Ziegelgelber Schleimkopf oder Sägeblättriger Klumpfuß

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 7.265 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Oktober 2022 um 07:51) ist von huehnchen69.

  • Hallo zusammen,

    ich versuche soeben meinen heutigen Fund aus einem Fichtenwald zu bestimmen. Geruch neutral, praktisch keine Verfärbung beim Durchschneiden. Lamellen ausgebuchtet angewachsen.

    Aufgrund des Schleiers und der ringförmigen Braunfärbung am Stiel auf jeden Fall ein Cortinarius. Nach weiterer Eingrenzung bin ich bei zwei Möglichkeiten hängen geblieben:

    Cortinarius varius (Ziegelgelber Schleimkopf) oder
    Cortinarius multiformis (Sägeblättriger Klumpfuß).

    Aufgrund der Lamellenfarbe die mehr ins grau violett und weniger ins braun geht tendiere ich eher zum Cortinarius varius.

    Was denkt Ihr dazu?
    Vielleicht gibt es auch noch weitere Möglichkeiten die ich übersehen habe....

    Ich freue mich auf jede Rückmeldung.

    VG JoBi

  • Hallo JoBi,

    ich denke auf Grund der lilabraunen Lamellen, dass es der C. varius ist. Ich hatte ihn gestern noch in der Hand. Der C. multiformis hat ja eher weißliche bis bräunliche Lamellen.

    Liebe Grüße,

    Conny

  • Hallol !
    für mich auch C. varius
    GRuß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzberater vor Ort , Bestimmungsvorschläge meinerseits sind keine Essensfreigaben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Naja, Schleierlinge mit dem Habitus und violetten Farben in den Lamellen gibt es ja nun einen ganzen Haufen.
    Wenn das Fleisch im Schnitt weiß ist, ist es immerhin mal keine der tödlich giftigen Arten.
    Findet ihr die Hutfarbe denn hier passend für Cortinarius varius?
    Ich hätte mir den heller vorgestellt, gelber, gelbockerlich, jedenfalls kaum mit so deutlichen Brauntönen.


    LG, Pablo.

  • Dazu mal eine kurze Zwischenfrage von mir. Ich bin ja von den Schleierlingen begeistert und habe in letzter Zeit auch wieder einige gefunden.
    Wie weit kommt man bei diesen Arten im allgemeinen mit makroskopischen Merkmalen?
    Wo findet man die beste Beschreibung um zumindest die "Unterarten" einigermaßen sicher unterscheiden zu können?

    Pablo: Den (bzgl. Gifthäublinge) von Dir empfohlenen Krieglsteiner, Band 5 (also der zu diesem Thema passende) bestelle ich noch diese Woche :D

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!

    Man sollte ien wenig KOH dabei haben und Melzer glaube ich auch. Dann kommt man makroskopisch erstaunlich weit, selbst in einer so gewaltigen gattung wie Cortinarius. Die Arten bieten eben dort meist mehr makroskopische als mikroskopische Abgrenzungsmerkmale.
    Aber man muss eben auch bereit sein, sich da richtig reinzuknieen und die Pilze wirklich akribisch zu untersuchen. und vor allem alles, was zu alt / zu jung / zu einzelfruchtkörperig ist einfach stehen lassen. Untersucht werden vor allem am Anfang nur möglichst komplette und aussagekräftige Kollektionen.
    Natürlich gibt es dann sowohl in der Untergattung Phlagmacium (Schleimköpfe, die ganzen dicken bunten) und in der Untergattung Telamonia (Gürtelfüße, ebenso zahlreich aber meist klein, unscheinbar und nahezu alle gleich aussehend) verstärkt Bereiche, in denen man mirkoskopisch noch was gucken muss.
    Aber generell kommst du mit einem guten Schlüssel (GPBWs, Band 5 !) makroskopisch sehr weit.


    LG; pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Findet ihr die Hutfarbe denn hier passend für Cortinarius varius?

    Ideal und genau passend!

    Mit jung violetten Lamellen sollte das schon Cortinarius varius sein.
    Mit "Geruch neutral" bin ich natürlich nicht einverstanden, aber das ist ja nichts neues.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!

    Tatsächlich?
    Na gut.
    Dieser Pilz kennt jedenfalls den Zugang zu den Wurmlöchern. Immer, wenn ich in der Nähe bin, springt er rein und ist dann woanders.
    Den Semmelgelben habe ich nie zu Gesicht bekommen.
    Und bin ganz sicher daß ich oft schon in kalkigen Fichtenwäldern Gennf gerochen habe. :wink:


    LG; pablo.

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Eure tollen Beiträge!

    Ich konnte die letzten Tage immer nur kurz vor Einbruch der Dunkelheit auf Pirsch gehen. Das hat den Vorteil, dass die Würmer schon Feierabend und ihre Löcher schon verschlossen haben! Daher konnte ich einige Exemplare finden. :D

    Das dunkle Braun auf den Bildern ist in natura etwas heller. Was vor allem auffällt ist ein richtiger lila Ring beim Übergang der Lamellen zum Stiel.

