Ein Unbekannter aus unserem Garten

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 7.367 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Juli 2018 um 08:09) ist von OE5HFM.

  • Liebe Pilzfreunde,

    diesen einzeln wachsenden Pilz habe ich im Garten neben einer Birke gefunden. Leichte Hanglage mit vorwiegend Moosbewuchs.

    Hut: 6 cm violett mit braun Tönen, glatt, seidig, trocken, nicht schleimig, Hutrand eingerollt.

    Lamellen: braun, breit am Stiel angewachsen, mit Zwischenlamellen.

    Stiel: 5 cm, mit Resten vom Haarschleier und und braunem Sporenpulver, an der Basis verdickt zu Knolle mit gelblichem Farbton.

    Geruch: unbedeutend aber nicht unangenehm.

    Geschmack: nicht probiert, weil er wohl auch giftig sein könnte.

    Sporenpulverfarbe: braun bis rostbraun

    Sporengröße: im Durchschnitt ca. 9 x 5 um, sie haben die Form von kleinen Apfelkernen

    Cortinarius Arten sind für mich noch immer nicht einfach zu bestimmen und es werden wohl auch mehrere Arten dafür in Frage kommen.

    Aber vielleicht gibt es ja hier den Einen oder Anderen Experten, der sagt: "Den kenne ich".


    Ich würde mich über eine Bestimmung oder Art Eingrenzung freuen.







    Viele Dank und beste Grüße, Hermann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hermann!

    Bis zur Untergattung traue ich's mir zu: Gattung (Genus) = Cortinarius (Schleierling). Untergattung (Subgenus) = Phlegmacium (Schleimkopf).
    Ab dann wird's hektisch. Bei mehreren hundert Arten alleine in dieser Untergattung alleine in Mitteleuropa kommt es auf Details an. Interessant hier ist die Knolle, die man schon fast als gerandet interpretieren könnte. Wichtig wären jetzt noch mehr Exemplare, damit man weiß, ob die das alle so machen.
    Als nächstes wichtig wäre die ursprüngliche Farbe der Lamellen (hat nix mit der Sporenpulverfarbe zu tun, die ja bei allen Phlegmacien +/- gleich ist). Dazu braucht man aber einen jungen Pilz, bei dem möglichst das Velum noch geschlossen ist. Doppelt praktisch, weil man dann auch gleich die Farbe des frischen Velums kennt.

    KOH - Reaktion ist bei Phlegmacien wichtig, meistens schon um erstmal in die richtige Sektion zu kommen. Da nimmt man am besten 20%ige Lösung, testet idealerweise am Hutrand, an der Stielbasis und im Fleisch am Hut-Stiel-Übergang.

    Hat man alle Merkmale beisammen (Geruch könnte auch wichtig sein, mal bei einem frischeren Fruchtkörper zu testen und auch die aufgeschnittene Stielbasis zu rubbeln), müsste man mit einem geeigneten Schlüssel versuchen, erst zu einer Sektion und dann zu einer Art zu kommen.
    Geeignete Schlüssel wären hier: Funga Nordica (2. Auflage / 2012). So ziemlich alles andere kann man vergessen, selbst an sich gute Gattungsmonographien sind mitunter zu alt und bereits obsolet. Auch bei FN sollte man damit rechnen, daß nicht ejeder Fund bestimmbar ist, aber für Phlegmacien gibt es wohl momentan nichts Besseres.


    LG, Pablo.

  • Hallo Hermann,

    was für eine Freude, ein richtiger Pilz!

    Neben den ganzen, auch schönen, Blumentopf- und Holzpilzen, endlich mal ein einfacher schöner Pilz, der mich daran glauben lässt, dass es auch noch ein Leben nach der Großen Dürre geben wird.

    Bei der Artbestimmung oder Artabgrenzung kann ich nicht helfen, aber vielen Dank für diesen Hoffnungsschimmer 👍

    Beste Grüße aus der mecklenburgischen Steppe

    Jan

  • Hallo Pablo und Jan !

    Pablo, mich erstaunt immer wieder aufs Neue, welches Fachwissen Du besitzt. Mir ist natürlich bekannt, dass es bei den Haarschleierlingen eine sehr große Anzahl von Pilzen gibt und die Bestimmung auch für Experten oft nicht einfach ist. Rein gefühlsmäßig wäre ich eher bei den Dickfüßen als bei den Schleimköpfen gelandet aufgrund der absolut trockenen, glatten und seidigen Hutoberfläche, aber das kann auch der momentan herrschenden Trockenheit geschuldet sein.

