Guten Abend in die Runde,
war gestern zwecks Nachbestimmung noch einmal in einem lichten Kiefenwald und fand dort, mich dabei auch orientierend an den leuchtenden Fliegenpilzen, eine Reihe anderer Pilze, so dass ich mich entschied, meinen pilzverrückten Nachbarn ein Mischpilzgericht zusammenzustellen. Dafür nicht geeignet waren natürlich die vielen Rotbraunen Milchlinge ( LACTARIUS RUFUS) mit scharfer Milch, und nur bedingt die überraschenderweise noch nachgewachsenen falschen Pfifferlinge (HYGROPHOROPSIS AURANTIACA). Von den jungen Parasolpilzen (MACROLEPIOTA PROCERA) nahm ich nur einen mit, weiterhin vier Maronen (IMLERIA BADIA) und natürlich den einzigen, einsam im Gras stehenden Edelreizker (LACTARIUS DELICIOSUS). Und auf einmal standen dort in zwei Gruppen 19 Pilze, die wir immer als Ziegenlippe
(XEROCOMUS SUBTOMENTOSUS) gesammelt haben, auch ohne die Farbe der Mycelfäden bestimmt zu haben, was i.d.R. aus Zeitgründen nicht möglich ist. Bild 1 zeigt eine Schüssel - nur mit den verbliebenen madenfreien Ziegenlippen, die ja im allgemeinen von vielen Pilzsammlern nicht übermäßig geschätzt werden. Die Hüte waren teils um die 10 cm im Durchmesser.
Bild 1
Die Nachbarn freuten sich eine Stunde später und ich begann interessehalber mal Internet und Literatur durchzuschauen. Was mir bekannt war, wurde auch entsprechend dargestellt - dass oft wie auch bei den Rotfußröhrlingen Variationen und Verwechslungen auftreten. Stutzig machte mich, dass beschrieben wurde, dass sie mal blauen oder andererseits nie blauen. Letzteres kenne ich auch so. Beim Vergleich der Hutfarben dominierte in den Netzdarstellungen das helle Braun.
Ich möchte betonen, dass die Darstellung in Bild 1 farbecht ist. Die Hutfarben sind als Satt-Braun bzw. samtenes Kastanienbraun oder ähnlich bzw. als samtenes dunkles Rotbraun beschrieben. Die Stiele sind typisch dünn und besaßen auch vor dem Abschneiden keine hervorhebenswerte Struktur. Das Schnittbild (wurde aus Versehen gelöscht) zeigte das lehrbuchmäßige Profil mit fast weißer Färbung und auch die großporigen Röhren waren schön chromgelb mit Ausbuchtungen am Stiel. Buchen standen nicht in der Nähe. So weit, so gut; es war nicht an der Diagnose Ziegenlippe zu zweifeln.
Das war für mich auch nicht der Punkt und auch das Thema des heutigen Beitrags ist etwas provozierend gemeint. Aber an den eigenen Aufnahmen hatte ich wiederholt gemerkt, dass die Darstellungen leider nicht farbecht ausfielen (Bild 3, bitte unbedingt mit Bild 1 vergleichen).
Bild 3
Der Grund liegt im Kameraverhalten. Bei Einstrahlung der tiefstehenden Abendsonne in den Wald wurden die Farben ins Helle verschoben. Ist es im Wald zu dunkel, verstärkt die Kamera elektronisch das Bild. Beides kann zu falschen Darstellungen führen wie auch der Einsatz von Blitzlicht.
Ich bin überzeugt, dass vielleicht die Häfte der Internetdarstellungen aus diesen Gründen nicht korrekt ist und bei den "Beginnern" Irritationen auslöst. Viel schlimmer ist es aber, dass diese Ungenauigkeiten zu Angriffen auf unsere Seiten führen können, was natürlich kontraproduktiv ist.
(Leider habe ich entsprechende abfällige Bemerkungen auch im Internet gefunden.) Wer mir nicht glaubt, der schaue bitte auf unsere 123-Seite zum Edelreizker. Dort befinden sich zwei Bilder mit einem Pilz, dessen Lamellen rosa gefärbt sind (im Gegensatz zum darüber stehenden Text !) Ich sammle hier seit vielen Jahren Edelreizker. An einigen Stellen stehen sie im Spätherbst so häufig, dass man sie kiloweise "ernten" könnte. Bei aller möglicher Vielfalt, rosa Lamellen sind mir noch nie begegnet, sondern nur derartige, wie sie (in der Frischpilzform) so aussehen wie in Bild 4.
Was haltet Ihr von diesem Thema? Gruß Henry
Ich habe mal die ganzen Formatierungen entfernt, da sie das lesen einfach nur schwerer machen. Texte bitte ohne Formatangaben aus anderen Programmen einfügen.