Warmer Januar-Tag im Auwald Teil 4/5

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.001 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. Januar 2021 um 23:00) ist von Der Biologe.

  • Hallo Pilzfreunde

    Wir hatten jetzt 10 Tage hintereinander mit Frost bis zu -6, meist -1 Grad. An manchen Tagen habe es Plus-Temperaturen, an manchen nicht.

    Seit 3 Tagen und 2 Nächten nun kein Frost mehr. Gestern 5 Grad, heute waren erst 7, dann 9 angesagt.

    Der heutige Abschnitt war geprägt von Erlen, Pappeln, Weiden, Eichen, Birken und wenig anderem, aber sumpfigen Schilfwiesen an den meisten Wasser nahen Stellen.

    Auch hier freue ich mich wie immer über Eure Anmerkungen/Korrekturen/Kommentare.

    #1 Fomes fomentarius, Echter Zunderschwamm

    Gannoderma applanatum, Flacher Lackporling

    #2 unbestimmt. Winzig. Substrat nicht eindeutig identifizierbar. Zum Größenvergleich: links daneben ein Pappel-Blatt

    Rundsporiger Resupinatstacheling, Steccherinum bourdotii (danke Alex, und danke Pablo für 1 und 2)

    #3 Spaltblättling

    #4 unbestimmt. was ganz merkwürdiges. Vielleicht einfach nur verschimmelt. Konsistenz wie eingelegter Ziegenkäse. Kaum Geruch.

    Das ganze so verzweigt wie eine Krause Glucke, aber dickere Strukturen. Von der Farbe (falls die den originalen Pilz gehören) erinnert eher an den Ästigen Stachelbart, aber hier würde ich in dem Zerfallsstadium dennoch sichtbare Stachelreste erwarten. Habt ihr eine Idee?

    #5 erinnert mich an junge Fomitopsis pinicola, aber ich weiß nicht, ob ich den schon Mal an Laubbaum gesehen habe. Die Anwuchsstelle war auch merkwürdig breit, ca 120cm

    #6 Rötender Blätterwirrling, Deadaleopsis confragosa.

    #7 Mycena tintinnabulum, Winterhelmlinge

    #8 und hier schaut etwas Strange deformiertes aus einem Rindenspalt hinaus. Habt Ihr eine Idee, was es sein könnte? Ich leider nicht

    Dann tauchte plötzlich ein Bieber genau vor mir aus dem Wasser auf, erschrak sich in gleichem Maße und verschwand wieder unter Wasser123pilze.de/000Forum/index.php?attachment/83116/

    Gleich geht's weiter mit Teil 5

    5 Mal editiert, zuletzt von ReikeT (22. Januar 2021 um 22:51)

  • Hallo ReikeT,

    bei der 4 könnte es sich schon um die vergammelten Reste einer Krausen Glückes handeln, nur scheint der Baum wohl keine Kiefer zu sein. Aber auf dem Bild danach ist links ein Teil zu sehen, das aussieht wie ein Rest der Borke einer Kiefer???? 😱

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hi Reike!


    der zweite könnte ein Resupinatstacheling sein. STECCHERINUM spec.

    Nr. 4 ist halt echt uralt... das von Veronika erwähnte Rindenstückchen passt schon zur Kiefer. Aber das muss/kann ja keinen Bezug zum Stamm haben, schließt aber die Kiefer auch nicht aus.

    Mein Eindruck wäre zuerst auch der Stachelbart gewesen. Eine Glucke könnte auch sein. Ebenso wie ein alter Schwefelporling... Nächste Saison nochmals vorbei schauen! :wink:


    beim Rest bin ich bei Dir!


    Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo ReikeT,

    bei der 4 könnte es sich schon um die vergammelten Reste einer Krausen Glückes handeln, nur scheint der Baum wohl keine Kiefer zu sein. Aber auf dem Bild danach ist links ein Teil zu sehen, das aussieht wie ein Rest der Borke einer Kiefer???? 😱

    He Veronika

    Kiefer kann ich nicht ausschließen und nicht bestätigen. Habe ich vor Ort nicht zuordnen können. Kiefer würde die Chancen für Krause Glucke natürlich schlagartig steigern. Für Struktur war halt sehr viel dicker. Aber falls tatsächlich ein Schimmelpilz mit im Spiel war, könnte der noch viel mehr Substanz hinzugefügt haben.

    Dank Dir Alex auch für Deine Gedanken. Stimmt, das ist schon mehr Pathologie als alles andere. Schwefelporling meine ich ausschließen zu können. Die vielen Löcher können mE keine Fraßlöcher sein, sonst wäre das ganze Konstrukt wesentlich instabiler gewesen.

