Nach dem ergiebigen Regen

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.502 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. Oktober 2020 um 18:41) ist von Da_Schwammalmo.

  • Hallo Pilzfreunde

    Nachdem es Donnerstag und Freitag die ersten Schauer gab und der Samstag ganz im Zeichens des Regens stand, war für den Sonntag trockenes Wetter voraus gesagt. Bereits am Samstag erreichten mich Fundberichte, die sehr vielversprechend waren. Auch ansonsten eher seltene Arten wurden teilweise sehr häufig vorgefunden. Dies bestätigte nur meine Erfahrung der letzten Wochen - auch vor dem Regen bei staubtrockenem Boden.



    Der auf dem Mycel vom Kuhröhrling (Suillus bovinus) wachsende Rosenrote Gelbfuß (Gomphidius roseus) war bei einer Tour ca zwei Wochen vor dem Regen so häufig zu finden, dass ich mir das eine oder andere Exemplar mitnahm.

    A)


    Auf der selben Tour ein Pilz, den ich vorher nur in Tschechien finden konnte, wo er nicht geschützt ist. Obwohl der ganze Hang damit voll stand, blieb er natürlich im Habitat.

    B)

    Schafporling (Albatrellus ovinus)


    Einen nahen Verwandten konnte ich damals zum ersten Mal finden. Inzwischen ist er mir an anderen Orten schon öfter unter gekommen. Auch wurde mir regelmäßig von weiteren Funden von ihm berichtet.

    C) Ziegenfußporling (Scutiger pes-caprae)

    Diesen fand ich übrigens schon so vor. Er wird wohl von einer(m) "Braunkappensammler(in)" herausgenommen und dann arglos hingeschmissen worden sein.



    Also startete ich gleich am frühen Sonntagmorgen los. Geplant war erst ein Wald, in dem ich dieses Jahr schon ein paar mal war. Hier gibt es in aller Regel nicht ganz so viele Pilze, dafür aber die eine oder andere Art, die ich in meinen anderen Wäldern nicht finden kann. Stellenweise kalkhaltig mit überwiegend Laubbäumen, dann wieder sauer, mit fast nur Nadelholz. Zu einem großen Teil mit Auwaldcharakter, auch sehr sumpfige Stellen sind dabei, in denen auch bei großer Trockenheit Wasser steht.

    Danach wollte ich mich mit einem Pilzsachverständigen treffen, der mir inzwischen ein guter Freund geworden ist. Er war gerade mitten in einem seiner Seninare und ich natürlich gespannt, was seine Teilnehmer so finden konnten.

    Am Nachmittag sollte es dann noch in einen weiteren Wald gehen. Die erste Hälfte am Flussufer entlang, sehr kalkhaltig. Die zweite Hälfte geht es dann den Berg hoch (Hügel passt vielleicht besser, sind ja doch nur 100 m Höhenunterschied) in eher sauere Gebiete. Zumindest abseits des geschotterten Weges.

    Eigentlich möchte man meinen, die beiden Wälder könnten sich gleichen, da beide teils sauer, teils kalkhaltig. Dennoch gibt es hier wieder andere Pilze.


    Jetzt aber zu den Pilzen aus dem ersten Wald. Insgesamt waren die Pilzfunde etwas unter meinen Erwartungen, die Allerweltspilze Gelber Knollenblätterpilz (Amanita citrina), Grünblättriger Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare) und Kartoffelbovist (Scleroderma sp) mal ausgenommen, genauso viele Zualtlinge und Uraltlinge.

    Der erste schöne Fund ist der Grund, warum ich anfangs des Beitrages auf vorige Funde zurückblicke. Es handelt sich wiederum um einen an und für sich seltenen Pilz, der mir erst seit den letzten Wochen begegnet. Ihn könnte man durchaus mit dem Ziegenfußporling verwechseln.

    1 Grüner Kammporling (Laeticutis cristata)

    a)

    b)


    Auf den ersten Blick von der Seite hielt ich ihn für den Spitzgebuckelten Raukopf (Cortinarius rubellus). Erst der zweite Blick offenbarte, was da vor mir stand, auf etwa 15 m² geschätzte 20 Fruchtkörper.

    2 Filziger Gelbfuß (Chroogomphus helveticus)


    Die Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) sind ja an und für sich nichts besonderes. Mit diesem kecken Dachpilz (Pluteus sp) in vorderster Front war er mir dann doch ein Foto wert.

    3

    Im übrigen bekam ich im späteren Verlauf ein Bild von diesem Stumpf zugeschickt mit der Frage "was ist denn das?". Erst später merkte ich, diese Komposition kenne ich doch... :/


    Danach kam eine Weile nichts besonders mehr. Ich glaubte schon, in Pisa zu sein. Doch dieser "Turm" war aus anderen Gründen schief. Denn er wurde gleich von zwei Fronten angegriffen.

    4 Stinkmorchel (Phallus impudicus)


    Der nächste Pilz ist für meine Handykamera fast etwas zu klein. Die Details waren nie wirklich scharf zu erkennen. Entschuldigt bitte die schlechte Qualität.

