Rotrandiger Baumschwamm von Kiefern

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 6.095 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. März 2021 um 21:23) ist von Beorn.

  • Hallo,

    ich sitze gerade an meiner Bachelorarbeit zum Thema Gehölzphatogenspürhunde.

    Ein Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, ob es den Hunden möglich ist Zunderschwämme verschiedener Baumarten zu unterscheiden. Damit soll herausgefunden werden, wie streng man mit den Geruchsproben arbeiten muss, also ob der allgemeine Geruch eines Zunderschwamms reicht oder ob die Geruchsprobe von der gleichen Baumart wie die der Zielbaumart stammen muss.

    Hierfür fehlt mir nur noch der Rotrandige Baumschwamm Zunderschwämme von Kiefern.

    In meiner Gegend gibt es leider keine wirklichen Kiefernbestände und an den wenigen Kiefern, die es gibt, sind leider keine Zunderschwämme zu finden.

    Daher wollte ich einmal nachfragen, ob es hier jemanden gibt der mir vielleicht einige Zunderschwämme von Kiefern zuschicken könnte.

    Selbstverständlich gibt es eine Aufwandsentschädigung und ich übernehme die Versandkosten.

    Viele Grüße

    David

    Einmal editiert, zuletzt von thujaplicata (26. März 2021 um 19:07)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo David,

    ich kann dir damit leider nicht dienen, hoffe aber das sich auf diesem Wege was finden lässt.

    Wäre super wenn Du uns über die Ergebnisse deiner Arbeit informieren würdest.

    Herzliche Grüße aus Regen

    Frank

  • Hallo David, mein Wissensstand ist folgender: Zunderschwämme (Fomes fomentarius) befallen ausschließlich Laubbäume. Sollte es doch vorkommen, daß sie an Nadelholz gehen, wird das extrem selten der Fall sein. Glaube ich aber nicht.

    Bei uns gibt es sehr viele Kiefern und an denen habe ich noch nie welche gesehen. Allerdings finde ich recht häufig den an sich seltenen Kiefern-Feuerschwamm (Porodaedalea pini, Syn. Phellinus pini). Der ist weitläufig mit dem Gemeinen Feuerschwamm (Phellinus igniarius) verwandt, der auch als Falscher Zunderschwamm bezeichnet wird.

    Gerade heute habe ich wieder einen gesehen und fotografiert. Du siehst, daß er doch ganz anders aussieht als ein Zunderschwamm oder als ein Gemeiner Feuerschwamm (Falscher Zunderschwamm)

    LG Emil

    • Offizieller Beitrag

    Moin!

    Grundsätzlich würde ich nicht ausschließen, daß Fomes fomentarius (FomFom, Zunderschwamm) auch sporadisch an Pinus sp. (Kiefernarten) auftreten könnte.
    Die Wahrscheinlichkeit dürfte aber bedeutend niedriger sein, als ein Hauptgewinn in Lotto und ein Goldfund im eigenen Garten am selben Tag. :wink:

    Funde an anderen Nadelhölzern sind aber dokumentiert (siehe zB Großpilze Baden- Württemberg Bd. 1), wenn auch an Picea und Abies schon extrem selten.

    Hauptsubstrate von Fomfom sind wie Uwe schon schrieb in erster Linie Fagus sylvatica (Rotbuche) und Betula sp. (Birkenarten), regional (zB in meiner Gegend) auch sehr häufig Populus sp. (Pappelarten). Das Substratspektrum der Art bei Laubholz ist allerdings sehr groß.

    Wenn es um Erkennen von Schwächeparasiten an Pinus sp. geht: Die häufigsten Arten dürften dabei Fomitopsis pinicola (FomPini, Rotrandschwamm), zwei oder drei Feuerschwamm - Arten (Phellinus sp., siehe Beitrag von Emil), Heterobasidion sp. (Wurzelschwamm - Arten), Phaeolus schweinitzii ( Braunporling), Sparassis crispa (Krause Glucke), Laetiporus sp. (Schwefelporling) und Pleurotus sp. (Seitlinge) sein... Auch Ganoderma applanatum kann sporadisch an Nadelholz vorkommen, dürfte aber an Kiefer kaum weniger selten sein als Fomfom.

    Wenn fruchtkörper gebildet sind, braucht man da zumindest für die Gattungserkennung keinen Hund mehr (jedenfalls an Kiefer, wo das Spektrum an Schwächeparasiten überschaubar ist), sondern nur etwas Arten- und Formenkenntnis.
    Anders wäre das (und das wäre in der Tat ein sehr spannender Ansatz), wenn der Hund den Pilz - also das Mycel im Holz - riechen kann. Ohne, daß das Mycel Fruchtkörper gebildet hätte. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, daß das möglich ist. Ebenso wahrscheinlich dürfte ein Hund auch erkennen können, ob das Mycel im (lebendigen) Holz eine Braunfäule oder eine Weißfäule verursacht. Ob aber ein Hund in der Lage ist, einzelne Arten nur anhand vom Geruch des lebendigen Mycels im lebendigen Holz zu erkennen, das ist der wirklich interessante Teil der Frage.

    Was ein Hund sicherlich kann: verschiedene Baumarten am Geruch unterscheiden. Also Nadelbäume von Laubbäumen auf jeden Fall, aber auch verschiedene Laubbaumarten und Nadelbaumarten untereinander sollte möglich sein. Diverse Bäume haben ja schon für die viel weniger spezifizierte Geruchswahrnehmung von Menschen einen erkennbaren, eigenen Geruch. Zedern von Fichten kann man zB anhand des Geruches untescheiden, ebenso wie Kirschen von Birken...