    Da der Fundort ja im eigenen Garten liegt, schauen ich fast jeden Tag nach, ob doch nicht noch was "junges" nach kommt, aber leider, da tut sich nichts mehr. Letztes Jahr standen da unter der Birke Rotkappen und Birkenpilze, heuer sind sie bis jetzt aber ausgeblieben.

    Danke auch für den Hinweis bezüglich Bestimmungsschlüssel, aber ich denke, damit wäre ich doch etwas überfordert...... da bleibe ich lieber bei den Röhrlingen und Täublingen, da ist es doch wesentlich einfacher bei der Bestimmung.

    Ich behalte aber den Fundort weiter im Auge, man weiß ja nie, was den Pilzen so einfällt....

    Ich danke Dir für Deine Mühe und das der Bursche zu den Schleimköpfen gehört ist ja auch schon ein entscheidender Hinweis, in welche Richtung es gehen könnte. DANKE !!!!

    Hallo Jan !

    Tja, das Pilzjahr ist noch lange nicht vorbei und vielleicht kommt im August noch der ersehnte Regen, für die Pilz und die Landwirtschaft wäre es ein Segen. Bei uns hier im Mühlviertel hat es doch hin und wieder ein wenig geregnet. Momentan in den Wäldern gibt es sehr viele Täublinge und Rotfußröhlinge, vor zwei Wochen gab es eine regelrechte "Parasol Schwemme" In einem kleinen Waldstück konnten wir bei einem Spaziergang mehr als 100 in Worten "Einhundert" von ganz klein bis groß sehen, haben aber nichts mitgenommen, 2 x im Jahr panierte Parasolschnitzerl reichen mir und einige wenige haben wir getrocknet für Suppenwürze.

    Liebe Grüße aus dem Mühlviertel

    Hermann

    .... noch einige Bilder von letzter Woche

    Steinpilz

    Parasol

    Täublinge

    Krause Glucke

    Samtfußkrempling

    Gesäter Tintling im Garten

    Pilzkorb

    LG, Hermann

  • Hallo Hermann,

    was sind das denn für seltsame "Dinger" auf deinen 2018er Bildern...????!!!! ;)

    Aber so ganz dunkel glaube ich, mich da an irgendetwas erinnern zu können...

    Könnte es sein, daß das Pilze sind??? :huh:

    LG (aus dem Steppenland Mecklenburg) Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (25. Juli 2018 um 15:39)

  • Hallo Thomas,

    bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt, vielleicht gibt es noch einen nassen Herbst und bis September kann sich da in den Wäldern noch allerhand tun. Mit den Steinpilzen war ich heuer ganz zufrieden, aber die Eierschwammerl (Pfifferlinge) haben etwas ausgelassen, wahrscheinlich doch zu trocken.

    LG, Hermann

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hermann!


    Ich breche ja schier zusammen, bei diesen wunderbaren Pilzen.

    Hier ear es übrigens ziemlich genau ungekehrt: Steinpilze ganz mager, aber dafür zu einer gewissen Zeit massenhaft Pfifferlinge. Die Pfifferlinge waren auch so in etwa das Einzige, was recht ausgiebig ging. Wenn auch nur für ein sehr kurzes Zeitfenster: Die haben sich hier in der Gegend bereits auf Steppe umgestellt. Soll heißen: Im Frühjahr werden Primodrien angelegt, und so im juni werden daraus explosionsartig Fruchtkörper gebildet, wenn es mal stark genug drübergewittert.

    Ist in der Viernheimer Heide Anfang Juni passiert: Da zog was durch, zwei Tage später waren die Sandböden in den Buchen- eichen- Kiefermischwäldern gelb, drei Tage später war der Spaß schon wieder um, und nur noch ausgedörrte Reste zu finden. Und so blieb es dann auch.
    Die meisten anderen Pilze brauchen auch hier noch wenigstens hin und wieder Phasen mit konstant gutem Wetter über mehrere Tage (4-7), und schönes Wetter für mehr als 2 Tage gab es hier seit März nicht mehr.

