Hymenoscyphus pseudoalbidus

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 6.656 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. Februar 2016 um 22:44) ist von Kowalski.

  • hallo liebe leute,


    mich hat heute ein Landwirt auf sein Eschensterben angesprochen. Weil ich in seinem Wald, einem meiner Lieblingsfundorte gewildert hab.
    Er sagt, die Eschen werden am Stamm schwarz und fallen dann iwann um und er sägt sie rechtzeitig raus und verbrennt das Material.

    Ich hab ein bisschen recherchiert, aber bin nicht so ganz zufrieden mit den Ergebnissen. Ich glaub, ich liege falsch. Die Stengelbecherchen, ich weiß nicht....

    Die Fotos:

    So ein Link aus dem Internet:
    http://www.waldwissen.net/waldwirtschaft…att_28/index_DE

    keine Ahnung ob da was passt....

    Mikroskop hab ich immer noch keins. Ihn würds halt interessieren. Und mich iwie auch.

    LG Kowalski

    langsam fange ich an wie ein Pilz zu denken...

  • Hallo Kowalski,

    ähnliches Schadbild ist bei uns an Erlen zu beobachten. Unter dem gleichen Link "Erlensterben" kannst du die Bilder vergleichen. Phytophthora ist ein Eipilz und ähnlich dem Erreger der Kartoffelfäule, ein pilzähnlicher Mikororganismus. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt dieser Schaderreger aus Nordamerika.
    Besonders unsere Teichwirt mit Waldbesitz beklagen große Schäden und befürchten um den kompl. Erlenbestand. Die natürlichen Voraussetzungen zur Weiterverbreitung sind mit Nässe und niedrigen Temperaturen sind bei uns im Teichgebiet besonders reichlich vorhanden. Hoffen dürfen wir trotzdem. Manche natürliche Aufforstung bringt anscheinend resistente Arten hervor.
    Gruß
    Hermann

  • Hallo Kowalski,

    ich habe über das Eschensterben auch einige Infos, die sicher für alle von Interesse sind.

    Einmal hier dieser Link, der aus dem gleichen Internetportal stammt wie die
    von fitis und dir.

    http://www.waldwissen.net/waldwirtschaft…ai2010/index_DE

    Hier noch zwei Seiten, die ich mir in mein Archiv gepackt habe.
    Text Esche.pdf
    Eschensterben.doc

    Nicht zu vergessen,ist aber ds Eschensterben auch auf den Eschenbaustamm zurückzuführen.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    genau, Hymenoscyphus pseudoalbidus sieht makroskopisch zB so aus:

    Gemeint sind natürlich die weißen in der Mitte an dem im Matsch liegenden Eschenblattstiel. Die gelben mit den Haaren außen rum sind Scutellinia crucipila.
    Die schwarzen Flecken auf der Rinde halte ich wie Grübling für einen kernpilz, wahrscheinlich eine Diatrype - Art oder Diatrypella - Art.
    Sicher auch kein gutes Zeichen für den Baum, aber wohl eher ein Schwächeparasit, also eine Folgeerkrankung.
    In diese Kategorie fällt übrigens auch die von Veronika gezeigte Perenniporia fraxinea (die ich eher "Eschenbaumschwamm" als "Eschenbaustamm" nennen würde). :wink:
    perenniporia fraxinea ist insgesamt zu selten um eine Bedrohung für irgendeine Baumart darzustellen. Zudem ist der Pilz als Schwächeparasit nicht hochaggressiv, also längst nicht zu vergleichen mit einem Schwefelporling (Laetiporus sulfureus) oder gar einem Gelben Hallimasch (Armillaria mellea).
    In meiner Ecke ist das Lieblingssubstrat von Perenniporia fraxinea übrigens Robinie, zudem finde ich sie auch an Platane, Linde, Eiche und Esche.

    Das ist übrigens ein beliebter Fehler, den ich auch immer wieder sehe: Die kranken Bäume zu fällen. Besonders schlau ist das nicht, eine Krankheit dadurch zu bekämpfen, daß man den patienten tötet.
    Sinnvoller wäre es zu beobachten, wo und unter welchen Voraussetzungen Eschen nicht befallen werden oder sich zB von einem Befall erholen. Nur dadurch bekommt man auch Möglichkeiten die Bäume eventuell etwas zu unterstützen, sich gegen den Pilz zu wehren.
    Die Eschen (dort, wo man nicht den fehler macht, sie wegen dem Pilzbefall zu fällen) beobachte ich seit drei Jahren hier in der Gegend. Erstaunlicherweise ist so gut wie jede Esche von Hymenoscyphus pseudoalbidus befallen, aber ebenso erstaunlich ist, daß etliche Eschen sich wohl mit diesem Befall arrangiert haben. Also keiine weiteren Krankheitserscheiunungen zeigen und zwar etwas zaghaft, aber dennoch erfolgreich Triebe bilden können.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Erstaunlicherweise ist so gut wie jede Esche von Hymenoscyphus pseudoalbidus befallen, aber ebenso erstaunlich ist, daß etliche Eschen sich wohl mit diesem Befall arrangiert haben.

    Junge Eschen haben m.M.nach in meiner Region überhaupt keine Chancen mehr. Ältere Bäume versuchen sich zu wehren, aber momentan scheint der Becher doch zu siegen.
    Dummes Ding, denn der Hymenoscyphus pseudoalbidus (= besser Hymenoscyphus fraxineus) kam zu schnell, die Bäume konnten sich nicht drauf einstellen.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!

    Wann treiben die Eschen bei dir aus?
    Was mich etwas gewundert hat, ist daß die bei mir sehr lange kahl bleiben und nahezu die letzten Bäume sind, die Blätter und Triebe ausbilden. Sogar noch später als die Eichen. Und so seltsam das klingen mag: Im Juni sind sie dennoch zu einem großen Teil voll belaubt. Während unten der Waldboden von weißen Punkten erblüht ist.
    Das gilt nicht für alle Bäume, manche sind auch im Sommer noch nahezu kahl.
    Junge Eschen sind kritisch, das ist klar. Da sind nämlich sehr wenige nur zu sehen. Die erkenne ich aber leider meist auch erst dann, wenn sie belaubt sind.
    Mal gucken, wie sich das so in diesem Frühjahr entwickelt.
    Vielleicht gibt es ja sogar einen Schauer zwischen März und Mai, dann kann man das Eschenbetrachten auch mit einem Säckchen voll Morcheln abrunden. Die letzten beiden jahre gab's ja nur Eschenbetrachten, weil Niederschlagsmenge in März, April & Mai 0,0mm = 0 Morchel.


    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,
    das Eschentriebsterben ist bei uns in Oberösterreich zu einem echten Problem geworden, alle Altersstufen von Eschen sind betroffen. Ein Befall der Eschen führt in der Regel zu einem Absterben, dies kann sich vor Allem bei größeren Bäumen über einige Jahre ziehen. Junge Bäume sterben in ein bis zwei Jahren komplett ab, größere Bäume bilden vorübergehend sog. Wassertriebe (lange nicht verzweigte Äste- gern direkt vom Stamm).
    Das Fällen von betroffenen Bäumen hat für die Waldbesitzer zumindest den Sinn dass sie für das Holz noch einen entsprechenden Verkaufspreis bekommen, sobald der Baum abgestorben ist sinkt dieser dramatisch.
    An der Universität für Bodenkultur in Wien läuft momentan ein "Zuchtprogramm" für resistente Eschen. Waldbesitzer mit nicht befallenen Bäumen können diese melden, anschließend wird hier versucht Saatgut von den resistenten Eschen zu gewinnen um sog. Saatgutplantagen mit den resistenten Bäumen aufzubauen und so die Eschen zu erhalten.
    Eschen treiben immer als eine der letzten Laubbäume aus und sind bei den Ersten die die Blätter verlieren, immer wieder faszinierend.
    lg joe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joe!

