Schwefelporling: Abkochen ja oder nein?

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 492 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. April 2024 um 09:58) ist von IPS.

  • Hallo Pilzfreunde,

    da ich vorhabe diesen Frühjahr meinen ersten Schwefelporling (so ich ihn denn endlich finde) zu verarbeiten, wollte ich schon im Voraus mal nachfragen wie hier die Meinungen/Erfahrungen zur Frage des Abkochens und Wegschütten des Kochwassers sind. Man liest hierzu Verschiedenstes. Von "unbedingt nötig, sonst giftig" bis "total unnötig, wenn ausreichend gegart wird" habe ich schon so gut wie alles dazu gelesen.

    Ich selbst versuche ja grundsätzlich beim Kochen möglichst wenig Kochwasser wegzuschütten, da man da ja immer wertvolle Inhaltsstoffe dabei verliert. Ich frage mich, ob der Schritt daher beim Schwefelporling unbedingt notwendig ist, oder ob es dabei hauptsächlich darum geht, dass der Pilz garantiert genügend Hitze abbekommt und 20 Minuten ausgiebig Durcherhitzen auch ausreichen würde.

    Was würdet ihr dazu sagen/empfehlen?

    Viele Grüße,

    Mr. X

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hi.

    Ich koche auch nix ab. Substrat ist mir übrigens ebenfalls Wurst. ;)

    Im Gegensatz zu den meisten finde ich die "butterweichen Randbereich" nicht ideal, jedenfalls nicht zum Panieren. Müsste ich nochmal normal angebraten versuchen, ob das dafür besser geeignet ist.


    LG.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • Hey,

    abkochen mach ich auch nicht. Bin allerdings auch nicht wirklich scharf auf den Pilz. Eine Art Frikassee draus zu machen ist villeicht eine gute Idee.

    LG, Diether

  • Eine Art Frikassee draus zu machen ist villeicht eine gute Idee.

    Außer Panieren als Schnitzel oder Chicken-of-the-Woods Nuggets habe ich "Schwefelporlings-Geschnetzeltes" im Internet gesehen, wobei der Pilz quasi genau so verarbeitet wird wie Hühnchenfleisch. In dem Rezept wurde der Pilz allerdings vorher abgekocht.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo Mr.X,

    hatte letzten Oktober eine sehr ergiebige Quelle am Weidenstumpf, mindestens 5x nachgeschnitten.

    Die alte Salweide hatte einen schweren Sturmschaden erlitten, da wurde sie amputiert.

    Der Stumpf trieb im September nochmals mächtig aus, wie im Frühjahr, daher vielleicht auch der mitgewachsene Pilz im Herbst. Foto: 15.10.2024

    Ich setze dem Prachtexemplar hiermit ein Denkmal.

    Einen Teil davon hab ich zwecks Haltbarmachung kleingeschnitten, kurz (5-10') abgekocht und dann in Essig eingelegt,

    die Gläschen hatte ich im Kühlschrank und waren wunderbar zum Vesper, in Salaten, aufs Brot.

    Ich mag die älteren leicht faserigen Teile sogar lieber, da sie in der Textur eben markanter sind.

    Farbe in Essig kommt gut orange raus.

    Auch im Gefrierfach machten sich einige Portionen gut als Einlage in Gemüsesuppe durch den Winter.

    Oder im Pfännle mit saurer Sahne, Salz &Pfeffer, sehr fein...

    Ich schau da nie auf die Uhr, wir haben den immer gut vertragen auch aufgewärmt!

    Na dann viel Glück!

    inge

    2 Mal editiert, zuletzt von IngeS (13. April 2024 um 11:55) aus folgendem Grund: Ergänzung zur eher für den Pilz ungewöhnlichen Herbstzeit.

  • Hallo Inge, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Deine Schwefelporlinge schauen ja super-gut aus...da kriegt man gleich Lust loszuziehen und selber welche zu suchen!

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo Inge,


    danke für die Rezeptanregungen für Chicken of the wood.

    Ich hatte ihn erst 2 x. Und da habe ich ihn tatsächlich paniert. Und er war köstlich. Abkochen? brauche ich nicht.

