Riesenschirmling (Macrolepiota sp:)?

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.805 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. November 2020 um 14:07) ist von Marcus.

  • Hallo,

    am 25.10.2020 sah ich in der Mitte Sachsen-Anhalts am Waldrand noch diesen Pilz, Hutdurchmesser ca. 25 cm.

    Angesichts des genatterten Stiels, des beweglichen Rings, den nicht am Stiel angewachsenen Lamellen und dem Gesamtbild würde ich bei diesem Pilz auf Parasol (Macrolepiota procera) schließen. Dagegen spricht der aus meiner Sicht eher unangenehme Geruch (statt angenehm nussartig), was ich mal auf das Alter des Pilzes zurückführe. Auch angesichts des Hutdurchmessers bin ich auf keine andere Art gestoßen, die sonst in Frage käme.

    VG Marcus

  • Hallo Marcus

    Ich stimme Dir zu.

    Die Natterung ist für M. procera relativ fein, aber erstens noch im Rahmen und zweitens fehlt die ganze untere Stiel Hälfte. Hier wird die Natterung etwas grober. Alles andere passt auch.

    Grundsätzlich solltest Du bei jeglichen Bestimmungsversuchen den Pilz mit scharfen Bildern inklusive der Stielbasis ablichten, weil sonst einfach wichtige Merkmale fehlen. Das Procedere müsstest Du ja aber eigentlich mittlerweile kennen ;)

    Viele Grüße

    ReikeT

  • Hallo ReikeT,

    vielen Dank für deine Bestätigung und weiteren Ausführungen. In der Tat, die Stielbasis ist etwas zu kurz gekommen.

    Ich gebe zu, dass ich den Schwerpunkt eher auf den oberen Teil des Pilzes, inklusive Ring, gelegt hatte. Hier kann man aber m. E. die von dir beschriebene grobere Natterung an der Stielbasis erkennen:

  • Hallo Marcus

    gut dass Du noch ein Foto von weiter unten hattest. Nächstes Mal gerne gleich mit posten.

    ich finde es bei den Macrolepiota immer sehr schön zu sehen, wie die Natterung nach unten hin immer nochmal signifikant auseinander fächert, vor allem natürlich bei procera oder fuliginosa. Bei einigen Lepiota im weiteren Sinne braucht man auch unbedingt die Basis, nicht nur den unteren Stielbereich, aber hier nicht.

    Die Natterung Deines Fundes finde ich immer noch recht schwach für einen M. procera, eher wie bei M. fuliginosa. Dafür ist mir der Schirm aber zu hell. Und das mit den 25cm Hut passt auch eher nicht. Wobei es auf dem Bild für mich so aussieht, als wären es eher 15cm, was das Feld wieder öffnen würde.

    In der Abgrenzung M. procera zu M. fuliginosa tue ich mich ohnehin gelegentlich schwer. Nicht immer sind die Fruchkörper bilderbuchmäßig unterscheidungsfähig ausgeprägt.

    ich bin bei der Gattung auch nicht unbedingt auf dem neuesten Stand. Vor einigen Jahren (vielleicht 6-10) habe ich da mal intensiver reingeschaut, aber Uneinigkeit festgestellt. Ich nehme solche Diskussionen dann gerne für eine Zeit aus meinem Blickfeld und schau wieder rein, wenn sich ein gemeinsamer Kenntnisstand gesichert und konsolidiert hat. Die Abgrenzung oder Synonymisierung von Macrolepiota (procera var.) konradii, M. rhodosperma, und M. fuliginosa war teilweise sagen wir mal schwierig. Die meisten Schriften basieren auf eine uralte Tafel (150 Jahre alt) von Barlas. Worin sich M. procera einerseits von M. konradii/rhodosperma/fuliginosa am markantesten und im Konsens unterscheidet war demnach das insgesamt düsterere Erscheinungsbild zu procera und der glattere Stiel. Die Rötung der Stielrinde gilt als variables Merkmal, die dem procera jedoch immer fehlt. Die Hautschuppen im Vergleich zu procera (eher sparrig abstehende Faserbüschel) sind weniger, etwas anders in der Anordnung, dünner, am Rand idR leicht abgehoben (so wie bei Deinem Exemplar) und leichter abwischbar.