    Danke Dir für Deine Bestätigungen :)

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!

    #1 ist ein Lackporling, vermutlich am ehesten der Flache (Ganoderma applanatum).

    #2 hat mit den deutlich pileaten Fruchtkörpern, den langen Zähnchen und dem Farbspektrum gute Aussichten, daß sich der Arbeitstitel "Steccherinum bourdotii" mikroskopisch bestätigen ließe.

    #4: Schwefelporlinge können auch an Nadelholz wachsen. Es ist dabei dann halt makroskopisch nicht möglich, zwischen Laetiporus sulphureus und Laetiporus montanus zu unterscheiden. Auch mikroskopisch sind die sich relativ ähnlich, und in dem total zerkrümelten Stadium wie hier geht auch mikroskopisch ohnehhin nichts mehr.

    #5 ist schon richtig eingeordnet, das ist natürlich auch FomPini. Auch wenn der bisweilen "Fichtenporling" genannt wird - diese Bezeichnung ist irreführend und sollte eigentlich nicht mehr verwendet werden. "Rotrandporling" tut's ja auch. Das Hauptsubstrat von FomPini ist halt Holz. Egal welches. Die Art ist ein Allesfresser, und Rotbuche gehört definitiv zu den Lieblingssubstraten der Art.


    LG; Pablo.

  • Hi Pablo!

    Ja, der erste gefiel mir von den Hutfarben nicht wirklich. ich dachte, dass der Myzelialkern mitunter am Stamm verblieben ist und deshalb nicht sichtbar ist.

    noch eine Frage zu den geschichteten Röhren: Applanatum ist ja mehrjährig, oder? sind das dann "Jahresringe", oder was ich mehr vermute, einzelne Wachstumsphasen, wobei auch mehrere pro Jahr dazu kommen können?

    Danke und lg

    alex

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  • He alle

    Danke Alex für den Vorschlag für #2 und auch Dir Beorn für die Bestätigung.. von dem Kollegen hatte ich bisher noch nicht Mal was gehört.

    #1 ist witzig. Den hatte ich erst stehen, dann wieder verworfen. Gerade weil mir die Hutfarbe nicht gefallen hat 😊 da gibt es für mich noch viel zu lernen

    An Schwefelporling mag ich noch immer nicht so richtig glauben 🤪 les ich daraus, dass Du den für wahrscheinlich hältst?

    Danke Pablo für für Bestätigung zu #5

    Lieben Gruß

    Reike

    Einmal editiert, zuletzt von ReikeT (23. Januar 2021 um 21:42)

    • Offizieller Beitrag

    Salut!

    Ja, ich halte Schwefelporling für wahrscheinlich. Glucken sehen doch anders aus, wenn so stark verittert und verwest, das gleiche gilt für die Ruinen von Stachelbärten. Diese weißen, styroporartigen Krümelrelikte sind in der Tat meistens Überreste von Schwefelporlingen.

    Ganoderma applanatum ist ebenso mehrjährig wie Ganoderma australe. Die Arten um Ganoderma lucidum sind einjährig.
    Heißt wie du schon vermutest, Alex: Ein fruchtkörper durchläuft mehrere Wachstumsphasen (muss nicht im Jahresrhythmus sein), und dadurch entstehen die Röhrenschichten. In der ersten Wachstumsphase kann man das als merkmal natürlich vergessen, aber wenn man so schön getrennte Röhrenschichten hat wie hier, dann kann man schon mal alle einjährigen Porlingsarten ausschließen.
    Der fehlende Mycelialrkern war hier für mich nicht das entscheidende merkmal gegen FomFom, sondern mehr das Gesamterscheinungsbild: Struktur der Hutkruste, Porenfarbe in relation zum Witterungsverlauf / vermuteter Entwicklungsphase, Wuchsform, Wuchsweise, Kontextfarbe, Dicke der trennschicht zwischen den Röhrenschichten, Aussehen der Hutkruste im Schnittbild... Solches diffuses Zeugs halt, kombiniert zu einem Komplexeindruck.


    Lg; Pablo.

  • Dank Dir Pablo für Deine ergänzenden Erläuterungen zum Lackporling, das bringt mich ein ganzes Stück weiter.

    Ich muss mir bei nächster Gelegenheit Mal einen mehrjährigen Zunderschwamm live im Schnittbild genau anschauen.

    Viele Grüße

    Reike

  • Perfekt!

    Vielen Dank Pablo für Deine ausführliche Antwort! Werd ich mir merken!


    Liebe Grüße

    Alex

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