Sind das Blaßsporrüblinge? -> Gymnopus hariolorum

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 479 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. April 2024 um 12:21) ist von ibex.

  • Guten Abend,

    gestern hab ich im Südschwarzwald unter einer Fichte am Waldrand (auch andere Bäume und Büsche in der Nähe) eine größere Gruppe von kleinen braunen Pilzen gefunden.


    Wie man auf den Bildern erkennen kann, ist der Stiel längsfaserig und außerdem weiß bereift. Der Hut wirkt hygrophan.

    Ich hab versucht, ein Sporenabwurfpräparat zu erstellen, aber das ist mir nicht gelungen. Es kommen auf dem Objektträger keine Sporen zusammen. Liegt das daran, daß ich die Pilze zu lange herumgezogen habe, bevor ich dazugekommen bin? Oder eher daran, daß sie zu jung und die Sporen damit noch nicht reif sind?

    Im Mikroskop glaube ich dennoch erkannt zu haben, daß die Sporen weiß sind. Das waren zumindest die wenigen Sporen, die ich gefunden habe.


    Jetzt zum Einkreisen der Art: ich tu mir mal wieder schwer. Pilze mit weißen Sporen, die büschelig wachsen, könnten eventuell Blaßsporrüblinge sein, bei Nadelholz eventuell der Büschelrübling. Ich kenn aber Rüblinge eher mit deutlich dunkleren Stielen, außerdem tritt der Büschelrübling angeblich erst am Sommer auf. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob der Habitus zu Rüblingen paßt. Oder hat das nichts zu sagen?

    Gehe ich die Sache falsch an? Wie kann ich den Pilz knacken?


    Vielen Dank,

    Benjamin

  • Anbei die Übersicht über den Rüblingshabitus vom BUND Berlin.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Anbei die Übersicht über den Rüblingshabitus vom BUND Berlin.

    Hmm, das hilft mir nicht weiter.


    Ich hab ein paar weitere Informationen: die Blätter sind nach meinem Dafürhalten schmal angeheftet und weder sehr gedrängt, noch sehr entferntstehend. Der Geruch erinnert mich an ein Aquarium voller Algen. Man könnte aber mit etwas Phantasie auch fauligen Kohl erschnuppern (steht bei einigen Rüblingen dabei).


    Außerdem hab ich jetzt Sporen. Ich hab die Hüte etwas befeuchtet und entweder deshalb oder weil ich noch länger gewartet habe, hat sich jetzt ein Hut meiner erbarmt. Die Sporen sind wirklich weißlich. Eine große Spore war etwa 9x5 mu groß und apfelkernförmig, die anderen vielleicht minimal kleiner.


    Ich schlüssle nach "Pilze Mitteleuropas" von Winkler und Keller. Ich komm immer bei Blaßsporrüblingen raus. Nach dem Schlüssel und der Beschreibung paßt Gymnopus impudicus am besten. Auf den Bildern im Netz hat der aber einen viel dunkleren Stiel. Außerdem hat der laut Netz deutlich kleinere Sporen (123Pilze).


    Bleibt nach Schlüssel noch Gymnopus hariolorum. Der kommt halt laut Netz immer bei Laubbäumen vor (hat es aber vielleicht gegeben, direkt daneben war halt eine Fichte). Dafür passen die Farben und Sporenmaße besser. Außerdem ist er häufiger und damit wohl wahrscheinlicher.


    Erkennt jemand einen offensichtlichen Fehler in meiner Herangehensweise? Oder sind die Überlegungen grundsätzlich richtig?


    Benjamin

  • Bleibt nach Schlüssel noch Gymnopus hariolorum.

    Ist der Stiel denn striegelig? Man sieht es nicht gut auf den Fotos...

    Mir fehlt die Erfahrung, um das richtige Wort zu nennen. An der Stielbasis haben die Fruchtkörper ein dichtes Gewirr weißer Fasern. Diese sind bis zu 5 mm lang, aber recht weich. Bei "striegelig" denke ich eher an Borsten, hier sind es weiche Fäden. Die Fruchtkörper sind natürlich noch ein bißchen jung...

    Klingt das nach "striegelig" wie beim Striegeligen Rübling oder ist das eher "mit Flaum" und damit etwas anderes...?

    Ein etwas größeres Bild:

  • Mir fehlt die Erfahrung, um das richtige Wort zu nennen. An der Stielbasis haben die Fruchtkörper ein dichtes Gewirr weißer Fasern. Diese sind bis zu 5 mm lang, aber recht weich.

    Ich glaube das an der Basis nennt man Myzelfilz (ob man das auch "striegelig" nennen kann, da bin ich mir nicht ganz sicher). Der Striegelige Rübling sollte auch weiter oben am Stiel längere Häärchen haben. Wahrscheinlich aber nicht immer so deutlich wie hier auf dem Bild:

    https://www.123pilzsuche.de/daten/details/Strieg__Rueb2.jpg

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo Benjamin

    Man sagt nicht umsonst, zur Bestimmung sollte man am besten eine Kollektion an frischen FK haben und am besten in verschiedenen Altersstadien.

    Dein FK sehen etwas ausgetrocknet aus, daher wahrscheinlich auch der missglückte Versuche beim absporen.

    Die Vorgehensweise wäre sonst in Ordnung. Wenn ich nicht weiss in welcher Gattung ich mich befinde -> Sporenfarbe ermitteln.

    Auch bei den Weisssporer gibt es Nuancen an verschiedenen Farbunterschiede; z.b. Creme-Weiss, Rosa-Weiss, dies gibt dann auch wieder Hinweis für die weitere Eingrenzungen.