    5 Astschwindling (Marasmiellus ramealis)

    a)

    b)


    Das war es dann im Großen und Ganzen mit der ersten Tour. Bei der zweiten sah es dann schon etwas anders aus. Die Artenvielfalt war erheblich größer. Auch waren die meisten Fruchtkörper schön frisch. Alte Pilze fand ich eher selten.


    Den Anfang machte gleich der Chef persönlich im Dreierpack. Ein Stückchen daneben standen noch weitere Fruchtkörper in sehr jungem Stadium.

    6 Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)


    Dieser Röhrling war schon bei meinem letzten Besuch hier häufig zu finden. Auch dieses mal stand er da - in gutem und teils auch nicht mehr ganz so gutem Zustand.

    7 Gehämmerter Röhrling (Hemileccinum depilatum)


    Kurze Zeit darauf vernahm ich einen betörenden Knoblauchgeruch wahr. Von denen beiden strömte er also aus.

    8 Saitenstieliger Knoblauchschwindling (Mycentinis alloaceus)

    Im weiteren Verlauf kamen mir diese immer wieder mal unter. Der Dörraparat braucht ja sowieso wieder Arbeit.


    Wieder nur wenige Schritte weiter war dann ein leichtes Hämmern zu hören. Da war der dann, der Spechttintling (Coprinopsis picacea).

    9


    Diese hatte ich zwar schon. Aber, wenn sie so schön im Überkopfbereich wachsen, dann muss doch einfach ein weiteres Bild her.

    10 Grünblättriger Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare)


    Ein weiterer Allerweltspilz. Aber, wenn der schon so schön am Wegesrand steht, dann muss er doch abgelichtet werden.

    11 Fliegenpilz (Amanita muscaria)


    Dann tauchten urplötzlich kräftig gelbe Pilze auf einer Liegenden Buche auf. Ein gutes Stück abseits des Weges, aber dennoch kam mir gleich der Verdacht nach dem Goldfellschüppling (Pholiota aurivella).

    12

    a)

    b)

    c)

    Extrem schleimig sind sie, diese Kerle. Aber schöne junge Exemplare.

    Am selben Stamm, sowie an weiteren Buchenstämmen, die da rumlagen, Austern- und/oder Lungenseitlinge (Pleurotus sp). Due Hutfarben reichen von reinweiß bis hin zu dunkelgrau. Alles war in der Überzahl vorhanden, in jedem Stadium von klitzeklein und ganz jung bis hin zu uralt.


    Gleich neben den Buchenstämmen dann dieses nette Paar in trauter Zweisamkeit.

    13 Lila Lacktrichterling (Laccaria amethysta)

    Dunkelvioletter Schleierling (Cortinatius violaceus)


    Es hätte im weiteren Verklauf noch mehr Arten gegeben. Doch so langsam begann es, dunkel zu werden. Also schaute ich, dass ich so schnell wie möglich aus dem Wald heraus, zurück zum Parkplatz kam.

    Ganz in der Nähe ist da noch ein guter Grieche - die beste Art, den Tag ausklingen zu lassen.


    Euch allen noch eine schöne Woche.

    LG Matthias

    Bei allen online "bestimmten" Pilzen handelt es sich lediglich um Bestimmungsvorschläge.

    Gezeigte Pilze zu 100 Prozent sicher nur über Bilder zu bestimmen ist nicht möglich, deren Verzehr kann im schlimmsten Falle tödlich enden!

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  • Tolle funde, tolle Fotos, toller Bericht.

    Lieben Dank Matthias!

    Die porlinge ganz oben fehlen mir sämtlich...

    Den rosenroten gelbfuß habe ich einmal bei mir finden können. Schöner fund!

    LG jens

  • Hallo Matthias

    Das liest sich ja wie ein spannender Krimi.....

    Vielen Dank für deine Mühe und Aufbereitung.

    Der Ziegenfussporling ist ein toller seltener Fund.

    LG Andy

  • Servus Jens, Andy und Markus

    Vielen lieben Dank euch für die netten Worte. Was da in den Wäldern los war, das war phänomenal. Diesen Fundbericht zu erstellen war zwar ein bisschen zeitaufwändig, aber das Erlebte in Gedanken nochmal durchzugehen, das hat mir erneut riesig Spaß gemacht. Ich habe so das Gefühl, kommendes Wochenende könnte es noch einmal recht interessant werden. Da möchte ich wieder einen anderen Wald aufsuchen mit möglicherweise wieder anderen Pilzen. Welchen ich besuchen werde, da bin ich mir noch nicht sicher. Vielleicht meinen "Stammwald"? Das letzte Mal hier ist schon einige Wochen her... Schaun mer mal

    LG Matthias

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  • Hallo Matthias

    Dein Bericht ist super interessant. Tolle Funde. Den Spechttintling, gehämmerten Röhrling, und Schafporling habe ich bisher leider noch nicht finden können; den gehämmerten Röhrling kannte ich gar nicht. Witzig, wie gut der Name die Hutoberfläche beschreibt.

    Knoblauchschwindlinge sollen sich ja sehr gut zu Pilzpulver verarbeitet als Würzpilz eignen. Hast Du damit zufällig schon einmal Erfahrungen machen können? Oder jemand anderes hier?

