Unbekannte Dickröhrlinge freuen sich über Bestimmung

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 13.373 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. Oktober 2018 um 00:11) ist von Cimber.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,

    heute habe ich westlich von München in einem älteren Buchenmischwald eine Reihe von Röhrlingen gefunden die ich nicht eindeutig bestimmen kann. Interessanterweise waren im dazwischen auch Steinpilze und Flockenstielige Hexenröhrlinge zu finden.

    Vielleicht könnt ihr mir bei der Bestimmung dieser Pilze helfen, leider habe ich sie abgeschnitten und die Knolle ist nicht zur Bestimmung vorhanden.

    1) Meine Vermutung dieser beiden zuvor zusammengewachsenen Pilze ist dass es sich um Satansröhrlinge handelt da das Fleisch nur schwach bläut und die Hutfarbe sehr hell ist.

    2) hier bin ich ratlos, es fällt die dunkelrote Färbung des Stiels auf die auch vor Anschnitt vorhanden ist (also keine Reaktion nach Anschnitt bis auf leichtes Bläuen im gelben Rand Bereich )


    3) auch hier bin ich eher ratlos, es fällt auf dass der Hut samtig ist und der Stiel schnell von dunkel braun zu schwarz verfärbt:

    Ich hoffe ihr könnt mir helfen.

    LG

    Cimber

  • Cimber 28. September 2018 um 22:33

    Hat den Titel des Themas von „Unbekannte Dickröhrling“ zu „Unbekannte Dickröhrlinge freuen sich über Bestimmung“ geändert.
  • Hallo Cimber,

    für ein Satansröhrling halte ich den nicht. Vergleiche die Merkmale mal mit den Netzstieligen Hexenröhrling (achte dabei auf das Netz am Stiel).

    Viele Grüße

    Thomas

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo Thomas,

    dachte ich zuerst auch aber das fast komplett fehlende blauen von Stiel und Fleisch sprechen für den Satan.

    Vom Stiel/Netz und auch dem hellen Hut kann ich zu den Bildern hier starke Ähnlichkeit feststellen, Fleischfarbe unter dem Futter ist auch Gelb.

    satanspilz-satansroehrling.htm

    Nur der Geruch ist angenehm...hmmm

    LG

    Cimber

  • Hallo Cimber,

    mich erinnert insbesondere der oberste an Boletus Mendax, aber den hatte ich erst 1x in der Hand und erinnere mich nicht mehr genau, wie da der Röhrenboden war. Internet sagt orange, also ist das vermutlich daneben.

    Aber der Satansröhrling riecht für mich schon ziemlich fies. Aber ich weiß nicht genau, wie bei dir der Geruchssinn eingestellt ist. Meine SchwieMu hat auch mal an für mich absolut unterirdischen Karbolegerlingen geschnuppert und gemeint "oh, lecker!".

    Wo im Westen von München warst du denn unterwegs? Ich bin jetzt zu faul zum Nachschauen, aber immerhin ist die für mich nächstgelegene Satansröhrling-Fundstelle, wo ich immer mal hin wollte, irgendwo westlich (nord-westlich, Richtung Karlsfeld, wenn ich mich recht entsinne) von München.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine,

    geruchstest soeben von mir und meiner besseren Hälfte als angenehm pilzartig abgeschlossen - das passt also nicht.

    Mich verwirrt einfach das fehlende starke blauen das nach meinem erwarten dem flockig ähnlich sein sollte beim netzstieligen Hexenröhling. Möglicherweise ist es eine nur schwach verfärbende Sonderform?

    Die pilze unter 1) waren übrigens zusammengewachsen und stammen garantiert aus dem selben Myzel.

    Fundstelle war südlich von FFB in Hanglage.

    LG

    Cimber

  • Hallo,

    das ist nur so ein Gedanke aber was haltet ihr bei Pilz 1 von dem hier ? Ich hätte den zwar auch erst einmal als Satan angesehen aber da sollte er schon wirklich etwas unangenehm riechen.

    Nr. 2 ist definitiv eine Netzhexe.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo Jörg,

    ja dieser Pilz würde auf deine Beschreibung passen, es klang nur so als ob er in Deutschland wirklich extrem selten wäre. Aber dann hab ich wohl einen wahrhaft speziellen Fund getätigt.

    Zur zwei würde ich dir zustimmen aber ich kann mir das dunkelrote zentrum des Stiels im Querschnitt nicht erklären vor allem weil es auch schon vor dem Anschneiden diese Farbe hat und nicht erst nach Verfärbung von Gelb...

    LG

    Cimber

  • Hallo Cimber,

    auch wenn ich jetzt keine Lösung anzubieten habe, glaube ich, dass dir da 1-3 wirklich spannende Funde gelungen sind. Besonders das rotbraune "Kernholz" von Nr. 2 ist absolut faszinierend. Ich bin gespannt auf weitere Meinungen.

    Gruß Wolfgang

  • Hallo Cimber,

    das ist bestimmt eine gute Idee. Nummer 2 bleibt trotzdem eine Netzhexe. Solche Querschnittszeichnung des Stieles kenne ich auch vom Flocki wenn es in der Wachstumsphase Probleme gab (Trockenheit, zu viel Wasser, Kälte).

    Was bei Nr. 1 herauskommt würde mich brennend interessieren da in der Gegend um München auch noch andere sehr seltene dicke Boleten zu finden sind.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo zusammen,

    sehr schwierig das Ganze...