    Beim Geruch bleib ich dabei, der Pilz ist hier sehr unauffällig. Leider wird zum Geruch in GPBW Band 5 nichts vermerkt.

    Allerdings steht hier, dass das weiße Trama mit KOH gelb reagiert.

    Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut, heute nochmals ein Exemplar aus dem Wald geholt (nach Feierabend der Würmer) und in der Apotheke KOH bestellt. Morgen läuft also der finale Nachweis und ich hoffe das Trama verfärbt sich gelb. Bin schon gespannt darauf und werde hier dann nochmals berichten.

    VG JoBi

  • Hallo zusammen,

    gesagt getan!

    Habe nun die KOH (20%-ige Kalilauge) inkl. jeder Menge Sicherheitsvorschriften..... erhalten und
    zuhause sofort meinen Pilz damit mißhandelt.

    Siehe da...

    Der Pilz verfärbt sich wie gewünscht so wie ich es erhofft hatte.
    Das Trama vor allem im Bereich des Hutes wurde sehr schön gelb, im Bereich des Stiels eher ockergelb.

    Damit speicher ich den Pilz nun endgültig unter Cortinarius varius (Ziegelgelber Schleimkopf) ab.

    Hätte nicht gedacht dass ich irgendwann auch mal Chemie nützlich finden könnte :wink:

    VG JoBi

  • Hallo Jobi !
    zum Glück kann ich bei Eigenfunden auf das KOH verzichten. ..schmeckt ohne einfach besser :cheeky:
    Gruß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzberater vor Ort , Bestimmungsvorschläge meinerseits sind keine Essensfreigaben

  • Hallo Harry,

    ich stelle gerade fest das Zeug ist doch recht aggressiv. Nach 20 min ist schon eine mega Delle im Pilz. Das heißt mit KOH brauchst Du den Pilz gar nicht essen - Du kannst ihn vor Deinen Augen verdauen lassen.....
    Hat den Vorteil Du kannst Dich nicht vergiften - na ja auf den guten Geschmack musst Du halt verzichten ......

    Auf jeden Fall fand ich das alles jetzt recht spannend!

    VG JoBi

  • Zitat von JoBi pid='26033' dateline='1445530255'

    Auf jeden Fall fand ich das alles jetzt recht spannend!

    VG JoBi


    Hallo Jobi !
    Pilzbestimmung ist immer spannend und man lernt dabei nie aus, das ist ja gerade das schöne an unserem Hobby .
    schön das Du auch so begeisterungsfähig am Ball gebleiben bist
    Gruß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzberater vor Ort , Bestimmungsvorschläge meinerseits sind keine Essensfreigaben

  • Lustig, genau den hab ich heute auch gefunden und mit 40% KOH traktiert. Gab in etwa die gleiche Färbung, für mich ist das allerdings Orange oder Ockergelb und nicht "Chromgelb". Das wäre für mich ein eher helles, leuchtendes Gelb. Ich frage mich, ob das mit der KOH-Konzentration zusammenhängen könnte. Im Shop bei Dr. Gminder werden ja für Makrochemische Reaktionen 20%, 30% und 40% vertrieben. Da gäbe es ja wohl keine Auswahl, wenn das egal wäre.

    Habe ich vielleicht die falsche Konzentration, und wann nutzt man welche Konzentration? Eine Konzentration steht ja auf den Pilzseiten meist nicht dabei. Da steht nur "Mit KOH xyz"...

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Habe ich vielleicht die falsche Konzentration, und wann nutzt man welche Konzentration? Eine Konzentration steht ja auf den Pilzseiten meist nicht dabei. Da steht nur "Mit KOH xyz"...

    Ich nutze KOH 20% für die makroskopischen Reaktionen und 3% fürs Mikroskopieren. 40% ist mir noch nicht untergekommen, aber dass sich die Farbreaktion komplett ändert (nicht einfach stärker/schwächer o.ä.) würde mich überraschen (aber angesichts meiner praktisch nichtexistenten Chemiekenntnisse ist das trotzdem nicht ausgeschlossen).

    Der Wieland-Test beispielsweise hat bei mir mit schwach konzentrierter Salzsäure gar nicht funktioniert, aber da der ja sowieso recht schwach ausfällt bei aufgeriebenen Pilzstücken halte ich es für denkbar, dass auch da "Reaktion so schwach, dass sie nicht wahrnehmbar ist" passt. Und eine kleine Randbemerkung dazu, auch wenn's hier OT ist: Meine Lokalzeitung, die ich dafür immer hergenommen habe, hat doch klammheimlich auf holzfreies Papier umgestellt! Das fand ich ja vielleicht mies. Ich war schon echt baff, dass mein Grüner Knolli keine Reaktion macht - bis ich dann den Test mit unserem kostenlosen Käseblättchen wiederholt habe.

    Beste Grüße

    Sabine