    Liebe Grüße

    Murmelchen

    Von mir gibts hier im Forum auch keine Verzehrfreigabe.

  • Murmel  MisterX  Hiatamandl

    ergänzend:

    Wir nennen ihn hier den Weidenporling, da die an den anderen Laubbäumen besser nicht zur Einnahme sind.

    Schwefelporling ist eine unzutreffende Bezeichnung, denn er ist nicht schwefelgelb, sondern einladend orange.

    Mein Opa hat ihn als Heilpilz verwendet, keine großen Mahlzeiten davon, also nicht etliche "Schnitzel" sondern ein paar Löffelchen.

    Das war seine Thrombose-Prophylaxe.

    "Salicin wird bei Aufnahme durch Stoffwechselprozesse zu Salicylsäure umgewandelt. Diese wirkt nachweislich fiebersenkend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Die Heilwirkung der Weide war bereits in der Antike bekannt. 1828 konnte der Wirkstoff Salicin erstmals aus der Rinde isoliert werden."

    Er wächst hier an der Salweide, deren Rinde bekanntlich heilsam ist.

    Ob der Wirkstoff der Salweide in den Pilz übergeht?

    Freut Euch, wenn er Euch lange begleitet!

    in kleinen Portiönchen scheint er hilfreich, er schmeckt etwas säuerlich.

    Vielleicht verschiebt Frank dann diesen Thread in die Rubrik Heilpilze.

    Zum Wohl!

    inge

  • IngeS Ich lass den Thread mal hier drin, denn er ist ja nur an Weide eine Art Heilpilz.

    Bei uns wächst er ganz gerne an Obstbäumen, ist keine Spur säuerlich und wird nicht vorgekocht, paniert und bei 160°C frittiert.

    Aufpassen muss man hier lediglich auf die Eibe, denn dass Gift nimmt der Pilz sicher auf und war schon für manches Problem verantwortlich.

  • Aufpassen muss man hier lediglich auf die Eibe, denn dass Gift nimmt der Pilz sicher auf und war schon für manches Problem verantwortlich.

    Wird immer wieder behauptet, fällt aber wohl eher ins Reich der Märchen.

    DeepL Übersetzung, daher holperiger Text:

    "Was Europa betrifft, so wurden jedoch keine signifikanten toxikologischen Fragen zur möglichen Toxizität von Exemplaren von L. sulphureus s.l. berichtet, die auf bestimmten Wirtspflanzen wie Nadelbäumen oder Robinien (Robinia pseudoacacia) und Eiben (Taxus spp.) wachsen, die einige Autoren - eher willkürlich - aufgrund der möglichen Freisetzung von Pflanzentoxinen an die Sporophoren vorsorglich vom Verzehr ausschließen (BERNDT, 2016b; BERNDT, 2017). Dies sind unserer Meinung nach ungerechtfertigte Befürchtungen, die nicht durch experimentelle Nachweise gestützt werden, weder biochemisch noch toxikologisch, geschweige denn ethnomykologisch. Abgesehen von der unvermeidlichen und verständlichen organoleptischen Variabilität, die aus kulinarischer Sicht in Abhängigkeit von der Wirtspflanze, auf der L. sulphureus s.l. geerntet wird, zu beobachten ist - wobei diese Pilze als schmackhafter beschrieben werden, wenn sie auf ganz bestimmten Wirten, z. B. Johannisbrot- oder Mandelbaum, wachsen, als andere, die auf anderen Bäumen wachsen - in Italien und Europa gibt es keine dokumentierten Fälle von unerwünschten Reaktionen auf den Verzehr von L. sulphureus s.l. auf bestimmten Wirten gesammelt, und wir können in der Tat bestätigen, dass das Sammeln und der Verzehr auf Robinien in Italien keine nachteiligen Folgen haben (SURIANO & SITTA, in Vorbereitung)."

    https://www.researchgate.net/publication/376894464_Tre_specie_di_discussa_commestibilita_Verpa_bohemica_Laetiporus_sulphureus_sl_e_Tricholoma_terreum_Il_consumo_alimentare_tradizionale_a_confronto_con_dati_micotossicologici_e_biochimici_Three_species_

