Seltsamer Röhrling

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 12.353 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. August 2020 um 22:23) ist von Rigo.

  • Hallo zusammen,

    dass ich in meinem Wald einen Röhrling finde, zu dem mir wenig einfällt, ist schon eine Weile her...

    Gestern fand ich diesen Kandidaten:

    in einem sauren Mischwald mit überwiegend Fichten, aber eine Lärche und eine Buche gab es auch in der Nähe. Der Geruch war pilzig und der Geschmack irgendwie unattraktiv, aber nicht scharf oder bitter.

    Trotz der Lärche erinnerte er mich nicht an einen Goldröhrling.

    Der fehlende Schleim mag an der Trockenheit liegen (auch beim Befeuchten wird der Hut nicht klebrig, sondern er ist eher glatt bis ganz leicht samtig), aber auch der Übergang Röhren-Stiel, der fehlende Ring, die Farbe des Fleisches und vor allen Dingen das Blauen im Stiel passen für mich nicht zu einem Goldröhrling.

    Elfenbeinröhrlinge gibt es zwar dort im Wald (unter anderem deshalb war ich dort), aber in der Nähe des Fundorts standen keine Weymouthkiefern, und er ist mir insgesamt zu gelb, der Röhrenansatz passt auch nicht, und an ein Blauen beim Elfenbeinröhrling kann ich mich auch nicht erinnern.

    Von den Farben und dem Habitus her würde vielleicht ein Nadelholzröhrling passen, aber dazu passen die Hutstruktur, die beim Nadelholzröhrling ja sehr speziell ist, und der Geruch passt auch nicht.

    Hat jemand eine Idee? Ich werde mich jetzt mal durch den einen oder anderen Schlüssel wühlen, vielleicht finde ich ja noch was.

    Danke schon mal und beste Grüße

    Sabine

  • Vom Schnitt her würde ich da bei hortiboletus schauen. Erkennt man in der Basis sommersprossen artige feine rote Punkte?

    Lg jens

  • Hallo Sabine

    Das ist in der Tat ein sehr ungewöhnlicher Röhrling. Den Elfenbeinröhrling möchte ich ausschließen. Der entwickelt im Alter zwar so gelbbräunliche Huthauttöne, jedoch kenne ich sie nicht so fleckig, wie es bei deinem Bild den Eindruck macht.

    Auch der Stiel passt nicht dazu. Jedoch meine ich mit etwas Phantasie Reste eines Ringes zu erkennen. Zu den Schmierröhrlingen sollte er wohl schon gehören.

    LG Matthias

    Bei allen online "bestimmten" Pilzen handelt es sich lediglich um Bestimmungsvorschläge.

    Gezeigte Pilze zu 100 Prozent sicher nur über Bilder zu bestimmen ist nicht möglich, deren Verzehr kann im schlimmsten Falle tödlich enden!

    Eine Verzehrfreigabe gibt es ausschließlich vom Pilzsachverständigen/Pilzkontrolleur/Pilzberater vor Ort!

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  • Jens und Matthias, vielen Dank für eure Ideen.

    Rote Punkte in der Basis sehe ich keine. Ringreste ehrlichgesagt auch nicht.

    Woran er mich mit dem im Schnitt so knallgelben Stiel am ehesten erinnert ist ein Pfefferröhrling, aber dafür ist er mit seinen 8 cm Hutdurchmesser ziemlich groß, insgesamt außen zu gelb, nicht scharf, und blauend habe ich die auch noch nie gesehen.

    Ich habe noch überlegt, ob das Blauen vom Messer kommen kann, aber das halte ich für nicht wahrscheinlich, denn dass ich damit den letzten blauenden Pilz geschnitten habe, ist mindestens 2 Wochen her, und danach habe ich es zwar nicht gespült, aber zumindest abgewischt.

    Beim Schlüsseln bin ich auch nicht wirklich weitergekommen.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine,

    ich fürchte, so wird das nichts mit der Benennung. Hast du noch bessere Fotos von dem Pilz? Diese Fotos sind von zu weit weg aufgenommen und zeigen nicht genug wichtige Details des Pilzes (Hutoberfläche, Stielrinde, Porenform), außerdem sind sie unscharf. In deiner Beschreibung gibst du auch nur ziemlich nichtssagende Merkmale an, bzw. solche, die der Pilz NICHT hat. Man kann hier nur raten, so wie die anderen das auch schon getan haben. Ich für meinen Teil würde den Sandröhrling raten, könnte dir aber auf Nachfrage nicht sagen, auf was sich das gründet.

    Edit: welche Röhrlinge standen denn da gestern noch so herum, vielleicht können wir uns der Sache auf diese Weise nähern?

    Freundliche Grüße

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Stephan,

    hier kommen noch mal ein paar Fotos, die ich heute aufgenommen habe, und habe dafür noch mal einen frischen Anschnitt gemacht (der im Stiel auch wieder leicht blaut).

    Ich hatte nur die Merkmale beschrieben, die man nicht auf den Fotos sehen kann, aber vielleicht kann man die auf den neuen Fotos dann besser sehen :)

    Gestern war er zwar schon nicht taufrisch, und heute (nach einem Tag, an dem er eigentlich schon zum Trocknen lag) natürlich noch weniger, aber meiner Ansicht nach ist er von einer Mumie weit entfernt.

    Auf den neuen Fotos entsprechen (zumindest auf meinem Bildschirm) die Farben eher der Wirklichkeit.

