Becherling?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 334 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. April 2024 um 11:41) ist von Schoxx.

  • Hallo,

    dies ist mein erster Beitrag hier. Ich bin Andreas, 30 und als Biologielehrer schon immer biologisch interessiert. Mit Pilzen beschäftige ich mich allerdings erst seit wenigen Jahren. Bislang war ich aber fast nur im Herbst unterwegs um verschiedene Speisepilze zu sammeln, die ich mit Bestimmungsbuch und Internet noch sicher selbst bestimmen konnte. Dies ist das erste Jahr, in dem ich bereits im Frühjahr mein Glück mit den Morcheln Versuche (bislang mit viel Mühe aber ohne Erfolg). 😅

    Über die verschiedenen Morcheln bin ich auch auf den Morchelbecherling aufmerksam geworden, den ich nicht kannte und von dem ich glaubte, ihn anhand des markanten Geruchs gut bestimmen zu können.

    Beim heutigen längeren Waldspaziergang habe ich zwar erneut keine Morcheln, dafür aber erstmals eine Frühjahrsgiftlorchel und einige andere Pilze gefunden, die ich bislang nicht genau bestimmen konnte.

    Dabei bin ich auch auf den Becherling(?) gestoßen, den ich mit Bildern anhänge.

    Er wuchs am Waldrand im feuchten Laub, nicht erkennbar auf Holz, aber in unmittelbarer Nähe von Schnittresten und Ästen von Laubholz. Es waren einige Fruchtkörper auf einer relativ kleinen Fläche verteilt. Farbe und Gestalt sind auf den Bildern sicher besser zu erkennen, als ich sie beschreiben könnte.

    Der Geruch ist eher kräftig pilzartig. Nach Chlor riecht der Pilz für mich und selbst für meine Partnerin, die ein deutlich feineres Näschen als ich hat, absolut nicht.

    Rein morphologisch bin ich mit meiner Bestimmungsliter einfach nicht in der Lage zu sagen worum es sich genau handelt. Mir fehlt da absolut die Erfahrung, da ich keine der Arten je selbst gesehen habe.

    Meine Vermutung ist aktuell eine Peziza Spezies, eventuell der Buchenwald-Becherling (Peziza arvernensis). Laut Literatur ist er ja kaum von P. repanda und P. varia abzugrenzen.

    Ohne die verschiedenen Arten je live gesehen zu haben, finde ich aber auch eine Unterscheidung zum Morchelbecherling oder etwa der Scheiben-/ oder Schildförmigen Lorchel unheimlich schwierig.

    Kann jemand von euch den Pilz bestimmen und mir eventuell auch konkrete Merkmale nennen, an denen eine Unterscheidung möglich ist?

    Vielen Dank vorweg! Ich hoffe die Frage ist nicht zu blöd für alle, die sich schon so viel länger mit Pilzen beschäftigen.

    Liebe Grüße

    Andreas

  • Hallo Andreas,

    erstmal herzlich willkommen im Form !

    Bei deinem gezeigten Becherlingsfund handelt es um keinen Morchelbecherling und aus meiner Sicht auch um keine Scheiben- oder Schildförmige Lorchel. Es handelt sich eher um eine der drei von dir erwähnten, oder eine andere Peziza-Art. Morchelbecherlinge sind (wie manche anderen Becherlinge aber auch) bodenbewohnend. Sie riechen in der Regel chlorig bzw. wie ein gechlortes Schwimmbad, manche Leute bezeichnen sie u.a. auch als "Schwimmbadmorcheln". Es kann eventuell aber auch sein, dass dieser Geruch von manchen Personen nicht oder nicht richtig wahrgenommen wird. Außerdem ist die Außenseite von Morchelbecherlingen im Gegensatz zu deinem Fund heller, schmutzig-weiß oder hellbeige.

    Bei deinem Fund ist eine genaue Bestimmung, nur anhand makroskopischer Merkmale, ohne Mikroskopie praktisch nicht möglich.

    LG Sepp

    Eine Verzehrsfreigabe gibt es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort

    Einmal editiert, zuletzt von Sepp (1. April 2024 um 10:30)

  • Hallo

    Ich heisse dich herzlich willkommen hier im Forum

    Sepp hat alles bereits erklärt.

    Zitat

    Meine Vermutung ist aktuell eine Peziza Spezies, eventuell der Buchenwald-Becherling (Peziza arvernensis). Laut Literatur ist er ja kaum von P. repanda und P. varia abzugrenzen.

    Korrekt; leider geht das nur via Mikroskop -> Sporen ausmessen und Asci auf Jod Reaktion überprüfen.

    BG Andy

  • Hallo nochmal,

    vielen Dank euch beiden! Das hilft mir doch schon sehr weiter!

    So weit bin ich dann wirklich noch nicht im Thema, dass ich auch noch das Mikroskop auspacken wollte... 😅

    Die Unterscheidung zu den beiden Lorcheln erfolgt dann vorwiegend nur über das Substrat? Also Nadel-/ Laubholz bzw. auf dem Boden?

    Und der Morchelbecherling sollte sich neben dem Geruch immer auch durch eine deutlich hellere Farbe an der Außenseite abgrenzen lassen? Farbliche Unterschiede von Innen- und Außenseite hatten diese Becherlinge ja schon auch.

    Auf Bildern finde ich es teils schwierig zu erkennen. Da ähneln sich die genannten Arten doch alle sehr... Auch die typischen "Adern" des Morchelbecherlings, meinte ich an meinen Becherlingen feststellen zu können.

    Vielleicht habe ich in der nächsten Zeit ja noch das Glück, auch die anderen Arten ein mal zu finden. :)

    Nochmals vielen Dank, für die schnellen Antworten, die nette Begrüßung und die Erklärungen!

    Liebe Grüße

    Andreas

  • Hallo und guten Tag,

    da es sich hier vermutlich um eine Peziza (J+) geht, würde ich mikroskopisch so vorgehen:

    Zunächst nicht die Sporen vermessen wie hier bereits geschrieben wurde, sondern im 1. Schritt beurteilen, ob die Sporen glatt oder ornamentiert sind. Präparat in Wasser. So kann man schon die Arten enorm eingrenzen.

    Danach die Sporen vermessen, grundsätzlich in Wasser. Ornamentierte Sporen ohne Ornament messen.

    Erst danach Chemikalien z. B. Melzers Reagenz einsetzen und überprüfen ob die Asci Jod + oder – sind. Nicht in Melzers Reagenz messen, Melzer = letal!

    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co

  • Hallo

    danke für den Beitrag! Das ist wirklich faszinierend und bestimmt werde ich das eines Tages mal ausprobieren. Sicher auch ein spannendes Hobby.

    Aktuell habe ich leider keinerlei Material dafür zur Hand.

    Sind die genetischen Unterschiede dann überhaupt so groß, dass ein eigener Artstatus zu rechtfertigen ist? Die Taxonomie der Pilze erscheint mir bislang doch sehr variabel und etwas verwirrend.

    Neben der biologischen Neugier reicht es mir dann meist noch aus, die essbaren sicher von ungenießbaren und giftigen Arten unterscheiden zu können. 😅

    Liebe Grüße

    Andreas