    Pilze können einfache organische Elemente akkumulieren, beispielsweise Schwermetalle. Komplexe organische Verbindungen werden nicht einfach akkumuliert, sondern entweder zerlegt oder ignoriert, wenn es für den Pilz keinen Nutzen hat. Ein Nachweis von Salicin im Schwefelporling ist mir übrigens auch nicht bekannt, aber "Heilpilz" ist ohnehin nur eine leere Worthülse, die man vermutlich an jeden Großpilz packen kann, den man untersucht, weil irgendwas pharmakologisch interessantes ist überall drin. Ob die Stoffe dann im menschlichen Körper was bringen, in welcher Konzentration, ob die überhaupt verstoffwechselt werden etc. ist dann wieder eine andere Frage, die regelmäßig die Antworten schuldig bleibt.

    LG.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • DeepL Übersetzung, daher holperiger Text:

    Sehr interessant...vielen Dank. Die DGfM hat ihn auf der Liste mit uneinheitlichem Speisewert und warnt hier nur vor Obstplantagen (Spritzmittel!).

    Allerdings soll er Nadelhölzern sowieso nicht sehr schmackhaft sein, und wer weiß, ob an der Gift-Theorie am Ende nicht vielleicht doch was dran ist. Daher werde ich ihn an Eibe, Robinie und Goldregen besser nicht ernten. Bei uns gibts sowieso kaum wilde Eiben, daher auf unwahrscheinlich, dass er mir auf Eibe begegnet.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Schupfnudel  MisterX

    Vielen Dank euch beiden für die Beiträge, gut das die Obstbäume auf meiner Wiese stehen und sicher nicht gespritzt sind. :)

  • Die Idee mit dem Abkochen könnte daraus entstanden sein,

    dass der Pilz säuerlich schmeckt, wenn er nicht richtig durchgegart wurde. Das passiert leicht in der Pfanne, wenn die Hitze dickere Stücke nicht vollständig durchgart. Ich koche ihn nicht ab, die zu dicken Teile werden einfach weggeschnitten oder nicht verwendet.

    Zu dem Pilz kann man spaßig feststellen, es ist der ideale Pilz für Leute die keine Pilze mögen. :) Ich paniere ihn gern mit Ei und sehr sparsam mit Panade mit einem guten Anteil Cornflakeskrümel. Dazu als Dip süße Chilisauce meiner Wahl.

    Chicken Nuggets lassen grüßen - schmeckt garantiert nicht nach Pilz ! Dank Cornflakespanade und Dip sehr lecker! Der Pilz selbst ist geschmacklich unauffällig.

  • Die Idee mit dem Abkochen könnte daraus entstanden sein, dass der Pilz säuerlich schmeckt, wenn er nicht richtig durchgegart wurde.

    Sehr interessant...eine ähnliche Theorie, die ich gehört habe ist, dass das Auskochen vor allem dann eine Geschmacksverbesserung bringt, wenn er an Eiche oder Buche gefunden wurde, da sich so die Gerbstoffe teilweise auskochen lassen. Allerdings dürften Schupfnudel zufolge gar nicht in den Pilz übergehen.

    Komplexe organische Verbindungen werden nicht einfach akkumuliert, sondern entweder zerlegt oder ignoriert.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Ich esse die nur wenn ein Messer durchgeht wie durch weiche Butter, alles andere schneide ich weg. Daher müssen die bei mir auch nicht weichgekocht werden.

    Woher auch immer das mit dem kochen kommt, jeder macht es irgendwie anders.

  • Außer ganz jung sind die doch ziemlich faserig!

    Könnte man auch mit "pappig trocken" beschreiben.

    Woher auch immer das mit dem kochen kommt

    Es gibt den Pilz als Kochgericht nach Art eines Frikassee ...

    Nebenbei: Schwefelporling schmeckt ganz anders als Riesenporling. Letzterer schmeckt m.E. eher nach Pilz .

    Der Riesenporling wird komischerweise alt als bitter beschrieben. Ich nehme das als milde Pfefferschärfe war. Ich sammle auch ältere Exemplare und beobachte wie er sich schneiden lässt. Irgendwann ist er aber nur noch Schuhsohle, soll bedeuten faserig und zäh. :confused: