Rötliche Kohlenbeere - Hypoxylon fragiforme

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 4.934 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. September 2020 um 16:02) ist von Christine.

  • Hallo Pilzfreunde,

    diese Kügelchen wachsen auf der Rinde eines am Boden liegenden Buchenastes.

    Auch wenn die Oberfläche für mich eher zimtfarben aussieht, ist es wohl die Rötliche Kohlenbeere?

    LG Christine

    1

    2 der Große mißt 4mm

    3

    4 beim durchschneiden lief Flüssigkeit aus, die aber schnell wieder aufgesogen wurde (s. Bild 3)

    5 Perithecien

    6 Skalpschnitt, die Kruste (wie heißt die Kruste richtig?) ist härter als das Innere

    7 der Skalp

  • Hallo Christine

    Tolle Bilder, ich finde deinen Vorschlag passend.

    Obwohl ich noch nie eine aufgeschnitten habe, sehr interessant.

    Danke für das zeigen.

    LG Andy

    • Offizieller Beitrag

    Hallo; Christine!


    An Rotbuche und mit der Färbung und ohne deutlich hervortretende Perithecien sollte das in aller Regel Hypoxylon howeanum (deutscher Name...?) sein, so zumindest die Einschätzung kernpilzkundiger Vereinsteilnehmer bei letzter Exkursion meines Vereins hier.


    LG, Pablo.

  • Hallo; Christine!


    An Rotbuche und mit der Färbung und ohne deutlich hervortretende Perithecien sollte das in aller Regel Hypoxylon howeanum (deutscher Name...?) sein, so zumindest die Einschätzung kernpilzkundiger Vereinsteilnehmer bei letzter Exkursion meines Vereins hier.


    LG, Pablo.

    Hallo Pablo,

    das (Hypoxylon howeianum = Zimtbraune Kohlenbeere) war auch mein Favorit. Mein Hauptproblem ist das Substrat "Buche", an der diese Art nicht vorkommen soll!?

    - In einem Punkt muss sich dich korrigieren. Nach Enderle überragen die Ostiolen (und nicht die Perithezien!) von H. fragiforme und H. howeiana die Strome; sind also vom gleichen Typ (nabelförmig).

    -----------------------------------------------

    Du warst schneller. Denn für Christine hatte ich folgendes zusammen gestellt:

    ----------------------------------------------

    Hallo Christine,

    Ich fang einmal mit den Fachbegriffen von Hypoxylon (Kohlenbeere) an:

    Die Außen-Hülle/-Schicht wird „Stroma“ (Plural „Stromata“) genannt.

    In ihr sind „Perithezien“ (Sing. Perithezium) = kleine ovale, kugel-/birnen-/krugförmige Fruchtkörper mit im Innern liegendem Hymenium eingebettet, aus dem die Asco-Sporen durch eine kleine , kanalartige Öffnung (Ostiolium, Plural Ostiolen) entlassen werden.

    Die Form des Ostioliums ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Man unterscheidet (a) porig = die Stroma nicht überragend, b) nabelförmig = die Stroma etwas (rauh, warzenförmig)) überragend und c) papillenförmig = die Stroma spitz und deutlich überragend..

    Nun zu deinem Fund:

    Es gibt mehrere Arten mit rötlichen Farben und rundlichen, nicht ineinander fließenden Frk auf berindetem Holz, z.B.:

    1. Hypoxylon fragiforme (Rötliche Kohlenbeere) +- kugelförmig; bevorzugt an Fagus (Buche)
    Sporen: (11)12 -14(16) x (5)5,5 -6(7) µm

    2. Hypoxylon fuscum (Rotbraune Kohlenbeere) etwas abgeflacht, oft länglich; häufig Hasel, Esche und anderem Laubholz
    Sporen: (11)12-15(16) x 5-6() µm
    ---> Diese Art schließe ich definitiv aus.

    3. Hypoxylon howeianum (Zimtbraune Kohlenbeere)
    ähnlich H. fragiforme; an verschiedenen Laubhölzern, aber an Buche ???
    Sporen: klein (6)7-9(9,5) x 3-4(4,5) µm

    Bleiben jetzt m.E. nur noch 1)

    Verbreitung Hypoxylon fragiforme (Scop. : Fr.) J. Kickx f. 1835

    und 3)

    Verbreitung Hypoxylon howeanum Peck 1872

    Übrigens: Beides verbreitete Arten in der BRD, wobei H. howeianum m.E. mit Sicherheit unterkartiert ist, da nach meiner Recherche deutschsprachig nur in [2] abgebildet.

    ------------------------------

    So und jetzt passe ich, da ich mich bei derartig jungen Frk. ohne Blick ins „Scharfe Auge“ (Mikroskop) nicht festlegen kann.

    Grüße Gerd


    Literatur:

    [1] https://www.dgfm-ev.de/publikationen/…zflora/download

    [2] M. Enderle(2004): Die Pilzflora es Ulmer Raumes
    ---> inkl. Farbaufnahme von H. howeianum.

    [3] G.J. Krieglsteiner, M. Enderle (1989): Über Vorkommen, Verbreitung und Ökologie einiger Artenn der Gattungen Biscoggniauxia O. Kuntze 1891, Nemania S.F. Gray 1821 emend. Pouzar 1086 und Hypoxylonn Bulliard 1791 s.str. in der BR und einigen Nachbarländern; APN //1:46-89

    2 Mal editiert, zuletzt von Graubart (31. August 2020 um 17:27)

  • Hallo Pilzfreunde,

    danke für Eure Antworten!

    Der Art kommen wir ohne Mikroskop für Sporengröße wohl nicht näher.

    Die Verbreitungskarten nutzen nichts, danach gibt es in meiner Umgebung weder H. howeanum noch fragiforme.

    Vorkommen von H. howeanum auf Buche oder nicht?

    Dieses Zitat ist aus dieser Arbeit von Enderle 1981 (mit ´diese Art´ ist H. howeanum gemeint)

    Da hat also der Whalley dem Enderle in einem Brief geschrieben, daß H. howeanum nie an Buche wächst, und das wird jetzt seit Jahrzehnten immer wieder abgeschrieben. :wink:

    Könnte aber trotzdem an Buche wachsen, oder?

    LG Christine

  • Hallo Christine,

    ich muss da nochmals nachkarteln:

    1) Dein Gebiet scheint mir unterkartiert zu sein

    2) Vergleiche ---> Hypoxylon howeianum

    ---> Bemerkenswert: a) H. howeianum soll selten auch an Buche vorkommen, die Ostiolen überragen (im Gegensatz zu H. fragiforme!) das Stroma nicht.

    3) Die Anamorphe (Konidienform) von H. howeianum wird Hier gezeigt.

    4) Und noch einen Link: Champignons et Mycologie en Moselle

    ---> Hier wird darauf hingewiesen, das bei H. howeianum im Gegensatz zu H. fragiforme häufig gleichzeitig Teleomorphe und Anamorphe auftreten.

    5) Ein Beispiel (---> Hypoxylon howeianum - PYRENOMYCETES - Forum di Micologia AMB Gruppo di Muggia e del Carso ), das zeigt, dass die Oberfläche von H. howeianum nicht glatt sein muss.

    6) Bleibt noch die Frage zu klären, welche Schreibweise (howeianum vs. howeanum) korrekt ist

    - Im Index Fungorum findet man folgenden Eintrag: Hypoxylon howeanum Peck [as 'howeianum'], Ann. Rep. N.Y. St. Mus. 24: 98 (1872) [1871]

    Ich schließe daraus, dass Peck seine Art howeianum genannt hat und dieser Name nach den Nomenklatur-Regeln nur geändert werden darf, wenn er typografisch oder orthografisch falsch ist.

    ----------------------------------------------------

    Hast du deinen Fund gerettet? Dann könnte ich ihn untersuchen!

    Grüße Gerd

  • Hallo Gerd,

    mein Fund ist ein Trümmerhaufen!

    Aber ich kann noch was besorgen, wieviele Kügelchen bräuchtest Du denn so ungefähr?

    LG Christine


    Und daß mein Gebiet unterkartiert ist, weiß ich schon.

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend!

    Aha... Ich werd bei Horst und Bernhard nochmal nachfragen, wenn ich sie am Samstag sehe. :thumbup:
    danke jedenfalls für die Links, vor allem das mit den hervortretenden Ostiolen ist wichtig, mein Bild von howeanum (oder howeianum) beruhte da vermutlich auf den jüngeren, noch nicht ausgereiften fruchtkörpern, die mir als solche vorgestellt wurden.

    Wegen dem Susbtrat hake ich gerne auch noch mal nach, muss aber gestehen, daß ich mich zwar leidenschaftlich mit Rindenpilzen und Porlingen beschäftige, aber fast alles, was Schläuche hat (insbesondere Pyrenomyceten) weitgehend ignoriere.


    LG; Pablo.

  • Hallo Gerd,

    mein Fund ist ein Trümmerhaufen!

    Aber ich kann noch was besorgen, wieviele Kügelchen bräuchtest Du denn so ungefähr?

