Täubling - Bestimmungshilfe

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.015 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (30. Juni 2023 um 14:49) ist von StephanW.

  • Hallo zusammen,

    eine gute Bekannte hat mich gebeten, ihren Fund hier mal vorzustellen, da ich ihr gesagt habe, dass hier doch einige Täublingsexperten vertreten sind.

    Der gesamte Text (sowie die Bilder) sind von ihr verfasst.

    Bemerkenswert finde ich die Aussage, dass die Lamellen nicht brüchig sind - habe bei ihr dazu extra nochmal nachgefasst.

    Leider gibt es keine Infos zur Sporenpulverfarbe - hatte sie auf meine Bitte hin nochmal versucht, aber der war schon zu vertrocknet, um noch was preis zu geben.

    Könnt ihr den zumindest irgendwie mit dem vorhandenen Bildmaterial und den Infos eingrenzen?

    Danke - und viele Grüße

    Boris

    Hier ihr Anfragetext:

    Ein Täubling, nur welcher könnte das sein?

    Aus Mangel an Kenntnis über die wichtigsten Bestimmungsmerkmale wurden diese leider nicht alle erfasst. Auch sind die Einschätzungen der Merkmale bitte mit etwas Vorsicht gegenüber einer Anfängerin zu genießen.

    Datum: 25.06.2023

    Wetter: > 30 °C, vorangegangene längere Trockenperiode mit häufig um die 30 °C, dann kurze Abkühlung um die 22-26 °C mit kurzen Regenschauern eine knappe Woche davor

    Ort: Mischwald, sauren Boden möchte ich ausschließen, hier herrschen eher kalkhaltige, basische Böden vor. Niederlande, Nahe Deutsche Grenze.

    Begleitbäume: vorwiegend Birken, Eichen, Hainbuchen und Esskastanien

    Wuchsform: einzeln

    Hutform: ausgebreitet, mittig vertieft

    Huthaut: samtig, matt

    Hutfarbe: von außen nach innen rosaviolett - violett – blauviolett – olive/bräunlich

    Abziehbarkeit der Huthaut: konnte nicht mehr wirklich getestet werden, war aber vermutlich abziehbar

    Hutrand: Huthaut zurückgezogen, bereift

    Lamellen: dunkelcreme- bis hellgelbfarben, mit Querlamellen, flexibel (nicht brüchig)

    Lamellen-Stielübergang: angewachsen, z.T. gegabelt

    Sporenpulverfarbe: konnte nicht mehr erfasst werden leider

    Stiel: weiß- bis cremefarben, keulig, eindrückbar (außen fest, innen fluffig)

    Maße: erst einen Tag später vermessen: Hut mind. 5 cm, Stiel mind. 6 cm

    Geruch: zunächst angenehm, später leichte Käsenote wahrgenommen

    Geschmack: mild, eventuell leicht bittere Note dabei

    Weitere Merkmale sind bitte den Fotos zu entnehmen oder konnten nicht erfasst werden.


    Gerne werden auch Hinweise entgegengenommen, was bei einem erneuten Fund unbedingt anschaut werden sollte.

    Vielen Dank!

  • Hallo Boris

    Ich denke die Lamellen sind schon brüchig, auch hier nur ein FK und einige wichtige Merkmale fehlen. Rein Makroskopische würde ich den als Jodoformtäubling -> Russula turci ansprechen, aber das ist dann rein Hypothetisch. Stephan und Thiemo melden sich bestimmt noch, aber mit diesen wenigen bzw. Fehlenden Angaben werden Sie auch Mühe haben.

    Was auffällt sind die queradrigen verbundenen Lamellen.

    BG Andy

  • Hallo,

    Ohne den Pilz im Original gesehen zu haben ist die Farbeinschätzung der Lamellen und damit die Abschätzung der möglichen Sporenpulverfarbe kritisch. Wenn es sich dann noch um ein vertrocknetes Einzelexemplar handelt, bei dem die Lamellen durch das Eintrocknen vermutlich alles andere als farbecht sind, wird dies noch schwieriger. Daher im Folgenden nur ein paar Überlegungen:

    Möglichkeit 1: Die Lamellen erscheinen durchs Eintrocknen recht dunkel, das Sporenpulver ist dennoch weiß
    A -> Frauentäubling Russula cyanoxantha (würde auch die beobachtete Lamellen-Beschaffenheit stützen)

    B -> Schwarzvioletter Täubling Russula bresadolae/atropurpurea (wenn zu wenig probiert, adult oft nur wenig scharf)

    Möglichkeit 2: Sporenpulver Cremefarben
    -> Griseinae (ohne weiterführende Untersuchung kaum auf Artebene zu bestimmen)

    Möglichkeit 3: Pilz konnte durch Trockenheit gar nicht sporulieren, Sporenpulver eigentlich dunkler -> gelb
    Ledertäubling (ohne weiterführende Untersuchung kaum auf Artebene zu bestimmen)

    Ohne Nadelbäume in der Nähe kann man zumindest die violetthütigen milden Nadelwaldbewohner alle ausschließen, wie auch den Jodoform-Täubling (sry Andy :)), Weinroten Graustieltäubling, etc.

