Beiträge von Clavaria

    Hallo Andreas

    Zu diesem Pilz ist schon alles gesagt.

    Nur ein genereller Hinweis zu dem Buch:

    bitte sei extrem vorsichtig, vor allem wenn du vermeintliche Speisepilze abbildest.

    Auch wenn es kein Bestimmungsbuch sein soll, wird es Leute geben die sich an deinen Bildern orientieren und irgendwas in die Pfanne hauen das ähnlich aussieht. Unter keinen Umständen sollte sich da eine Fehlbestimmung einschleichen, das kann fatale Folgen haben. Rechtliche Konsequenzen musst du unbedingt mit Haftungsausschlüssen verhindern.

    Versteh mich nicht falsch, ich finde das Projekt gut, man muss es einfach mit der gebotenen Vorsicht angehen.

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Das Bestimmen eines Bovistes ist meistens ein aussichtsloses Unterfangen, wenn man nicht sowohl vollreife (staubende) Fruchtkörper als auch unreife Exemplare hat.

    Die beoachteten Sporen sind sonst nicht reif und lassen keinen verlässlichen Rückschluss auf das Ornament zu.

    Die Existenz und Struktur der Subgleba lässt sich an einem unreifen Exemplar auch nur erahnen.

    Die Gestalt der Austrittöffnung ist auch nicht bekannt.

    Zur Bestimmung gibt es ein ausgezeichnetes Buch (Puffballs of northern and central Europe), mit einem Schlüssel der sehr gut funktioniert.

    Das lohnt sich für jeden interessierten Laien. Plötzlich macht es nämlich richtig Spass Boviste zu bestimmen, nachdem man sich mit der Materie etwas beschäftigt hat.

    Für die Mikroskopie braucht man nur die vollreifen Fruchtkörper. Die unreifen nur makroskopischen Beurteilung.

    Natürlich gibt es auch ein paar Arten, die man makroskopisch sicher ansprechen kann.

    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Andy

    Sehr schön dokumentiert! Das Bestimmen von Helmlingen ist immer eine Herausforderung.

    Mit welcher Literatur hast du bestimmt? Ich habe immer Mühe mit dem Schlüssel von Aronsen&Laessoe, deshalb bestimme ich Helmlinge fast nur noch nach der Monographie von Robich.

    Mycena abramsii hat meistens diese typischen Zystiden mit verjüngtem Apex. Der Apex kann aber auch unregelmässig sein, dann gerät man bei der Bestimmung gerne in die Irre:

    Mach weiter so :)

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Bin gespannt was hierbei rauskommt. Ohne die Lorcheln selber in der Hand zu halten, ist das schwierig.

    Die Oberfläche scheint aber filzig-rauh zu sein, wenn man die Bilder maximal vergrössert. Vielleicht etwas aus der Gruppe um H. ephippium?

    Helvella fusca ist es jedenfalls sicher nicht, die hat einen stark gerippten Stiel, ähnlich wie eine Herbstlorchel:

    Gruss Raphael

    Hallo Codo

    Grundsätzlich kannst du bei grösseren Ascomyceten auch einen Sporenabwurf machen.

    Einfach mit der Fruchtschicht nach unten auf einen Objektträger legen. Die genaue Farbe des Abwurfs ist uninteressant.

    Aber wie gesagt müssen sie dazu reif sein. Um das zu testen, gibt es zwei Möglichkeiten:

    • Bei gutem Licht an den Fruchtkörper stubsen. Wenn sich ein Wölkchen bildet, ist er reif.
    • Mit der Pinzette ein kleines Stück der Fruchtschicht entnehmen und unters Mikroskop legen. Wenn viele Sporen frei herumschwimmen, ist er reif.
      Einzelne schwimmende Sporen genügen nicht für die Reife - beim Quetschen drückt man schnell mal eine unreife Spore aus den Asci.

    Nachreifen wie bereits erwähnt in einer feuchten Dose im Kühlschrank, am besten auf feuchtem Moos. Alle 2-3 Tage öffnen und kontrollieren.

    Ascosporen muss man immer in Wasser messen. Um das Ornament zu beurteilen, hilft es mit Baumwollblau oder anderen Färbemitteln nachzuhelfen.

