Eigenartiger Fund und andere

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 1.029 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. September 2023 um 09:37) ist von Schwammerlsuppe.

  • Liebe Pilzfreunde,

    ich habe bei meiner letzten Waldrunde eine Vielfalt von Pilzarten gefunden.

    Viele waren mir bekannt, aber einige sind von mir mitunter nicht zweifelsfrei bestimmt. Und bei einer Spezies habe ich keine Ahnung, wo ich ich sie zuordnen soll und auch meine Literatur gibt hier nichts her. Es wäre schön, wenn ihr mir eure Meinung mitteilen würdet.

    Pilz 1, der Unbekannte:

    Habitat Buchenwald mit wenigen Fichten und Eichen. Wuchs mitten in einer Ansammlung von Herbsttrompeten auf Totholz. Ich könnte mir vorstellen, dass er vielleicht zu den Drüslingen gehört. Aber nur vermutet.

    Pilz 2: Ich gehe von einem Perlpilz aus. Buchenwald mit wenigen Ahorn, Eichen und Fichten.

    Was mich hier etwas verwundert, ich sehe zwar eine Rötung an der Fraßstelle, aber im Schnittbild keinerlei Rötungen.

    Pilz 3: Ich gehe von einem Schwärztäubling aus. Habitat Buchenwald mit vereinzelten Fichten und Kiefern. Von den eng stehenden Lamellen her, denke ich an den Dichtblättrigen.

    In einiger Literatur wird bei den Schwärztäublingen vom vollen Stiel gesprochen, deshalb verwundert mich hier der Hohlstiel. Oder liege ich vollständig falsch? Der Stiel zeigt allerdings das typische Bruchbild eines Sprötblättlers. Frisch geschnitten zeigt die Schnittfläche eine transparente Flüssigkeit, die aber in Kürze wieder vergeht. Die auf dem einen Schnitt ersichtliche Schwarzfärbung ist nach ca. 15 min. eingetreten. Unangnehmer Geruch.

    Pilz 4: Ich vermute einen Grauen Wulstling, nach Hutfarbe, den Velumresten, dem gerifften Ring und der Knollenform. Habitat: Mischwald.

    Pilz 5: Anderer Mischwald. Ich gehe auch hier von einem Grauen Wulstling aus.

    Pilz 6: Graustieltäubling ?. Buchenwald mit wenig Fichten. Die zugefügte Rindenverletzung ist nach ca. 0,5 Stunden leicht gräulich geworden. Oberfläche des Hutes schmierig, obwohl Gesamtwald sehr trocken.


    Pilz 7: Ich vermute einen Rauchblättrigen Schwefelkopf. Laubwald mit wenig Fichten.

    Zur allgemeinen Info. Ich habe zufällig im Pilzkorb festgestellt, dass die Farbstoffe der Herbsttrompete mit Pfifferlingen reagieren. Siehe Foto. Einige Pfifferlinge waren fast ganz schwarz.

    Ich freue mich auf eure Kommentare.

    Servus Ingo

  • Hallo

    1 sollte ein Buchen-Schlauchzitterling -> Ascotremella faginea

    2 OK

    3 ein Milchling, violettfärbend evt Ungezonte Violett-Milchling ->Lactarius uvidus

    Bin aber nicht sicher...

    4 gefällt mir nicht für Grauer Wulstling

    5 OK

    6 wie war den die Geschmacksprobe?

    7 Grünblättriger Schwefelkopf ->Hypholoma fasciculare

    BG Andy

  • Hallo!

    Der Milchling ist ja ein echter Kracher! Wegen der gelblichen Hutfarben sollte der nicht zu den Uvidini sondern Aspideini gehören. Ich vermute den Hellgelben Violett-Milchling Lactarius flavidus auch wenn ich den noch nie gesehen habe.

    Kannst du das Habitat etwas genauer beschreiben? War der Standtort eher feucht oder trocken? Ist dort der Boden kalkhaltig oder eher sauer? Falls du den Pilz noch hast lecke bitte mit der Zunge an einem Tropfen der austretenden Milch ob diese scharf schmeckt (wieder ausspucken).

    Ein toller Fund, sollte sich das verifizieren lassen. Die Art ist nach Roter Liste stark gefährdet (RL2).

    VG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Danke euch Beiden für eure Antworten.

    Andy: Eine Geschmacksprobe habe ich bei dem Täubling diesmal leider nicht gemacht.

    In welche Richtung würdest du bei Pilz Nr.4 denken, nachdem der Ring fein gerieft ist und der Hut graues Velum hat?

    Thiemo: Der Standort des Milchlings war an einem Hang mit Altbuchen, mit direktem Übergang zu einem Waldstück mit Fichten und einzelnen Kiefern. Zum Zeitpunkt des Findens feuchter Untergrund wegen des Regens der letzten Tage. Die Feuchtigkeit hält sich dort über einen längeren Zeitraum, da viel Jungbuchenanflug die Austrocknung über eine gewisse Zeit verhindert. Habe den FK im Kompost leider nicht mehr für eine Geschmacksprobe gefunden. Ich bin häufig in dem Wald und werde nach neuen Fruchtkörpern Ausschau halten.

    Servus Ingo

  • Hallo,

    wenn es am Fundort keine Weide gab, müsste das im Buchenwald schon der von mir vermutete Lactarius flavidus sein. Solltest du noch mal fündig werden probier einen Tropfen Milch, der sollte scharf schmecken.

    VG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Hallo Ingo,

    wow, der Milchling ist echt der Hammer! Ich würde sooo gerne auch mal einen mit violettfärbender Milch finden (welcher davon wäre mir sogar egal), aber ich habe Sorge, dass ich, selbst wenn ich an einem vorbeikäme, nur denken würde: "Ach, wieder so ein 08/15-Milchling", und den gar nicht näher anschaue...

    Bei deinem Grauen Wulstling hätte ich persönlich keine Einwände.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Ingo,

    den Violett-Milchling könntest du auch mal mit Lactarius luridus vergleichen. Für L. flavidus ist mir der zu wenig gelb, und auch die angepressten Hutschuppen von L. flavidus fehlen hier.

    Die Schwefelköpfe sind Grünblättrige, aber sowas von.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo,


    Darf Lactarius luridus so gelb sein? Den hatte ich schon öfter in der Hand und konnte nie dergleichen feststellen. Außerdem ist die Milch schöner violett, hier scheint sie eher rotbraun-violett zu sein. In jedem Fall hilft der Geschmack der Milch, L.luridus hat auch keine scharfe Milch im Gegensatz zuL.flavidus.

    VG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Hallo Thiemo,

    wie auch du bin ich ganz im Reich der Vermutungen. Deswegen schrieb ich ja auch: "vergleiche mal mit...". So hat der Anfrager noch einen zweiten möglichen Namen und nicht nur einen. Ich fürchte nur, dass sich das Rätsel niemals auflöst. Anbei noch ein Bild von L. flavidus, gefunden in Kroatien.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Danke für eure ergänzenden Hinweise zum Milchling und Perlpilz.

    Stephan: Da bin ich ja froh, bei dem Reinfall zum Schwefelkopf, dass ich grundsätzlich keine Rauchblättrigen zu Speisezwecken sammle.

    Ich werde mich mal intensiver mit Schwefelköpfen allgemein befassen. Servus Ingo