinne ist es grundsätzlich auch eher schnobsegal ob Diesel oder Elektrokarch: Wir sollten nicht anders kreuz und quer um den Globus düsen, sondern schlicht und einfach weniger.

    Können wir nun wieder zurück zum Wald und zur Waldwirtschaft?
    Wir wollen ja gar nicht ganz aufs Heizen mit Holz verzichten. Wir wollen es nur nicht übertreiben damit und möglichst waldschonende Alternativen nutzen, oder?
    Und mit Holz kann man zudem noch ganz viele viel bessere Sachen machen als nur Heizen. :wink:


    LG; Pablo.

  • Nur ein kurzer Hinweis, das „CO2 gebildet“ war natürlich ein Schreibfehler, sollte „gebunden heißen“ (wie später auch).

    In einzelnen Punkten sehe ich es noch immer anders – speziell aus Sicht der langfristigen CO2 Neutralität (einiges muss ich aber auch prüfen, da es nicht mit meinem Wissensstand überein stimmt – was nicht bedeuten soll, dass es falsch ist!), aber dein Beitrag bringt viel Punkte mit denen ich mich nochmal im Detail beschäftigen werde (muss). Die Abweichungen weiter diskutieren wäre eher eine Sache von Angesicht zu Angesicht (da schriftlich sehr aufwändig).

    Daher vielen Dank Pablo! Vielem kann ich auch nur voll und ganz zustimmen (gerade was die Reduzierung des Verbrauchs betrifft).


    Und ihr habt natürlich recht, wir sollten zurück zur Waldwirtschaft. Wie siehst Du generell den Punkt „Bekämpfung“ von Arten wie der Spätblühenden Traubenkirsche oder Brombeeren im Bereich von Neuanpflanzungen?

    Und wie das Thema Neuanpflanzungen selbst (speziell im Rahmen des Umbaus von Fichten- und Kiefermonokulturen).

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!

    Brombeeren sind ja durchaus heimisch, und breiten sich nur da aus, wo es eben genug Stickstoff und Sonne gibt. bekämpfen muss man die nicht, denn wo sich ein einigermaßen gesunder Wald mit eher nährstoffarmem Boden und schattigem Blätterdach bildet, verschwinden die von alleine oder tauchen gar nicht auf.
    Bei der Spätblühenden Traubenkirsche habe ich in meiner Gegend schon bisweilen das Gefühl, daß sie schon reichlich viel Platz einnimmt: Insbesondere in den Rotbuchenwäldern auf den sandigen Böden sehe ich an Jungbäumen fast nur noch Traubenkirsche, keine Buchen mehr. Das Problem an der stelle ging aber vermutlich in erster Linie davon aus, daß die hier erstens eine zeit lang massiv gepflanzt wurde, und zweitens ebenso massiv Kiefernforste gepflanzt wurden, die aber hier auch nicht wirklich in die Ökosysteme passen (nicht als Monokultur jedenfalls, auch wenn da ab und an schöne Ritterlinge wachsen), und in den älteren Kiefernplantagen breitet sich die Sptblühende Traubenkirsche halt ganz massiv aus.
    Aber auch das dürfte ein Vorkommen sein, daß sich irgendwann wieder einpendelt.
    Der Götterbaum macht mir hier in der Gegend mehr Sorgen.

    Neupflanzungen: Klar macht das Sinn. Aber idealerweise als Mischwälder aus +/- heimischen Arten, die in die Ökosysteme passen. Die Fichten müssen ja auch nicht komplett weg, man sollte die Bestände einfach durchmischen (oder sich durchmischen lassen) mit möglichst vielfältigen Beständen aus Eichen, Rotbuchen, Tannen usw... Was sich halt anbietet. Schadet auch nichts, wenn mal ein paar Douglasien dazwischen stehen, nur sollte man die eben nicht flächendeckend als Monokulturen ausbringen.

    Pflanzt man einen wechselhaften Baumbestand, und bewirtschaftet dann extensiv, wird sich bei der natürlichen verjüngung der Bestand an die Bedingungen anpassen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    ja, die Brombeeere. Die wird bei uns in Bereichen bekämpft in denen es starke Neuanpflanzungen und kaum noch (da die Kiefern, Fichten entfernt wurden oder eingegangen sind) Schatten gibt - wie die Spätblühende auch.. Natürlich nur solange, bis sie eine gewisse Mindesthöhe haben und sich selbst durchsetzen können.

    Bei uns hier im Unterwald wächst die Spätblühende auch extrem stark - wobei die bei uns dort nicht gepflanzt wurde. Alter Kiefernbestand mit sandigem Boden wie bei Dir. In anderen Waldabschnitten (mehr Mischwald, dichter bewachsen) dagegen findet man sie höchstens vereinzelt.

    Nebenbei, bei den Nadelhölzern wird bei uns keine Fichte mehr gepflanzt. Stattdessen Douglasie und Tanne (letztere verstärkt) größtenteils zum Glück in neuen Mischwäldern (Buche, Eiche, Edelkastanie,...).

    Götterbaum: Bäh...

    Viele Grüße

    Thomas

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Servus!

    Zur Douglasie eben nocn eine Anmerkung: An stellen, wo die hier in der Umgebung als Monokultur steht, ist der Wald tot. Also die Bäume stehen zwar noch und leben auch ein bisschen, aber da ist kein Ökosystem mehr vorhanden. Zwischen den Douglasien kommen keine anderen Bäume hoch (höchstens mal eine Traubenkirsche). Pilze: Null. Zumindest keine Fruchtkörper. Insekten: Nahezu keine. Nur die, die sich mit diesem komischen Massenspringkraut irgendwie arrangieren können. Andere Pflanzen: Fehlen. Moose: Nicht vorhanden. Nur Douglasien, Springkraut, ab und zu eine Brombeere und Brennessel und sonst nix.
    In Wäldern, wo einzelne Douglasien in einen Bestand von anderen Bäumen gemischt sind, ist das kein Problem, da wächst das irgendwie zusammen. Aber ohne UNtermischung: So richtig scheinen sich die Douglasien jedenfalls nicht hier in die Bizönosen eingliedern zu wollen.


    LG, Pablo.

  • Zum Götterbaum: Witziger Weise war zu dem gestern ein großer Artikel in unsere Lokalzeitung.

    Auch erhellend, als ich es gestern liess konnte ich mich nur an einen in unserem Ort erinnern (der dort schon ewig auf einer steht und wohl vor langer Zeit gepflanzt wurde). Gestern abend ist mir dann bei uns am Fahrradweg (an einem Bach) eine sehr große Ansammlung davon aufgefallen - sehr viele, junge und nichts anderes in diesem Bereich. Es ist schon immer wieder erstaunlich wie das Bewusstsein von "Vorwissen" beeinflußt wird.

    Das mit den Douglasien hört sich übel an, bei uns gibt es zwar Stellen mit Häufungen (eben Bereiche in denen vor langer Zeit mehrere gepflanzt wurden) zum Glück aber keine Monokulturen. Auch bei Neuanpflanzungen (die von denen ich weiß) sind sie nur eine Art von vielen. Interessant finde ich, dass sie zwar gut gedeihen ich aber nie kleinere Exemplare gesehen habe - sie scheinen sich zumindest bei uns nicht im näheren Umfeld zu vemehren.


    Und was mir gerade einfällt, ich muss heute mit der Heckenschere ausrücken. An meiner einzigen Fundstelle des schwarzhüttigen Steinpilz (einem Steilhang) sind schon wieder Robinien dabei alles zuzuwuchern.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.