    Frage;

    Was für Partnerbäume waren in unmittelbarer Nähe?

    Ich könnte mir folgendes vorstellen, wenn Lärchen in der Nähe standen; Rhizocybe vermicularis

    Lärchen-Trichterling

    Kannte ich auch nicht, Schupfi gab im anderen Forum diese Art an, ich könnte es mir hier in diesem Fall auch vorstellen. BG Andy

  • Hi.

    Bei den Rüblingen solltest du richtig sein. Ich hatte Gymnopus hariolorum noch nicht, Gymnopus impudicus schon ab und an mal. Ich fände G. hariolorum trotzdem recht plausibel. Gleiche mal mit den italienischen Kollegen ab.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • Hallo Ben,

    das mit dem Fauler-Kohl-Geruch ist extrem zielführend und wichtiger als alle Mikro-Daten. Wenn du das mit dem Geruch wirklich bestätigen kannst, bleiben nur etwa drei mögliche Arten übrig, die so aussehen und gleichzeitig riechen. Ansonsten ist eine Bestimmung angesichts der Datenlage schwierig. Die in der Anfrage zunächst geposteten Fotos beinhalten kaum nützliche Informationen (wenig verlässliche Farben durch Kunstlicht oder Überbelichtung, wenig relevante Details).

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Was für Partnerbäume waren in unmittelbarer Nähe?

    Ich könnte mir folgendes vorstellen, wenn Lärchen in der Nähe standen; Rhizocybe vermicularis

    Lärchen-Trichterling

    Kannte ich auch nicht, Schupfi gab im anderen Forum diese Art an, ich könnte es mir hier in diesem Fall auch vorstellen. BG Andy

    Ich hab lange darüber nachgedacht. Der hat tatsächlich Ähnlichkeiten. Aus drei Gründen glaub ich trotzdem nicht, daß er es ist:

    1. Die Lärchentrichterlingssporen sind viel kleiner als das, was ich gesehen habe. Die Form war auch nicht ganz elliptisch.

    2. Die Blätter sind gar nicht herablaufend angewachsen, auch nicht ein bißchen.

    3. Ich glaube, daß keine Lärche in der Nähe war. Der Gesamteindruck auf den Bildern der Fruchtkörper unterscheidet sich außerdem doch von dem, was ich sehe/gesehen habe.

    Aber das war ein interessanter Hinweis! Danke.


    Benjamin

  • das mit dem Fauler-Kohl-Geruch ist extrem zielführend und wichtiger als alle Mikro-Daten. Wenn du das mit dem Geruch wirklich bestätigen kannst, bleiben nur etwa drei mögliche Arten übrig, die so aussehen und gleichzeitig riechen.

    Ich hab meine Frau gefragt. Sie findet es auch schwierig, den Geruch zu beschreiben. Als erstes ist ihr "Rettich" eingefallen (das würde übrigens zum Lärchentrichterling passen). Ich rieche gar keinen Rettich, würde aber "faulen Kohl" doch bestätigen.


    Um die ganzen Mikromerkmale durchzugehen bin ich noch nicht erfahren genug. Auf der italienischen Seite über Gymnopus hariolorum war aber ein Bild dabei, das ganz nach meinen Fruchtkörpern aussieht.


    Alles in allem würde ich daher sagen, daß das mit Restunsicherheit der Frühlingsblaßsporrübling (Gymnopus hariolorum) ist.


    Vielen Dank für all die Antworten. Ich hab viel gelernt! :)


    Benjamin

  • Bihlerben 3. April 2024 um 15:51

    Hat den Titel des Themas von „Sind das Blaßsporrüblinge?“ zu „Sind das Blaßsporrüblinge? -> Gymnopus hariolorum“ geändert.
  • Hi.

    Rhizocybe vermicularis würde ich hier auf jeden Fall ausklammern, deine Pilze haben schon Rüblings-Habitus, Rhizocybe eher Trichterlings-Habitus.

    Manchmal hilft es wenn man die Pilze in einer verschlossenen Dose ein wenig antrocknen lässt und dann nochmal eine Nase zu nehmen nach ein paar Stunden. Da intensiviert sich der Geruch oftmals noch etwas.


    LG.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • Hallo zusammen,

    ich hätte mit der Diagnose Trichterling insofern ein Problem, als die Lamellen, nach dem was man auf dem Foto sieht, nicht am Stielansatz herablaufen, sondern einen Burggraben bilden. Die Geruchsbeschreibung ist übrigens mMn eine Beschönigung. Kohlfurz oder Rettichfurz kommt schon in etwa hin.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

    Einmal editiert, zuletzt von StephanW (3. April 2024 um 22:48)

  • Ja gut , da muss ich wohl zu meiner Berechtigung folgendes einlegen -> Foto nicht vergrössert und kurz auf die Hutfarbe geschaut, sieht doch diesem hier ähnlich.

    MycoDB : Fiche de Rhizocybe vermicularis

    Natürlich habt ihr Recht, Rüblingshabitus aber Gymnopus hariolorum ist das nicht.

    BG Andy

  • Hallo zusammen, hallo Benjamin (Oh, da sieht man mal einen Namenskollegen) :)

    Ich kenne Gymnopus hariolorum nur von einem Fund, den ich bei einem Pilzseminar in Hornberg gemacht hatte. Ich weiss noch, dass es mich damals bei der Bestimmung, als ich zur Geruchsprobe kam, fast aus den Schlappen gehaut hat. ^^

    LG
    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.