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • kommt so ein hohler Stiel öfters vor bei Täublingen?

    bzgl Sporenpulver würd ich bei dem Habitus und der offensichtlichen Trockenheit nicht ausschließen, dass der vllt schon komplett ausgesport hat und auch gleich noch eine Frage diesbezüglich anbringen:

    sporen Pilze im Kühlschrank besser aus? oder was wär ein geeigneter Platz dafür? hab einen Jungen bei Raumtemperatur versucht, der ist aber einfach nur eingetrocknet und hat nicht eine Spore freigegeben (ist das bei jungen Exemplaren überhaupt möglich). gibts hier irgendwo ein Tutorial?

    danke für eure Ratschläge!

  • Hallo zusammen,

    danke erst mal für Eure ausführlichen Antworten!

    Ich hab jetzt noch ein Video geschickt bekommen (was ich hier leider nicht hochladen kann), wo sie den Lamellentest gemacht hat - mit sehr viel Schmackes/Druck - und nix ist gesplittert. Das sollte nach meinem laienhaften Russula-Verständnis doch so nur beim Frauentäubling der Fall sein - oder gibt es da noch andere, die irgendwie im Einklang mit den sonstigen Infos sind?

    Viele Grüße

    Boris

  • Hallo,


    Boris71 Wenn nichts splittert, kann das schon gut ein Frauen-Täubling sein. Die Lamellen können bei älteren, ausgetrockneten Exemplaren durchaus ziemlich cremefarben werden.


    Rooki Klar gibt es Täublinge, die öfters hohle Stiele zeigen (Apfeltäubling, Stink-Täubling, Hohlstiel-Täubling ;) und noch weitere) oder eben fast immer volle Stiele haben.


    Bei der Anfertigung eines Sporenabdrucks muss ein Milieu geschaffen werden, dass den Pilz feucht hält ohne dass er schwitzt. Bei mir klappt das am besten, indem ich eine Kunststoffschüssel so darüber stülpe, dass sie nicht ganz abschließt (auf untergelegter Glasplatte am Rand überstehend oder an einer Stelle einen Löffelstiel unterlegen). Der Ort darf aber nicht zugig sein (offene Fester meiden)!


    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Hallo zusammen,

    ich könnte mir gut einen Papageientäubling vorstellen.

    Ich hatte ihn früher häufig in den Händen. Und er sieht ihm schon sehr ähnlich. Auch dasss es kein Sprötblättler zu sein scheint.

    Aber warten wir ab, was unsere Spezialisten dazu sagen werden.


    Habt einen schönen Abend und paßt auf Euch auf.


    Sagt die


    Murmel

    Liebe Grüße

    Murmelchen

    Von mir gibts hier im Forum auch keine Verzehrfreigabe.

  • Hallo zusammen,

    angesichts der präsentierten Datenlage (etliche Vielleicht-/Vermutlich-Informationen, in sich widersprüchliche Informationen, wenig verlässliche Informationen) ist es mir leider nicht möglich, auch nur einen Vorschlag bzw. eine Arbeitshypothese abzugeben. Bei diesem Täubling müsste man mE das volle Bestimmungsprogramm einschließlich Mikroskopieren durchziehen. Also, wie gesagt: von mir kommt da leider nix.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo zusammen,


    ich danke - auch im Namen der Finderin - allen zusammen für Euren Input!

    Dieser FK wird jetzt unbestimmt ad acta gelegt - und für künftige Funde wurde aber nochmal ihr Bewusstsein für die notwendigen Details geschärft👍


    VG Boris

  • Gerne werden auch Hinweise entgegengenommen, was bei einem erneuten Fund unbedingt anschaut werden sollte.

    Hallo Boris,

    ganz toll dass deine Freundin am Ball bleiben will. So lange ist der Fund ja noch nicht her, vielleicht steht an dieser Stelle jetzt wieder bzw. noch so ein Teil herum.

    Wenn nicht mikroskopiert wird, kommt Folgendem extreme Wichtigkeit zu:

    - Welches ist nach Meinung des Finders der Baumpartner? Dies bitte durch klare Stellungnahme eingrenzen. Angaben wie "im Mischwald" oder "an dieser Stelle gab es Birken, Eichen, Buchen, Hainbuchen und Kiefern" bringen für eine verlässliche Bestimmung nichts.

    - Wie war die Sporenpulverfarbe? Angaben wie "der Pilz hat leider keine Sporen mehr abgegeben" führen, wenn schon nicht mikroskopiert wurde, regelmäßig ins Nichts.

    - Wie schmeckte der Pilz? Bitte klar Stellung beziehen: völlig mild, leicht schärflich prickelnd, deutlich scharf wie ein Pfefferkorn, knallig scharf wie Chilischote. Angaben wie "eigentlich mild, vielleicht aber etwas scharf und außerdem leicht bitterlich" führen ins Nichts.

    - Roch der Pilz direkt nach der Aufnahme sowie zwei Stunden nach der Aufnahme sowie am nächsten Morgen nach etwas Bestimmtem? Angaben wie "angenehm pilzig", "so ähnlich wie ein Champignon" oder "milder Geruch" führen regelmäßig ins Nichts.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.