    Der Sandröhrling passt mE nicht. Den kenne ich mit deutlich festerem Fleisch und sandiger Hutoberfläche. Die Röhren sind meiner Erinnerung nach dort schlecht vom Fleisch zu lösen. Bei meinem Pilz geht das ganz gut (das hätte ich natürlich oben noch dazuschreiben müssen!).

    Andere Röhrlinge wuchsen gestern überhaupt keine in der Nähe.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine,

    auf Basis der neuen Bilder wäre ich auf jeden Fall in der Gattung Suillus.

    So, jetzt: welche Suillus-Arten können blauen? Sandröhrling, Goldröhrling, Grauer Lärchenröhrling. Und welche davon haben eine trockene Hutoberfläche? Viel Alternative zum Sandröhrling bleibt da meiner Meinung nach nicht.

    FG

    StephanW

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  • Sandröhrling hab ich nicht so auf dem Schirm da ich den nicht bei mir finde. Aber man sieht Kiefern Nadeln, und das mit dem blauen musste ich nachlesen. Passt gut. Schliesse mich an, Stephan.

    Lg jens

  • Hallo Sabine, du bist mir gerade zuvorgekommen, als ich Sandröhrling schreiben wollte. Wegendes hellen Fleisches und nun auch wegen der Röhrenfarbe.

    VG Rigo

  • Hallo Stephan,

    der Goldröhrling kann blauen? Das habe ich noch gar nicht beobachten können, und bin in meinen Büchern auch nicht darauf gestoßen.

    Hier noch ein Sporenfoto von den Sporen in Wasser. Die sind etwa 9x4 µm groß. Zumindest mir scheinen sie sehr gleichmäßig dick, anders als ich das in den Zeichnungen im Pareys bei den Schmierröhrlingen sehe, da sind die alle zur Ansatzstelle auf einer Seite stärker konkav.


    Auf jeden Fall tausend Dank für die Anregungen!

    Beste Grüße

    Sabine

  • Das mit dem Blauen beim Goldröhrling steht in den meisten Pilzbüchern nicht, aber z. B. in Großpilze Baden-Württembergs, Band 2, S. 304, oder in GMINDER, Handbuch für Pilzsammler, S. 81, wobei letzterer daraus gleich eine andere Art basteln will. Selber gesehen habe ich das auch schon.

    Die Sporen des Sandröhrlings werden in GPBW, Band 2, auf S. 312 als "breitelliptisch bis spindelig, 8 - 10 x 3 - 4 my" beschrieben. Fraglich ist, ob die im Pareys abgebildete eine Spore von der Form wirklich so typisch ist, oder ob es Abweichung gibt.

    Freundliche Grüße

    StephanW

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sabine!

    "Mumienstadium" würde ich das jetzt auch noch nicht nennen wollen, aber dieser Einzelfruchtkörper ist doch schon sehr stark verwittert, darum etliche merkmale deutlich beeinflusst und bei weitem nicht mehr typisch. Gerade die Hutpberfläche macht in diesem Fall ja Probleme: Aber sowas aufschuppendes ist mir durchaus schon hier und da bei normalen Goldröhrlingen (Suillus grevillei) begegnet, auch bei deutlich frischeren Fruchtkörpern in besserem Zustand. Das kann einfach mal passieren, auch eine Ixocutis (Deckschicht aus verschleimten Hpyhen) kann man dahingehend verwittern, daß sich so ein Aussehen einstellt. Manchmal (wenn fruchtkörper noch einigermaßen vital) kann man auch eine solch aufgeschuppte, abgetrocknete Huthaut durch befeuchten wieder schmierig / klebrig machen (die Schuppung bliebt dann aber).
    Daß Ringzonen bei so alten fruchtkörpern verwittert sein können, ist ja ohnehin klar.

    Was hier recht deutlich für einen Goldröhrling spricht (und Arten wie zB den Sandröhrling ausschließt): Die violettbraun /grauviolettbraun) verfärbenden Röhren bei Verletzung.
    Das ist ein verfärbungsverhalten, das ein Sandröhrling nicht kann.


    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo Pablo und Stephan,

    danke für den Hinweis auf den Gminder - manchmal hilft es anscheinend, wenn man *alle* Bücher liest, die man so hat ;). Dort steht ja tatsächlich sogar genau das Blauen im Stielfleisch drin (an anderen Stellen hat mein Kandidat auch nicht geblaut).

    Pablo, du liegst richtig - inzwischen habe ich noch weitergeschaut und den Goldröhrling makrochemisch verifizieren können. Heute Abend stelle ich dazu noch die Fotos ein.

    Dass der fehlende Ring und der fehlende Schleim den Goldröhrling nicht ausschließen, war mir in der Tat schon klar, aber das mit dem Blauen im Stiel ist ja echt spannend.

    Was aus meiner Sicht auch noch ein härteres Merkmal ist, das den Sandröhrling unwahrscheinlich macht: die gute Ablösbarkeit der Röhren.

    Ich werde jedenfalls den Standort mal beobachten, ob dort häufiger mal solche Exemplare auftauchen, und was für Merkmale die mit meinem Kandidaten gemeinsam haben.

    Beste Grüße

    Sabine

  • aber das mit dem Blauen im Stiel ist ja echt spannend.

    Der Goldröhrling kann sogar richtig gut blauen.

    Hui, das würde ich ja schon ein Schwärzen nennen 8|

    LG Matthias

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  • Das wurde doch mit Guajak angestrichen 😉

    Nein Toll wusste ich auch nicht, oder noch nie getestet.

    Danke für das zeigen.

    LG Andy

  • Hallo,

    also, dass der Goldige blauen kann wusste ich nicht, dass er aber auch mal nicht so glitschig daherkommen kann hätte ich wissen können.

    VG Rigo