    Das führt zur nächsten Frage: Ob Pilzmycelien der selben Art in unterschiedlichen Substraten / Wirten aufgrund substratbedingt leicht anderer Stoffwechselvorgänge unterschiedlich riechen. Vermutlich wird das den Hund aber weniger interessieren, weil zumindest die meisten Arten der selben Gattung (also zB diverse Phellinus - Arten) für den Hund schwer am Geruch untescheidbar sein dürften (weil extrem ähnliche Stoffwechselvorgänge).
    Demnach würde der Hund am Geruch des Holzes erkennen, ob der Baum vor ihm zB eine Kiefer oder eine Zypresse ist, und ob sie gesund ist oder ob im Holz ein Braunfäule- bzw. Weißfäuleerreger sitzt. Ob der FomPini (Bräunfäule) in der Zypresse dabei für den Hund anders riecht, als der FomPini in der Kiefer, das würde ich mal in Frage stellen, aber nicht ausschließen.

    Also langer Rede kurzer Sinn:
    Spannendes Thema, nur fürchte ich, daß es ein aussichtsloses Unterfangen sein dürfte, Fomes fomentarius an Pinus (egal ob als myceldurchwachsenes Holz oder Fruchtkörper) zu erlangen.


    LG; Pablo.

  • thujaplicata 26. März 2021 um 18:48

    Hat den Titel des Themas von „Zunderschwamm von Kiefern“ zu „Rotrandiger Baumschwamm von Kiefern“ geändert.
  • Vielen dank für die vielen Antworten.

    Ja da ist mir ein Fehler passiert :D , ich bin den ganzen Tag Sachen über den Zunderschwamm schreiben und hab mich doch glatt in der Pilzart vertan.

    Ich meinte natürlich den Rotrandiger Baumschwamm.

    Der Zunderschwamm ist ja doch eher ein Laubholz Spezialist.

  • Genau der Hund findet in der Praxis dann das Mycel im Holz, also schon bevor es für uns Menschen ersichtlich ist.

    Der Hund bekommt dafür eine Geruchsprobe (Fruchtkörper des Pilzes) und soll diesen Geruch dann am Baum finden.

    Das es funktioniert ist bereits in der Baumkontrolle anerkannt und wird auch sehr oft eingesetzt.

    Die Frage ist nun ob der Hund auch eine bestimmte Pilzart von unterschiedlicher Baumarten unterscheiden kann.
    Sprich verwirre ich denn Hund wenn ich ihm einen Zunderschwamm einer Buche als Ziel zeige, er aber nur Zunderschwamm an Birke findet.

  • Ja da ist mir ein Fehler passiert :D , ich bin den ganzen Tag Sachen über den Zunderschwamm schreiben und hab mich doch glatt in der Pilzart vertan.

    Ich meinte natürlich den Rotrandiger Baumschwamm.

    Ob dir einer weiterhelfen kann, ist fraglich. Der Rotrandige kann an Kiefer, aber ist extrem selten, nee noch seltener!

  • Auch mit dem Rotrandigen an Kiefer kann ich leider nicht helfen. Obwohl bei uns in der Mark Millionen (!) Kiefern stehen, habe ich erst einmal einen gefunden, den aber im Schönbuch bei Tübingen. Alle anderen an Birke, Erle, Fichte usw.

    Habe gerade noch einmal meine entsprechenden Fotos durchgesehen.

    • Offizieller Beitrag

    Servus!

    Vermutlich riechen Fruchtkörper tendenziell anders als das Mycel. Wobei wir ja immer von unserer menschlichen Geruchswahrnehmung ausgehen, und da muss man erstmal feststellen, daß wir die allermeisten Mycelien garnicht riechen können, weil die Geruchsdichte viel zu gering ist. Fruchtkörper sind stark verdichtetes Mycel, darum auch deutlich geruchsintensiver. Die Geruchswahrnehmung von Hunden funktioniert halt schon anders als die menschliche, mal abgesehen davon daß sie viel stärker und feiner ausgeprägt ist. :wink:

    FomPini an Kiefern (idR. an Pinus sylvestris) ist in meienr Ecke Massenware; ich find's immer wieder überraschend, wie unterschiedlich das regional ausgeprägt sein kann. Also: Wenn gewünscht kann ich Fomitopsis pinicola von Kiefer quasi auf Ansage einsammeln. :thumbup:
    Frage ist: Willst du frische Fruchtkörper, David, oder geht das auch getrocknet?


    LG; Pablo.

  • Wenn gewünscht kann ich Fomitopsis pinicola von Kiefer quasi auf Ansage einsammeln. :thumbup:

    Frage ist: Willst du frische Fruchtkörper, David, oder geht das auch getrocknet?


    LG; Pablo.

    Hi,
    ideal wären frische Fruchtkörper, da so eine "Kontamination" durch andere Gerüche verringert wird.
    Getrocknete würde aber natürlich auch funktionieren. Mir würden zwei bis drei faustgroße Exemplare schon reichen.

    Über beides wäre ich sehr dankbar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, David!


    Schick mir mal eine PN (Persönliche Kommunikation, über Profil oder die beiden gekreuzten Sprechblasen rechts oben auswählbar) mit deiner Versandanschrift.
    Dann gucke ich gerne mal, was ich so einsammeln kann. Wird aber voraussichtlich erst nach Ostern klappen.


    LG; Pablo.