    Nicht aufgeben mit den Cortinarien: Irgendwann tauchen die auch mal in einer beurteilbaren Kollektion auf. Dann rücken wir ihnen auf die Pelle.

    Ich bin halt in der Gattung nicht wirklich bewandert, aber wer ist das schon. Sicherlich gibt es ein oder zwei Dutzend gute Kenner der Gattung in Deutschland, die den hier noch ganz gut eingrenzen könnten (Erfahrungswerte sidn immens wichtig), aber von denen ist meines Wissens niemand hier im Forum aktiv.


    LG, Pablo.

  • Hallo Jan,

    um dir während der "Großen Dürre" ein wenig die Zeit zu vertreiben, hier zwei Suchbilder, die ich aus dem Wald mitgebracht habe. Auch ich vermisse "so richtige Pilze".

    LG, Toni

  • Hallo Pablo, und alle Mitleser !

    Sicherlich gibt es ein oder zwei Dutzend gute Kenner der Gattung in Deutschland, die den hier noch ganz gut eingrenzen könnten (Erfahrungswerte sidn immens wichtig), aber von denen ist meines Wissens niemand hier im Forum aktiv.

    Das mag schon sein, aber einige "Experten" wollen oder können ihr Wissen nicht weitergeben und das kann an vielen Gründen liegen.

    Viele bleiben unter sich und wollen sich nicht mit Anfängern, wie ich einer bin endlos herumschlagen. Das ist für mich auch ganz gut nachvollziehbar, fehlt mir doch noch sehr viel Hintergrundwissen bei den Pilzen, aber ich bin lernwillig und habe hier im Forum schon vieles dazu gelernt. Ohne hier "Bauchpinseln" zu wollen, Du bist einer hier im Forum, der immer freundlich, korrekt und mit sehr viel Geduld auf die auftauchenden Fragen eingeht und immer antwortet. DANKE !!!

    Letztendlich ist es auch nicht wirklich wichtig zu wissen, wo nun dieser Schleierling dazugehört. So wie ich keinen grauen Wulstling esse, obwohl ich ihn zu 100% erkenne, esse ich auch keine Schleierlinge weil in dieser Gruppe viele ungenießbar bis giftig sind. Aber es sind halt sehr schöne Pilze und ich mache gerne Fotos davon.....

    Mein Motto: "Das Gesündeste an den Pilzen ist nicht das Essen, sondern das Suchen im Wald"

    Ich nehme auch nur so viele Pilze mit, die wir auch verarbeiten können. Ein kleiner Vorrat für den Winter wird eingefroren, einige wenige werden getrocknet und zu Pilzsalz verarbeitet.

    Viele Grüße aus dem Mühlviertel,

    Hermann

  • Hallo Jan,

    um dir während der "Großen Dürre" ein wenig die Zeit zu vertreiben, hier zwei Suchbilder, die ich aus dem Wald mitgebracht habe. Auch ich vermisse "so richtige Pilze".

    LG, Toni

  • Hallo Toni,

    danke für deine „Aufbauhilfe“.

    Richtig doll sehen die beiden ja nicht aus, deuten aber eindeutig auf Leben im Wald hin und zum Essen freigeben, würde ich nur den Vierbeiner 😉

    beste Grüße

    Jan

  • Hallo Pablo, und alle Mitleser !

    Sicherlich gibt es ein oder zwei Dutzend gute Kenner der Gattung in Deutschland, die den hier noch ganz gut eingrenzen könnten (Erfahrungswerte sidn immens wichtig), aber von denen ist meines Wissens niemand hier im Forum aktiv.

    Das mag schon sein, aber einige "Experten" wollen oder können ihr Wissen nicht weitergeben und das kann an vielen Gründen liegen.

    Viele bleiben unter sich und wollen sich nicht mit Anfängern, wie ich einer bin endlos herumschlagen. Das ist für mich auch ganz gut nachvollziehbar, fehlt mir doch noch sehr viel Hintergrundwissen bei den Pilzen, aber ich bin lernwillig und habe hier im Forum schon vieles dazu gelernt.

    Servas Hermann,

    stell' deinen Fund in die Funga Austria ein,

    LG

    Peter

  • Servus Peter,

    danke für den Tipp, werde ich mir in den nächsten Tagen mal anschauen und mich auch dort registrieren, kann ja nicht schaden.

    Funga Austria kannte ich noch gar nicht.

    LG

    Hermann