    Deine Astschwindlinge finde ich gar nicht so schlecht getroffen, in Anbetracht ihrer Größer und Deinem Fotoequipment sogar gut.

    Danke für das Zeigen!

    Viele Grüße,

    ReikeT

  • Hallo Reike

    Dem Gehämmerten Röhrling sieht man halt gleich an, dass der Spechttintling direkt um die Ecke stand. :smile2:

    Ich kannte ihn bis vor einigen Wochen auch noch nicht so wirklich. Nur vom Namen her. Er wird auch Blasshütiger Röhrling genannt. Das würde bei diesen Fruchtkörpern sogar passen. Doch die Exemplare, die ich davor finden konnte, waren ein gutes Stück dunkler, sodass "blasshütig" mir als unpassend erscheint. Auch wird er Verdallerter Röhrling genannt. Vielleicht kennst ihn ja unter einem dieser Namen.


    Die Knoblauchschwindlinge kann man gut als Knoblauchersatz nehmen. Das Gute daran: am nächsten Tag riecht man nicht. Nur muss man beim Saitenstieligen und auch beim Großen (fehlt mir immer noch) aufpassen, dass man nicht zu viel davon reingibt. Denn sonst werden sie unverträglich und du darfst mit leichten gastrointestinalen Symptomen rechnen. Nur den Echten Knoblauchschwindling kann man auch in größerer Menge verwenden. Leider macht dieser sich heuer wieder einmal sehr rar.


    Bei den Astschwindlingen wollte ich eigentlich noch die Lamellen etwas schärfer abbilden. Doch nach etlichen Versuchen gab ich dies auf. Vor allem auch, weil ich die Länge der Tour etwas unterschätzt hatte und somit meinem Zeitplan ein Stück weit hinterher hing.

    Ich werde mir früher oder später doch mal eine vernünftige Kamera zulegen müssen. Aber zunächst habe ich noch andere Prioritäten. Vielleicht klappt das ja nächstes Jahr. Zumindest kann ich dann die Schuld an einem schlechten Foto nicht mehr am Equipment abwälzen. :photographer:

    LG Matthias

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  • Dem Gehämmerten Röhrling sieht man halt gleich an, dass der Spechttintling direkt um die Ecke stand.

    ^^

    Tatsächlich kenne ich seinen engen Verwandten (ausschließlich) namentlich unter Fahler Röhrling aus einem alten Pilzspiel. Ich gebe Dir Recht, der Name kann in die Irre führen.

    In einiger Literatur ist er als Speisepilz geführt, in anderen nicht wie es scheint.

    Jedenfalls hat mich ein Beitrag bereichert!

  • Hallo Mathias,

    mit welcher Literatur hast du diese Art bestimmt???

    - Und wenn du das nicht mikroskopisch nach den Angaben in [1] überprüft hast, dann kannst du das eh als "fehlbestimmt" abhaken.

    - So nebenbei:

    (1) Der aktuelle Name der von dir fehl-bestimmten Art ist "Pholiota cerifera".

    (2) Du bIst in guter Gesellschaft. Denn nach [1] wird diese Art von vielen Mykologen und natürlich auch in der Populär-Literatur nicht korrekt beschrieben/abgebildet.

    (3) Als Substrat wird in [1] nur "Salix" (Weide) angegeben.

    (4) Du hast dich mit der schwierigsten Sektion (Adiposae) der Gattung "Pholiota" duelliert und m.E. verloren.

    Literatur:

    J. Holec (2001): The Genus Pholiota in central and western Europe; IHW-Verlag.

    Grüße Gerd

  • Hallo Gerd

    Ich danke dir für deine kompetente Antwort.

    Zuerst einmal: Nein, ich habe meinen Fund nicht mikroskopisch geprüft. Dazu fehlt mir in erster Linie schon einmal das Mikroskop. Da geht es dann weiter mit, naja, das weißt du besser, als ich selbst.

    Bestimmt habe ich ihn nach Kenntnissen aus Pilzexkursionen und dann mit meinen üblichen Nachschlagewerken (Populär-Literatur :wink:), anschließend mit 123pilze abgeglichen. Mir ist bewusst, dass diese Quelle nicht immer zuverlässig ist. Hier entnahm ich auch den wissenschaftlichen Namen. Im übrigen habe ich gerade meine Bücher noch einmal durchgeblättert. Im LAUX wird er sogar als P. cerifera bezeichnet [326|1], das muss ich überlesen haben.

    Zum Substrat:

    Vielleicht liege ich hier falsch, aber auch Spezialliteratur kann mal unvollständige Informationen enthalten. (Ich glaube, ich bewege mich gerade auf dünnem Eis, aber was solls?)

    Zu Punkt 4:

    Es ist nicht sonderlich schlimm, wenn man mal eine Runde verloren hat. Viel wichtiger ist es, danach gleich wieder aufzustehen und weiter zu machen!

    Nur noch einmal, damit ich dich nicht falsch verstanden habe. Du hältst die gezeigte Art für P. cerifera? Wenn nicht, wofür dann?

    Freundliche Grüße

    Matthias

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