CF Störrischer Widersetzling -> Getiegerter Sägeblättling

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 270 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. April 2024 um 21:33) ist von StephanW.

  • Guten Tag,


    ich hab in einer Wiese einen gesellig wachsenden, großen, trichterförmigen Pilz gefunden. Die Fruchtkörper waren so auffällig, daß ich sicher war, sie leicht bestimmen zu können. Der Pilz widersetzt sich meiner freundlichen Annäherung aber hartnäckig. Kann mir jemand helfen?

    Merkmale:

    - geselliger Wuchs auf Erde in einer Wiese, in der Erde ist auch modriges Holz vorhanden

    - Hut und Stiel weißlich, Hutoberseite im Alter mit rosa Flecken, Hutdurchmesser 10 cm

    - Blätter weiß, im Alter gelblich, deutlich herablaufend

    - Jung Hutoberfläche und Stiel mit bräunlichen Schuppen, diese verblassen oder verschwinden im Alter

    - Geruch wenig ausgeprägt, pilzig

    - Fruchtkörper jung glockig mit Nabel in Hutmitte, später trichterförmig

    - Sporenpulver blassgelb, Sporen elliptisch

    - An der Steilbasis in der Erde dünnes Pilzgeflecht



    Ich schlüssle nach Winkler (Pilze Mitteleuropas). Mit angewachsenen Blättern und blassgelbem Sporenpulver bin ich bei den Ritterlingsähnlichen.

    Meine Schritte dort sind:
    -> Lamellen stark herablaufend
    -> größere Arten, Hut > 5 cm breit
    -> Stiel zentral
    -> Stiel ohne Ring
    -> Lamellenschicht einfach ablösbar, Sporen rauh ...

    Dann bin ich in der Sackgasse. Die Sporen sind soweit ich sehe nicht rauh. Zur Auswahl stehen dann noch Rötelritterlinge (Sporenpulver wäre rosa, paßt also nicht), Krempentrichterlinge (da passen im Schlüssel mit weißem Hut nur Riesen-Krempentrichterling und Fleischiger Krempenritterling, die haben aber auf dem Bild keine Ähnlichkeit).

    Frage 1: Wenn ich die Blätter verschiebe, kann ich eine Schicht ablösen, ohne den Hut zu zerreißen. Ich muß dabei aber Kraft aufwenden. Zählt das trotzdem als "Lamellenschicht einfach ablösbar"?

    Frage 2: Wo könnte ich beim Schlüsseln falsch abgebogen sein?

    Frage 3: Was ist es für ein Pilz? Ich will es wirklich gerne wissen, aber falls es einen Hinweis gibt, der mich beim Schlüsseln zurück aufs Gleis bringt, wäre ich froh, wenn ich die Antwort nicht sofort bekäme. Kann man die Antwort auch verstecken? ;)


    Herzlichen Dank.


    Benjamin

  • Hallo Benjamin,

    das ist Lepideus lentinus-der Schuppigem Sägeblättling.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Benjamin,


    mein erster Gedanke: Ist das nicht ein Sägeblättling? Aber. 1.) war Veronika schneller, 2.tens) ist ihr Vorschlag der bessere. Danke Veronika.

    Liebe Grüße

    Murmelchen

    Von mir gibts hier im Forum auch keine Verzehrfreigabe.

  • Vielen Dank. Damit bin ich auf die richtige Spur gekommen.

    Zu Frage 2:

    Bei Blätterpilzen gibt es im Winkler eine gelb unterlegte weitere Gruppe von Abzweigungen, die ich übersehen hatte. Die hätte ich nicht überspringen dürfen.

    Zu Frage 3:

    Aus drei Gründen glaube ich nicht an Lepideus lentinus:

    1. Die Haupterscheinungszeit ist nach dem Winkler der Herbst.

    2. Die Blätter sind grob gesägt, bei meinen Fruchtkörpern sind sie sehr fein gesägt.

    3. Auf den Bildern ist die Ähnlichkeit mit meinen Fruchtkörpern eher gering.


    Der Getiegerte Sägeblättling (Lentinus tigrinus) stimmt in allen drei Punkten deutlich mehr (praktisch exakt!) mit meinen Bestimmlingen überein. Deshalb bin ich überzeugt, daß es dieser ist.


    Frage 1 ist noch unbeantwortet. Gibt es dazu eine einfache, klare Antwort?


    Benjamin

  • Hallo

    Schuppige Sägeblättling (Neolentinus lepideus, syn. Lentinus lepideus) ist ein klassischer Frühjahrspilz.

    Somit Punkt 1 bei Winkler zu hinterfragen

    Punkt 2 -> die Lamellenschneiden werden mit dem Alter mehr gesägt, somit je nach Alter des FK kann das mehr bzw. Weniger Ausgeprägt sein.

    Punkt 3

    Ich wäre jetzt auf dem zweiten Blick auch mehr für ->

    Lentinus tigrinus (Bull.: Fr.) Fr.

    Getigerter Sägeblättling,

    Die schwärzlichen Schuppen und der etwas zierliche Stiel, spricht jetzt makroskopisch eher für den L. tigrinus -> ausserdem beschreibst du den Geruch als pilzig.

    BG Andy

  • Hallo Benjamin, natürlich ist der Getiegerte Sägeblättling nach deinen Hinweisen und dem nochmaligen Anschauen deiner Bilder naheliegend. Auf die Erscheinungszeit würde ich nicht den Focus legen. Denn durch die Klimaceränderungen hat sich auch bei den Pilzen ihr Erscheinen verändert. In diesem Jahr erschienen die Mairitterlinge schon Ende März 🤔.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Bihlerben 28. April 2024 um 06:56

    Hat den Titel des Themas von „CF Störrischer Widersetzling“ zu „CF Störrischer Widersetzling -> Getiegerter Sägeblättling“ geändert.
  • Ich hab heute Mairitterlinge gefunden und bewußt die Blätter untersucht. Damit kann ich meine Frage 1 aus der ersten Nachricht jetzt selber beantworten:


    Frage 1: Wenn ich die Blätter verschiebe, kann ich eine Schicht ablösen, ohne den Hut zu zerreißen. Ich muß dabei aber Kraft aufwenden. Zählt das trotzdem als "Lamellenschicht einfach ablösbar"?


    Antwort: nein. Wenn die Lamellenschicht "einfach ablösbar" ist, läßt sie sich fast ohne Kraftaufwand, sehr leicht wegschieben.


    Benjamin

  • Hallo Ben,

    lege auf das Bestimmungsmerkmal mit den "verschiebbaren Lamellen" nicht zu viel Gewicht. Zum einen ist das Merkmal nicht wirklich exakt und Interpretationssache: ging das Verschieben nun "leicht" oder "schwer"? Im Zweifel sollte man "schwer" annehmen. Andererseits ist das Merkmal stark vom Allgemeinzustand des Pilzes abhängig. Bei Jungpilzen geht es immer "schwer", werden die Pilze älter, ändert sich oft die Brüchigkeit der Lamellen und plötzlich geht es bei derselben Art "leicht". Wichtiger sind Lamellenhaltung (herablaufend, breit angewachsen, "Burggraben" usw.) und die Beschaffenheit der Lamellenschneide (glatt, gesägt). Hättest du hier darauf von Beginn an geachtet, wärst du schnell in die Gruppe der Sägeblättlinge gekommen.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.