    Eben, darauf hoffe ich ja: Daß die Eschen irgendwann einen Weg finden, sich gegen den Pilz zu wehren. Oder mit ihm klar zu kommen.
    Da muss man halt zuwarten, beobachten und erstmal die Natur machen lassen. Denn das ist eine der wenigen Regeln, zu denen es absolut keine Ausnahmen gibt: Natur funktioniert am besten, wenn Mensch sich nicht einmischt. :wink:
    Dennoch kann man freilich mitspielen, wenn sich ein resistenter Eschentribus herauskristallisiert. Setzlinge verteilen ist kein sooooo schlimmer Eingriff.


    LG, Pablo.

  • Zitat

    "Junge Eschen sind kritisch, das ist klar. Da sind nämlich sehr wenige nur zu sehen."

    In "meinen" Gebieten (hessischer und bayrischer Bachgau, Rödermark) findet man sehr viele junge Eschen. Jeweils in rechter größerer Anzahl, scheinen vor einigen Jahren gezielt angepflanzt worden zu sein.

    Zitat

    "Die erkenne ich aber leider meist auch erst dann, wenn sie belaubt sind."


    Im Rahmen meiner (vor 2 Jahren gestarteten, bisher erfolglosen) "Operation Morchel" habe ich mich damit mal beschafft. Anfangs bin ich nur über die Rinde gegangen, um im Frühjahr dann festzustellen, dass ich mich doch öfters auch vertan hatte (was nicht heißen soll, dass das nicht möglich ist).
    Inzwischen gehe ich über die Knospen and den Spitzen der Zweige (sehen aus wie Rehfüße). Die sind bereits im Winter vorhanden. Damit ist die Bestimmung auch kein (großes) Problem mehr

    Auf alle Fälle ein interessantes Thema, muss ich mal hier bei uns im Auge behalten.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo Ihr Lieben,

    hattte wenige Zeit und mir erst heute eure Ideen gelesen. OMG. Jetzt weiß recht nicht, was ich dem Bauern sagen soll. Wie heißt nun dieser Pilz? Was soll man tun? Ist absägen richtig oder falsch?

    Was ich auch noch iwie erwähnen wollte: dort wo diese Bäume stehen, betreibt einer eine Fischzucht. Und da steht jede Menge Zeugs herum. Fässer mit Fischfutter etc. Kann das sein, dass zusammenhängt. Dass sich genau dort dieser Pilz so ausbreitet, weil der Keim auch Futter oder sonst wo drin ist.

    Also ist jetzt falsch, wenn der die Bäume umsägt ,oder richtig? LG Kowalski

    langsam fange ich an wie ein Pilz zu denken...

    Einmal editiert, zuletzt von Kowalski (27. Februar 2016 um 20:08)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Fred!

    Wie der schwarze Pilz heißt?
    Das wissen wir ja nicht. Es ist aber wohl ein Kernpilz, vielleicht eine Diatrype, Diatrypella oder Biscogniauxia.

    Ob der Eigentümer die Bäume fällt oder nicht, ist letztlich seine Sache.
    Ich persönlich würde sie stehen lassen, aber ich würde ja im Grunde alles stehen lassen (und nur die Morcheln mitnehmen).
    Wenn er das Holz verkaufen will, ist stehen lassen keine gute Option (schade halt für die Ökologie). Wenn er Angst hat, daß die Bäume andere Bäume infizieren, kann er sie auch stehen lassen: Die Pilze, die den Schaden anrichten sind ja so oder so da und werden jede neue Esche befallen, egal ob die alten, bereits infizierten Eschen gefällt werden oder nicht. Und an andere Bäume außer Eschen gehen die fraglichen Pilze nicht.


    LG, Pablo.

  • Danke für den Rat, Pablo. Ich muss das muss das auch in einfache Worte fassen können, weil mit Latein komm ich da nicht weiter. Ich glaub, ich habs verstanden, >>Kernpilz, Fällen bringt nichts.

    Das ist so eine alte Bauernangewohnheit, alles was krank ist, absägen, verbrennen, Exorzismus betreiben :D Weihwasser drauf und fertich…. Ja, ich habs verstanden. Danke, LG Fred

    langsam fange ich an wie ein Pilz zu denken...