    Einen interessanten Artikel zur Artendiskussion findest Du auch hier

    https://www.pilzforum.eu/attachment/235…olepiota-1-pdf/

    Für mich ist Dein Fund eher ein M. procera und "für mich" auch "typisch genug". Grundsätzlich habe ich bei mir selbst aber gar nicht unbedingt den Anspruch, immer zwischen M. procera und M. fuliginosa unterscheiden zu können. In die Pfanne kommen bei mir beide.

    viele Grüße,

    ReikeT

  • Hallo ReikeT,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. Ja, die Diskussionen um die wissenschaftliche Bezeichnung und die Zuordnung/Trennung ist schon ein Kapitel für sich. Ist mir bei einigen anderen Arten mit gefühlt unendlich vielen Synomen der wissenschaftlichen Bezeichnung auch aufgefallen. Aber die Verwendung der Trivialnamen macht es einem auch nicht leichter.

    Zu dem Fund selbst: Ich mag nicht ausschließen, dass ich mit 25 cm etwas hochgegriffen habe, aber 15 cm waren es definitiv nicht nur.

    Aber anhand der Fotos wird eine eindeutige Bestimmung wohl ausscheiden. Vielleicht ist ja M. fuliginosa auch mal ein bisschen über sich hinausgewachsen.

    VG Marcus

  • Aber die Verwendung der Trivialnamen macht es einem auch nicht leichter.

    Mir geht's da ähnlich. Ich lerne die wissenschaftlichen Namen gerade erst. Vor allem aus genau dem Grund. Denn leider findet man nicht nur unterschiedliche wissenschaftliche Namen je Art, sondern ja auch unterschiedliche Trivialnamen, und als wäre das nicht genug, auch munter durcheinander zugeordnete Trivialnamen zu wissenschaftliche Namen von Arten unterschiedlicher Art. Die Qualität der Pilzliteratur ist da, wie immer in der Wissenschaft, krass unterschiedlich.

  • Die Qualität der Pilzliteratur ist da, wie immer in der Wissenschaft, krass unterschiedlich.

    Problem ist einfach, dass nicht immer alle Änderungen gleich von allen Autoren anerkannt werden. Und dann bringen neue Untersuchenden neue Zuordnungen. Da als Lernender am Ende den Überblick zu behalten, ist schon eine Herausforderung. 123pilze.de bietet glücklicherweise sowohl für die Trivialnamen als auch für die wissenschaftlichen Bezeichnungen entsprechende Synonyme an, sodass man den Pilz aus dem Pilzbuch dann auch findet.

  • Die Qualität der Pilzliteratur ist da, wie immer in der Wissenschaft, krass unterschiedlich.

    123pilze.de bietet glücklicherweise sowohl für die Trivialnamen als auch für die wissenschaftlichen Bezeichnungen entsprechende Synonyme an, sodass man den Pilz aus dem Pilzbuch dann auch findet.

    stimmt, allerdings sind auch die Angaben auf 123pilzsuche nicht alle korrekt und/oder aktuell

  • allerdings sind auch die Angaben auf 123pilzsuche nicht alle korrekt und/oder aktuell

    Angesichts des stetigen Wandels und ständig neuer Erkenntnisse, die dann aber eben nicht immer allgemein anerkannt werden, ist das wahrscheinlich auch gar nicht möglich bzw. würde ggf. eher für Verwirrung sorgen.

  • He Marcus

    es kann sein, dass es nicht realistisch umsetzbar ist. Weil die Veränderungsgeschwindigkeit hoch ist und hier hat ja keiner Vollzeitjobmäßig Zeit, die globalen Veränderungen zu analysieren und Neueinträge/ Umträge etc. im ICNafp sofort in Online-Pilzwerken zu dokumentieren.

    Aber in einem Punkt sehe ich das anders: meines Erachtens würde es für Klarheit sorgen, wenn nicht pro Arteneintrag die Trivial- und wissenschaftlichen Namen und Bilder mehrerer Arten durcheinandergeworfen werden. Denn so prägt man sich schlicht einen falschen Stand ein.

    Beste Grüße,

    ReikeT

  • Hallo Marcus

    Reike hat recht, dass auf 123pilze auch nicht alle Angaben korrekt sind. Bei einigen Schirmlingen haben sich zum Beispiel Fehler eingeschlichen, die zur Verwirrung beitragen. Zum Glück hat Stephan auf diese Fehler hingewiesen. Nachfolgend findest du eine interessante Diskussion dazu, die ich dir empfehle durchzulesen: Safranschirmling - Ring verschiebbar?? / giftige Varianten

    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Benjamin,

    vielen Dank für den Beitrag und den Link.

    Hallo ReikeT,

    ja, Verbesserungsbedarf gibt es sicher. Aber wo ist das nicht so? Und am Ende ist es eben sicher auch eine Frage der Zeit.

    VG Marcus