    LG Christine


    Und daß mein Gebiet unterkartiert ist, weiß ich schon.

    Hallo Christine,

    ich würde mir ca. 5 Kügelchen mit Substrat wünschen, damit ich auch visuell deinen Fund beurteilen kann.

    - Das Substrat ist wichtig, da du (wie bisher gezeigt) m.E. noch unreifes Material zeigst. Macht nix, mit Geduld und einer feuchten Unterlage, kann ich dann die Frk. weiter wachsen lassen.

    - Lege bitte noch Trümmer (separat eingewickelt) von deinem gezeigten Fund bei.. Denn mich interessiert, ob es das Gleiche ist oder in deinem Gebiet beide Arten vorkommen.

    ---> Übrigens, Hut ab vor deinen tollen Aufnahmen!!! Und wenn ich jetzt wüsste, wie ich ein Smiley einfügen könnte, würde ich das tun.

    -----------------------------------------

    Ach ja, dieses Forum ist mir ein Buch mit sieben Siegeln:

    ---> Bin zu blöd dir eine "Nachricht" zu schicken und finde trotz intensiver Suche absolut nix dazu. Ähnliches Thema ist, dass ich nix finde, wie ich erhaltene "Nachrichten" löschen kann. Ein Kochrezept dazu würde mich freuen.

    ---> Und wenn ich schon dabei bin: Warum wird nach einer Antwort mit "Zitat" im Anschluss an meinen Beitrag ein völlig überflüssiger "Schrotttext" hinzugefügt???

    - Ok, ich schlage (um die Kuh vom Eis zu holen) vor: Schick du mir eine Nachricht und ich hoffe, dass ich dort dann die Möglichkeit zu einer Antwort (meine Adresse) habe.

    Grüße Gerd

    @Pablo,

    insbesondere dieses Bild (Textur der Oberfläche = Anamorphe?)

    https://www.123pilze.de/000Forum/index…pg/&thumbnail=1

    deute ich zwischenzeitlich als Hinweis, dass Christine uns bisher verm. H. howeanum cf. gezeigt hat.

    ---> Schaun wir mal, was deine Spezialisten sagen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Graubart (22. August 2020 um 19:46)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd!

    "Müsste man reingucken", hieß es da. :wink:
    Aber es wäre wohl variabel und möglich, daß Hypoxylon howeanum auch an Rotbuche kann, am einfachsten wäre es, wenn die Nebenfruchtform noch dabei wäre, also in Form dieser Spinnenbeine. Die wäre dann zusammen mit der Hauptfruchtform wohl auch sehr charakteristisch.
    Aber wie gesagt: Ich habe da keum eigene Erfahrungen mit kernpilzen, und muss mich da auf die Expertisen von Leuten mit mehr Formenkenntnis verlassen. :thumbup:


    LG; Pablo.

  • Hallo, Gerd!

    "Müsste man reingucken", hieß es da. :wink:
    Aber es wäre wohl variabel und möglich, daß Hypoxylon howeanum auch an Rotbuche kann, am einfachsten wäre es, wenn die Nebenfruchtform noch dabei wäre, also in Form dieser Spinnenbeine. Die wäre dann zusammen mit der Hauptfruchtform wohl auch sehr charakteristisch.
    Aber wie gesagt: Ich habe da keum eigene Erfahrungen mit kernpilzen, und muss mich da auf die Expertisen von Leuten mit mehr Formenkenntnis verlassen. :thumbup:


    LG; Pablo.

    Hallo Pablo,

    danke, also nix Neues auf was ich nicht bereits in einem meiner Vor-Beiträge hingewiesen habe. Und da habe ich bewusst nur mir seriös erscheinende Links ausgewählt.

    - Richtig: a) reingucken, b) die Spinnenbeine der Anamorphe wären hilfreich.

    - Aber schau dir einmal die Oberfläche der von mir im Vorbeitrag gezeigten Aufnahme an. Die stimmt, auch wenn die "Spinnenbeine" (noch?) fehlen, recht gut mit den von mir ausgewählten Abb. von H. howeanum überein und ich kann da keine mich überzeugende Übereinstimmung mit H. fragiforme (soweit ich die, glaube sogar sicher, kenne) feststellen.

    ------------------------

    - Egal, wenn es gelingen sollte, dass ich Christine (und nur Christine) meine Adresse übermitteln kann, dann hole ich die Kuh vom Eis!!!

    Grüße Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd!

    Genau, grundsätzlich eben nur eine Bestätigung dessen, was du schon geschrieben hattest.

    Dann schaun mer mal, was Christine sagt.