    Die sichere Bestimmung ist nachher ein anderes Problem. Dazu braucht es Spezialliteratur und sehr viel Geduld und Erfahrung.

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Helvella acetabulum sollte stärker gerippt und eher braun gefärbt sein.

    Unter Fichten finde ich oft Dissingia (Helvella) confusa, das könnte ich mir hier auch gut vorstellen.

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Inzwischen sind in Europa 5 Strobilurus-Arten nachgewiesen.

    Neben den drei altbekannten auch Str. albipilatus und Str. griseus.

    Es lohnt sich also, die Dinger auch mal genauer anzuschauen.

    Strobilurus griseus ist ähnlich wie Strobilurus esculentus, aber heller (weiss bis hellgrau). Wobei das bei Strobilurus esculentus auch vorkommen kann.

    Mikroskopisch lassen sich die Arten gut trennen:

    Str. esculentus mit dickwandigen, metachromatischen Zystiden; Str. griseus mit dünnwandigen, nicht metachromatischen Zystiden.

    Hier ist ein halbwegs brauchbares Portrait: MycoDB : Fiche de Strobilurus griseus

    Zu Strobilurus albipilatus gibt es wenig moderne Literatur, nach der Original-Beschreibung aus Nordamerika sind die Zystiden aber anders geformt:

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Nachdem das Päckchen etwa zwei Wochen im Weihnachtsstress herumlag, habe ich mir die Flammulina's nur zu Gemüte geführt:

    Cheilozystiden nur der Vollständigkeit halber, die helfen bei der Bestimmung nicht weiter.


    Ganz wichtig bei Flammulina ist der Aufbau der HDS. Ich hatte befürchtet dass ich das an Trockenmaterial nicht mehr richtig sehe. Aber es klappt gut.

    Hier sieht man rot eingefärbt die palisadenförmigen Pileozystiden, darüber in der diffusen Schleimschicht die verzweigten Ixohyphidien.

    Es gibt keine hymeniforme Grundschicht, die hätte keulig-gestielte Zellen.

    Die Sporen sind recht schlank, etwa 7.5-8.5 x 3.3-3.8 µm.

    So, und damit ist das nun eindeutig bestimmbar.

    Die HDS-Struktur schliesst kaum bekannte Arten wie F. populicola aus.

    Aufgrund der langen Sporen mit einem Koeffizient von über 2.0, kombiniert mit den überall vorhandenen Ixohyphidien, kommt man nur zu einem Schluss:

    Es ist eine "banale" Flammulina velutipes. Denkbar wäre aufgrund der blassen Hutfarbe die var. lactea, aber die sollte trocken reinweiss sein, das Exsikkat ist aber gelbocker.

    F. fennae hätte weniger schlanke Sporen, Koeffzient unter 1.9, und weniger ausgeprägte Ixohyphidien

    Es gibt noch eine kürzlich beschriebene Flammulina finlandica, die müsste stark koralloide Ixohyphidien haben. Ansonsten sehr ähnlich (siehe Wang et al. 2018).

    Wer noch mehr wissen will:

    Bas, C. 1983 - Flammulina in western Europe. Persoonia 12: 51-66

    Hahn 2016 - Bestimmungsschlüssel zu ausgewählten Gattungen der Agaricales 2, Die Gattung Flammulina - Mycologia Bavarica 17

    Ripková et al. 2010 - The delimitation of Flammulina fennae - Mycological Progress 9

    Wang et al. 2018 - Phylogeny and species delimitation of Flammulina - Mycological Progress 17

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Ich würde das eher einen Häubling (Galerina) nennen. Ein Weisssporer ist das sicher nicht.

    In der Gattung geht leider fast nichts ohne Mikroskop.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Von diesem Giftpilz wird viel geredet, aber er ist so selten dass man ihn kaum je zu Gesicht bekommt. Heute hatte ich das Glück ihn anzutreffen. Ein Portrait kann nicht schaden.

    Eine Mahlzeit dieses Pilzes ist wohl nicht tödlich, dürfte aber eine der schmerzhaftesten Vergiftungen sein die es gibt.

    Paralepistopsis amoenolens (Malençon) Vizzini 2012

    = Clitocybe amoenolens Malençon 1975

    Parfürmierter Trichterling

    Paralepistopsis amoenolens. Standort Leuk CH, Pfynwald, bei Pinus sylvestris.

    Hut:

    30-100 mm im Durchmesser, jung konvex, dann ausgebreitet und oft unregelmässig verbogen. Teilweise mit stumpfem Buckel.

    Cremebeige, an frischen Exemplaren mit typisch dunklerer, rötlichbrauner Mitte. Im Alter rotbraun fleckig.

    Oberfläche glatt, matt. Rand glatt oder kurz gerippt.

    Lamellen:

    Cremefarben, nach Literatur später auch dunkler; deutlich herablaufend; leicht ablösbar (wie bei Lepista-Arten).

    Stiel:

    40-80 x 5-12 mm, meist nach oben leicht erweitert; jung voll, dann hohl; hutfarben oder etwas heller, meist zur Basis etwas dunkler.

    Oberfläche fein faserig.

    Fleisch:

    Weiss, ziemlich dick und fest. Geruch stark parfürmiert-fruchtig, erinnert an Inocybe fraudans. Geschmack süss, mild.

    Sporen:

    4.0-5.5 x 3.5-4.5 µm, Q = 1.3-1.7, breit elliptisch, glatt, inamyloid, acyanophil, in Kongorot meist mit einem grossen Tropfen.

    Sporenpulver weiss.

    Basidien:

    Viersporig, bis etwa 40 µm lang.

    Zystiden:

    Nicht vorhanden, lediglich einige fadenförmige Marginalzellen an der Lamellenschneide.

    HDS:

    Eine Kutis aus dünnen Hyphen (bis 4 µm dick). Pigment intrazellulär und intraparetial, Schnallen vorhanden.

    Habitat:

    In der Nadelstreu auf kalkigem Boden. Nach Literatur bei Pinus, Cedrus, Larix, Picea.

    Leicht thermophile Art mit mediterranem Verbreitungsschwerpunkt.

    Verwechslungsgefahr:

    Paralepista flaccida: Ohne parfürmierten Geruch und mit warzigen Sporen.

    Infundibulicybe gibba: Ohne parfürmierten Geruch, Sporen mehr tropfenförmig.

    Speisewert:

    Stark giftig. Enthält ein Neurotoxin, das erst mehrere Wochen nach Verzehr schwere Vergiftungssymptome hervorruft.

    Symptome: Finger und Zehen schwellen an, werden rot und schmerzen heftig. Die Symptome treten wellenartig auf, eine Behandlung ist nicht bekannt.

    Sporen in Kongorot

    Literatur:

    Ludwig, E. 2001. Pilzkompendium Band 1.

    Vizzini A. & Ercole E. 2012. Paralepistopsis gen. nov. and Paralepista (Basidiomycota, Agaricales). Mycotaxon 120, 253-167.

    Eyssartier G. & Roux P. 2017. Le guide des champignons, France et Europe.

    Aber ich nehme mal an, man muss sich für die Kurse im Vorfeld anmelden, oder? Falls ja, gibt es da eine Webseite?

    Hallo Benjamin

    Hier: VSVP Anlässe

    Die Anmeldung ist ab Ende Mai verfügbar, gleichzeitig mit Erscheinen der zweiten SZP des Jahres.

    Du musst dann recht schnell sein, nach 2-3 Wochen ist es ausgebucht.

    Jedoch nehme ich an, dass man Pilzkontrollen nur mit bestandener Prüfung anbieten darf, oder?

    Das ist so. Man darf natürlich trotzdem Leute beraten, aber eben nicht unter dem Titel "amtlicher Pilzkontrolleur".

    Ich denke meine Freunde halten mich teilweise schon für etwas verrückt, weil ich mittlerweile so pilzbegeistert bin.

    Willkommen im Club :D


    Gruss Raphael

    Hallo Benjamin

    Escholzmatt ist eine sehr unkomplizierte und gesellige Woche. Es sind immer etwa 40 Teilnehmer, etwa 20 davon kommen fast jedes Jahr (so wie ich). Es gibt drei Kurse: Anfänger, Gattungslehre und Mikroskopie. Und natürlich freie Studien für alle die keinen Kurs brauchen/wollen. Die Kurse haben keine starre Struktur und es gibt keine Prüfung. Morgens geht man in Gruppen auf Exkursion und bearbeitet am Nachmittag die Pilze die gefunden wurden. Dabei gehen die Kursleiter individuell auf jeden Teilnehmer ein, je nach Interessen und Zielen. Wenn jemand die VAPKO-Prüfung machen will, geht es die ganze Woche darum den Teilnehmer bestmöglichst vorzubereiten.

    Also keine todernste Veranstaltung, es macht Spass und natürlich lernt man trotzdem eine Menge. Und zwischendurch gibt es immer wieder Zeit für ein kühles Bier ;)

    Den Vorbereitungskurs und die Prüfung kann man wohl nicht im gleichen Jahr machen. Ich weiss nicht ob der Vorbereitungskurs überhaupt Pflicht ist. Ich selber habe die Prüfung nie gemacht, bringt mir im Moment nichts und kostet eine Menge.

    Aber Escholzmatt und Landquart sind immer unmittelbar hintereinander, das lässt sich gut verbinden.

    Das mit dem Verein ist eine super Idee. Man lernt am schnellsten zusammen mit anderen, meine Lernkurve stieg extrem als ich aufhörte mich alleine mit Pilzen zu beschäftigen und in einen Verein ging. Drum würde ich nicht zu lange warten, du musst ja nicht unbedingt der Beste im Verein sein.

    Kontakte zur VAPKO habe ich natürlich. Aber ich bin halt dort nicht Mitglied sondern im VSVP. Da will ich ihnen nicht zu viel reinreden, sie haben ihre Regeln und Standards, Ausnahmen sind immer schwierig wenn andere Kursteilnehmer davon Wind kriegen.

    Lg, Raphael

    Hallo Benjamin

    Wenn du dich jetzt schon in Landquart angemeldet hast, kriegst du fast sicher einen Platz.

    Übrigens ist eine Woche vorher immer die Studienwoche in Escholzmatt, das ist eine super Vorbereitung für Landquart.

    Dieses Jahr hatten wir zwei Kursteilnehmer, die gleich nach Landquart weiter sind und natürlich die Prüfung bestanden haben.

    Mit deinen Vorkenntnissen schaffst du die Prüfung vermutlich im ersten Jahr, wenn du die beiden Kurse hintereinander belegst.

    Der Pilzkontrolleur wird je nach Gemeinde schlecht bis gar nicht bezahlt, oder sie übernehmen nur die Unkosten. Ist Verhandlungssache. Wenn du nicht gierig wirst, stehen die Chancen gut.

    Früher war jede Gemeinde verpflichtet, einen Pilzkontrolleur zu beschäftigen. Das ist leider vorbei.

    Zeitlich ist das in einer solchen Randregion keine enorme Belastung.

    Einige meiner Vereinskollegen sind Kontrolleure, die haben im Herbst je nach Wetter zwischen zwei und fünf "Kunden" pro Woche.

    Eine gute Alternative wäre die Gründung eines kleinen Vereins in deiner Region. Du findest sicher genug Interessierte, die natürlich fast alle nur etwas von Speisepilzen wissen wollen.

    Trotzdem hat man dann mehr Austausch, und kann Bestimmungsabende und gemeinsame Exkursionen machen.

    Wäre schön wenn du dich da engagierst, deine Region ist sowohl in Sachen Pilzvereine als auch Pilzkontrolle ein ziemlich blinder Fleck in der Schweiz.

    Gruss Raphael

    Irgendwo gab es mal einen Thread mit Berichten von Überlebenden - das hat mir für immer vor Augen geführt, wie ernst das Thema ist.

    Hier lesen:

    Erfahrungsbericht (aus der Intensivstation) - Pilze Allgemein - Pilzforum.eu

    Selbst wenn mich nachher niemand verklagen kann, will ich trotzdem nicht damit leben dass jemand wegen meiner leichtfertigen Online-Bestimmung im Krankenhaus landet oder schlimmer.

    Nicht alles muss man juristisch sehen, sondern einfach drüber nachdenken ob man noch gut schläft wenn es in einem von tausend Fällen schief geht.

    Gruss Raphael