Hallo,
ich zeige euch heute einen schönen Täubling vom Sonntag, den Apfel-Täubling Russula paludosa.
Leider nur ein Einzelexemplar, aber so geht es mir bei dieser Art sehr oft.
Der Apfel-Täubling ist ausgewachsen ein stattlicher, großer Vertreter der Gattung. Dieser erreicht fast die 15cm Durchmesser was schon ganz ordentlich ist. Der Stiel wird jedoch recht schnell gekammert-hohl und ist nicht so fest, wie man es vermuten möchte.
Er kann rötlich angehaucht sein oder auch nicht. Dasselbe gilt für die Lamellenschneiden. Dieses Exemplar zeigte keine rote Farbe an den Schneiden. Also alles recht variabel, woran kann man ihn denn erkennen?
Will man Täublinge grob einordnen, gilt es erst einmal zu probieren. Der hier schmeckt mild. Junge Exemplare können in den Lamellen etwas auf der Zunge prickelnd oder adstringierend wirken, sind aber sind nie wirklich scharf.
Zweiter Punkt ist die Farbe des Sporenpulvers. Anhand der Farbe der Lamellenflächen lässt sich ein Creme bis Ockersporer vermuten. Der Sporenabwurf zeigt am nächsten Tag IIIa, also ein (blasser) Ockersporer.
Zusammengefasst: Große, roter, milde Ockersporer gibt's ja nicht mehr unzählige. Die meisten werden unter dem Begriff "Ledertäublinge" zusammengefasst. Diese haben aber meistens ein viel dunkleres Sporenpulver (IV) - passt also auch nicht.
Schaut man sich jetzt noch die warmen, gelborange bis orangerote (an rotbackige Äpfel erinnenrde) Hutfärbung und den gerieften Hutrand an, landet man bei den Paludosinae, der Verwandtschaft des Apfel-Täublings - aber nur wenn der Stiel nicht an Verletzungen grau anläuft! Denn da gibt's noch den sehr ähnlichen Orangeroten Graustiel-Täubling Russula decolorans bei den nah verwandten Decolorantinae, der die gleichen Standorte in sauren, moosigen Nadelwäldern zwischen Heidelbeeren bevorzugt!
Auf zum Endspurt: Bei den Paludosinae gibt es zwei gute Arten. Den Apfel-Täubling R. paludosa und den Ziegelrote Täubling R. velenovskyi. Wie bekommt man die nun auseinander? Im Mikroskopischen Bild geht das leicht. Der Apfel Täubling hat signifikant gößere Sporen, mit mehr Verbindungslinien im Ornament und kaum septierte Pileozystiden in der Huthaut. R. velenovskyi ist fast das Gegenteil: Kleine, weitgehend isoliert ornamentierte Sporen und häufig septierte Zystiden.
Makroskopisch geht aber auch etwas. Der Apfel-Täubling wird viel größer als der eher kleinere, ziegelrote Doppelgänger. Auch in der Chemie lässt sich eine Tendenz erkennen. R. paludosa reagiert recht zögerlich mit Guajak-Tinktur, der Farbumschlag kommt erst nach ca. 8-10 Sekunden langsam, im Gegensatz zu R. velenovskyi der eindeutig positiv (<5 Sekunden) umschlagen soll.
Sporen in MELZER (x1000[Öl])
Ziemlich große (8-10 x 6-7) Sporen mit 0,5-1,0 Mikrometer hohen, stumpfen Ornament mit vielen Verbindungslinien.
HDS in Kongo/SDS (x1000[Öl])
Leider etwas unscharf, aber man kann die unseptierte, lange, ca. 5 Mikrometer breite Pileozystide erkennen (zwischen 5,5 und 6 auf der Skala)
LG Thiemo