Anschubshilfe Täubling

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 3.897 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. Oktober 2020 um 18:00) ist von FreakPlanet.

  • Liebe Pilzfreunde

    Ich bin auf Eure Hilfe angewiesen.

    Gestern fand ich viele Täublinge. Bei einigen habe ich Bestimmungsschwierigkeiten, so auch bei diesem.

    Hut becherförmig aufgestellt, Farbe sandig zur Mitte etwas gelber, Huthaut lässt sich bis zur Hälfte oder etwas weniger abziehen

    Geruch unauffällig

    Geschmack minimal. Höchstens in den Lamellen ein gaaanz zartes scharf

    Lamellen schmutzig weiß, nicht gegabelt, spröde-brüchig, kaum Zwischenlamellen

    Stiel von oben bis unten gleichmäßig weiß-grau meliert, ca 8cm lang, innen wattig hohl

    Fleisch gräulich-weiß

    Ich weiß nicht, wie Graustiel-Täublinge aussehen. In meinen Buch haben die keine äußerlich graue Stielhaut. In dem Buch gibt es rund 2 Dutzend Täublinge, keiner scheint ihm ähnlich.

    Auf Grund der deutlichen geschmacklichen Milde landet der in der Pfanne. Ich würde trotzdem gerne die Art bestimmen.

    Sporenfarbe ist mir noch nicht bekannt, ich kann aber einen Abwurf machen.

    Vielleicht kann mir einer der Täublings Spezies helfen, ich weiß nur nicht mehr so Recht, auf wen das hier zutrifft:saint:  Steigerwaldpilzchen Du warst glaube ich schon oft aktiv zum Thema Täublinge?!

    Ansonsten kann ich noch eine vage Vermutung äußern: es gibt hier in der Gegend sehr viele Russula Ochraleuca. Rein äußerlich passt da vieles, so groß kenne ich sie allerdings nicht und weiß nicht, ob diese im Alter derart grauen. Vor allem aber kann ich die Schärfeentwicklung von R. Ochraleuca in der Geschmacksprobe mittlerweile Recht gut einschätzen und die hier gezeigten Exemplare waren nur deutlich mild. Ob die Schärfe von Ochraleuca im Alter nachlassen kann, vermag ich nicht einzuschätzen.

    Ergänzung: Habitat: Kiefernwald mit selten Eichen dazwischen

    Vielen Dank vorab

    ReikeT

    3 Mal editiert, zuletzt von ReikeT (26. Oktober 2020 um 06:51) aus folgendem Grund: Ergänzung Habitat

  • Hallo Reike

    Die Gattung Russula und anschließenden Arten zu bestimmen ist kein einfaches unterfangen.

    Gut wäre jeweils beim Habitat direkt ein Foto zu machen, das gibt auch noch viele interessante Hinweise. Evt. Hat es Fruchtkörper in verschiedenen Wachstumsstadien.

    Ausserdem ist die Huthaut zu wie viel Anteil zum Hut abziehbar? Sporenfarbe?

    Dein Exemplar ist mit Wasser aufgezogen, daher auch keine nennenswerte Geruchsbeschreibung.

    Ist der Stiel matschig und weich, knackt nicht mehr schön bem brechen. Ist das ein Hinweis für überstandig.

    Das bleibt wohl beim Russula spec.

    LG Andy

  • He Andy

    Du hast Recht und mir ist bewusst dass Russulas gerade auf Makro Ebene nicht einfach und teilweise auch nicht bestimmbar sind. Dennoch möchte ich bei Russula fitter werden.

    Einige Deiner Fragen hatte ich oben bereits beantwortet. Huthaut bis Hälfte oder etwas weniger abziehbar, Sporenfarbe liegt noch nicht vor, da warte ich noch drauf. Weitere Fruchtkörper standen in diesem Fall nicht in der Nähe.

    Allerdings hätte ich etwas zum Habitat schreiben können und müssen, da war ich unachtsam, deswegen ergänze ich es oben gleich noch. Hier kann ich schon sagen: Kiefernwald mit selten Eichen dazwischen

    Danke für Deine Rückmeldung. Ich würde mich über weitere Ideen freuen.

    Viele Grüße

    ReikeT

  • Hallo Reike,

    aus meiner Sicht muss es nicht bei Russula spec. bleiben. Du bist mit der Bestimmungsarbeit schon sehr weit gekommen. Du musst dich nur noch zwischen R. ochroleuca und R. claroflava entscheiden.

    R. ochroleuca kann überall wachsen, R. claroflava braucht zwingend die Birke.

    R. ochroleuca hat weißliches Sporenpulver, R. claroflava ockergelbes (der Sporenabwurf brächte hier mMn Klarheit).

    R. ochroleuca verfärbt an der Stielbasis mit KOH 20% rötlich (ob das bei durchwässert-grauen Stielen auch funktioniert, weiß ich leider nicht), R. claroflava tut dies nicht.

    Beide Arten können auf grauen Stielen daherkommen.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hi,

    das ist ein alter durchwässerter Ocker-Täubling R.ochroleuca. In dem Zustand kann die Stielrinde bemerkenswert grauen und fast schon an die Graustiel-Täublinge erinnern. Der Gelbe Graustiel-Täubling R.claroflava hat einen leuchtend gelben Hut und wächst in nährstoffarmen Mooren. Das Grauen ist bei ihm auch viel stärker und ist v.a. an Verletzungen (kratzen der Stielrinde) mitzuverfolgen. Diese schmutzig ockergelben Hüte, gern auch mit olivgrün Stich, passen gut zu ochroleuca.