    Lg; pablo.

  • Huch, was soll ich denn jetzt sagen?

    Wenn´s nicht regnet, und nicht allzu stürmisch ist, fahre ich morgen los und hole ein paar Kügelchen.

    Adresse habe ich ja jetzt.

    LG Christine

  • Huch, was soll ich denn jetzt sagen?

    Wenn´s nicht regnet, und nicht allzu stürmisch ist, fahre ich morgen los und hole ein paar Kügelchen.

    Adresse habe ich ja jetzt.

    LG Christine

    Hallo Christine,

    als Erinnerung:

    "ich würde mir ca. 5 Kügelchen mit Substrat wünschen, damit ich auch visuell deinen Fund beurteilen kann.

    - Das Substrat ist wichtig, da du (wie bisher gezeigt) m.E. noch unreifes Material zeigst. Macht nix, mit Geduld und einer feuchten Unterlage, kann ich dann die Frk. weiter wachsen lassen.

    - Lege bitte noch Trümmer (separat eingewickelt) von deinem gezeigten Fund bei.. Denn mich interessiert, ob es das Gleiche ist oder in deinem Gebiet beide Arten vorkommen."

    Und wenn das Ästchen dicker als ist, dann einfach längs spalten.

    Grüße Gerd

  • Hallo Pilzfreunde,

    ein kurzer Zwischenbericht:

    Die Kügelchen sind bei Gerd angekommen.

    Diese anamorphen Spinnenbeine habe ich nicht gefunden.

    Das einzig spinnenbeinige war eine Hornmilbe, wahrscheinlich aus der Gattung Damaeus.

    LG Christine


  • Hallo Christine,

    ja , die Kügelchen (2 Funde + die Trümmer deines Erstbeitrags sind angekommen.

    - Doch alle Funde leider nur mit Rinde ohne Substrat. Und wie von mir befürchtet weitgehend noch unreif. Und deshalb kann ich sie leider durch "Wässern" nicht zum weiteren Wachstum anregen.

    --------------------------------------------

    Egal, ich war da hartnäckig und nach vielen Schnitten konnte ich wenige frei schwimmende Sporen + unreife Asci beobachten.

    Sporen: Lm x Dm= 1,6 x 5,6µm; Qm = Lm/Dm =2,1; Vm = 195µm^3

    - Diese Messwerte passen (auch wegen des Substrats) nur zu Hypoxylon fragiforme. H. howeanum kann man wegen der deutlich kleinerer Sporen (Vm < 100µm^3) definitiv ausschließen.

    --------------------------------------

    Zur Absicherung habe ich deine Funde noch M. Enderle vorgelegt, der mir wegen Sporengröße und Substrat H. fragiforme bestätigt hat:

    Ich zitiere Enderle:

    (1) Ein andres Ergebnis hätte mich sehr überrascht. Denn, ich habe sowohl H. fragiforme und H. howeianum in meiner damaligen Pyreno-Zeit zigmal untersucht. H. fragiforme war immer auf Rotbuche und H. howeianum nie auf Buche, meistens auf Eiche.

    (2) Beide Arten kann man sicher nur mikroskopisch trennen.

    (3) Mir ist auch aufgefallen, dass (a) die Frk. noch weitgehend unreif sind und (b) die Endgröße noch nicht erreicht haben.

    --------------------------------------

    Zum Substrat beider Arten habe ich noch folgende Aussagen in [1] gefunden:

    (1) Hypoxylon fragiforme ist auf seinem bevorzugten Wirt "Buche" weit verbreitet in Großbritannien. Neben Buche habe ich diese Art (selten) Eiche, Moor-Birke und Berg-Ahorn gesehen.

    (2) Die oberflächlich sehr ähnliche Hypoxylon howeanum ist in Großbritannien auf "Hasel" verbreitet, kann aber auch auf Esche, Erle, Birke, Rosskastanie, Eiche und Weißdorn vorkommen.

    Grüße Gerd

    Literatur:

    [1] Roy Anderson: Hypoxylon in Britain and Ireland. 3. Hypoxylon other than the H. rubiginosum group; Field mycology vol. 9(3):97-103

  • Vielen Dank, Gerd!

    Dann sind meine Kügelchen ja jetzt ganz sicher bestimmt!

    Und bis in´s Holz kam ich leider nicht mit meinem Messer, die Rinde ist auch immer vorher abgeplatzt.

    VG Christine

  • Christine 2. September 2020 um 16:04

    Hat den Titel des Themas von „Hypoxylon fragiforme“ zu „Rötliche Kohlenbeere - Hypoxylon fragiforme“ geändert.