    Wenn ich mir das zusammenfasse:

    - Deutliches Stielnetz

    - Nur mäßig blauendes Fleisch, im Stiel kaum blauend

    - Hut matt, mit purpur Ton, nicht verfärbend (wobei auf Bild 3 von oben ein kleiner bläulicher Fleck zu erkennen ist)

    - deutlich rote Röhrenmündungen (nicht orangerot)

    - Geruch wenig auffallend

    Der Satansröhrling scheidet für mich aus, da der Hut in der Mitte Purpur Töne hat und der typische Geruch fehlt (nach eigener Erfahrung kaum zu verkennen).

    Wenn Melzers Reagenz, oder Lugol'sche Lösung verfügbar ist, könnte man noch auf die Amyloid Reaktion testen. Sie fällt beim R. satanas auch komplett negativ aus.

    Bei schwach positiver Reaktion würde das einen Hinweis auf auf den von mir vermuteten Kandidaten geben: Blasshütiger Purpurröhrling Rubroboletus rhodoxanthus
    Gerade das mäßige Blauen des Hutfleisches, aber fast vollständig fehlende Blauen des Stielfleisches soll bei ihm ja typisch sein ("Bollmann-Probe"). Dazu kommt das rote Netz in Kontrast zum gelben Fleisch.

    Sicher bin ich mir dabei natürlich nicht, hätte ihn aber so, nach einem Schlüssel der Rotporigen Röhrlinge von Andreas Gminder bestimmt.

    Alternative dazu wäre noch der Weinrote Purpurröhrling R. Rubrosanguineus. Da wäre die Aymloid-Reaktion klar positiv, das Stielfleisch müsste etwas deutlicher blauen und der Hut mehr schorfig sein.

    Das scharf begranzte braunrote Stielfleisch scheint für mich das Werk der Maden zu sein. Da dürfte der Fäulnissprozess seine Finger im Spiel haben.

    Unterster Pilz ist für mich auch ein Netzstieliger Hexenröhrling (oder Kurznetziger).

    LG Steigerwaldpilzchen

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, zusammen!


    Leider fehlen hier ganz wichtge Basismerkmale:
    Erstens: Die Stielbasis.
    Zweitens: Die Schnittbilder.
    Also vollstöndige Schnittbilder, das oben (Querschnitt durch die Stiele) ist für Bestimmungen ziemlich uninteressant.


    Schnittbilder sehen so aus, wie hier bei Suillellus mendax (Kurznetziger Hexenröhrling):

    Das wäre auch so die ideale Weise, um "Studioaufnahmen" von Röhrlingen zu machen, wo man möglichst viele bestimmungsrelevante Merkmale in einem Bild hat.

    Aber den ersten hat Jörg schon mal richtig erkannt: Das ist schon Rubroboletus rhodoxanthus (Rosahütiger / Blasshütiger Purpurröhrling).

    Der zweite ist keine Netzhexe (Suillellus luridus): Hutoberfläche passt nicht, Stielnetz zu fein, blaut zu wenig.
    Das kann schon ein Satansröhrling (Rubroboletus satanas) sein, muss aber nicht. Da braucht man zwingend die Stielbasis, aber da es schon einer der Purpurröhrlinge ist, wäre ein Satan mit der Hutfarbe schon am Wahrscheinlichsten. Das typische "satanas - rot" hat man ja generell am ehesten an der Stielbasis, und es kann auch im Alter mal verschwinden.
    So wie bei deisem ollen Schlappen von Rubroboletus satanas:

    Der ditte ist einer der weichfleischigen Hexenröhrlinge (mittlerweile in der Gattung "Suillellus") zusammengefasst.
    Von der Statur her könnte das ganz gut Suillellus mendax sein (Kurznetziger Hexenröhrling, siehe Beispielbild oben), muss aber nicht. Auch hier wäre die Stielbasis sehr wichtig, auch normale Netzhexen (Suillellus luridus) können so aussehen.


    LG, Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo Pablo,

    jetzt habe ich mir noch einmal den gesammten oberen Text durchgelesen und endlich gemerkt das es sich hier um drei Pilze handelt (ich dachte nur zwei)||. Jetzt könnte der zweite wirklich ein Satan sein (blauen des Stieles) und der dritte eine Netzhexe.

    Hallo Cimber,

    das zwei Pilze dicht beieinander wachsen hat nichts damit zu tun das sie auch aus dem selben Myzel stammen. Ich habe schon Netzhexen und Flockis keinen halben Meter nebeneinander gesehen.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Da sind wir schon Zwei Jörg ^^.
    Den Pilz Nr. 2 mit dem dunklen Stiel hatte ich nur flüchtig angeschaut und als überaltes Exemplar des Vorherigen abgestempelt.

    Aber ich freue mich, dass ich auch auf den Blasshütigen Purpurröhrling gekommen bin :). Danke für deine Antwort Pablo.

    LG Steigerwaldpilzchen

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  • Hallo allerseits,

    nocnmal vielen Dank für euere zahlreichen Rückmeldungen. Hier noch mein Feedback von der physischen Begutachtung der Pilze (bitte entschuldigt die Verspätung). Pablo’s Analyse war absolut korrekt und wurde von der Pilzsprechstunde bestätigt - Hut ab ;)

    LG

    Cimber