    Der Ocker-Täubling schmeckt meist etwas schärflich kann aber auch vollkommen mild sein.

    LG Thiemo

    Edit: Stephan war schneller und hat noch weitere, gute Trennmerkmale genannt. :)

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo zusammen,


    meine Güte, was kann man hier über Täublinge alles lernen. Danke Thiemo und Stephan. Beide seid Ihr eine ungemeine Bereicherung für dieses Forum.


    Murmel

    Liebe Grüße


    Murmelchen


    Von mir gibts hier im Forum auch keine Verzehrfreigabe.

  • Hiatamandl 25. Oktober 2020 um 17:38

    Hat den Titel des Themas von „Abschupshilfe Täubling“ zu „Anschubshilfe Täubling“ geändert.
  • Das wollte ich schon lange mal schreiben: dass der Thiemo sich wirklich super mit Täublingen auskennt. Nächstes Jahr, Thiemo, könnten wir uns mal zum Täublingssuchen treffen. Von mir ist der Steigerwald nur 1,5 h Autofahrt weg. Sehr gerne können wir uns auch mal an einem wohlbekannten versumpften Tümpel an der A3 südlich von Würzburg treffen, den du bestimmt auch kennst, da gibt es extrem viele unterschiedliche Täublinge.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo,

    Das wollte ich schon lange mal schreiben: dass der Thiemo sich wirklich super mit Täublingen auskennt. Nächstes Jahr, Thiemo, könnten wir uns mal zum Täublingssuchen treffen. Von mir ist der Steigerwald nur 1,5 h Autofahrt weg. Sehr gerne können wir uns auch mal an einem wohlbekannten versumpften Tümpel an der A3 südlich von Würzburg treffen, den du bestimmt auch kennst, da gibt es extrem viele unterschiedliche Täublinge.

    FG

    StephanW

    Vielen Dank für das Lob. :saint:.


    Nein den "Tümpel" kenne ich noch nicht und wir können uns gerne in der nächsten Saison dort treffen. Wenn es soweit ist machen wir das einfach per PN aus. :)

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Guten Morgen und herzlichen Dank Ihr zwei

    Das ist wirklich toll StephanW und Steigerwaldpilzchen dass Ihr Euch soviel Mühe bei Euren Antworten gegeben habt. Tausend Dank.

    Es ist interessant, von Euch bestätigt zu wissen, dass auch R. Ochraleuca im Alter so stielgrau werden kann, dass er einen Graustiel-Täubling sehr ähnlich anmutet. Meine Vermutung diesbezüglich sehe ich damit bestätigt.

    Die Grauheit von Graustiel-Täublingen wird an vielen Stellen als sehr markant und unverwechselbar beschrieben. Ich freue mich schon darauf, diese in Natura zu sehen und entsprechende Erfahrungswerte zu sammeln. Dieses Jahr blieb es mir leider noch verwehrt.

    Ich kann mittlerweile die beiden Exemplare als ältere Russula Ochraleuca bestimmen. Die Sporenfarbe war nicht aufschlussreich, da sowohl R. O. als auch R. Claroflava hellocker abwerfen.

    Einen Ausschluss nehme ich aber anhand von folgenden 3 Kriterien vor:

    1. Pilz wuchs auf sandigem, nicht saurem Boden

    2. Fleisch hat zu keinem Zeitpunkt gerötet

    3. Stiel war bei diesen augenscheinlich älteren Exemplaren wattiert-hohl

    Dieses Jahr hat mir zumindest schon mal ein intensives Auseinandersetzen mit R. Ochraleuca ermöglicht. Ich hab mich an 8 Waldgängen mit gut 50 Einzelexemplaren intensiv mit der Art beschäftigt und nun mit diesen älteren Exemplaren auch meine Beobachtungen des ganzen Lebenszyklusses vervollständigt.

    Vielen Dank an dieser Stelle nochmal euch Dreien und ich pflichte Murmel absolut bei.

    ReikeT

  • Das wollte ich schon lange mal schreiben: dass der Thiemo sich wirklich super mit Täublingen auskennt. Nächstes Jahr, Thiemo, könnten wir uns mal zum Täublingssuchen treffen. Von mir ist der Steigerwald nur 1,5 h Autofahrt weg. Sehr gerne können wir uns auch mal an einem wohlbekannten versumpften Tümpel an der A3 südlich von Würzburg treffen, den du bestimmt auch kennst, da gibt es extrem viele unterschiedliche Täublinge.

    FG

    StephanW

    Vielen Dank für das Lob.

    Ihr könnt ja mal gemeinsam eine Täublingstour anbieten ;) . Ich würde mitkommen ^^ .

    Viele Grüße

  • Ich wäre auch dabei, aber ich glaube, da liegen locker 500km zwischen uns :P

    Dann reihe ich mich gleich mal ein, nochmal doppel grins :cheeky:

    ich glaube bei mir sind es dann zwischen 700-800km.. grins

    Ich hoffe bald ist der Covid Wahnsinn vorbei (gibts dazu hier nen Forum ?? bitte um Link) und dann muss ich meine Habitaterfahrung was Höhe und co. angeht ausbauen.. :photographer:


    greetz

    „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann, Aber Pilze wird es immer geben“ :cool: