Hallo zusammen
Eine Fragestellung, die mir schon länger im Kopf umherschwirrt, betrifft die Giftigkeit von Pilzen. Man findet natürlich häufig Kategorien wie "giftig" oder "tödlich giftig", aber ich möchte mein Verständnis dazu erweitern und genauer hinsehen.
Insbesondere kam mir diese Fragestellung auf, als ich erfahren habe, dass die Nebelkappe erst seit einigen Jahren als giftig gilt, aber wohl seit hunderten Jahren als Speisepilz genutzt wurde.
Vorbemerkung: Ich rede nicht von den Pilzen, bei denen Todesfälle bekannt und häufig sind (Grüner Knolli soll ja wohl für 90% der Pilztoten verantwortlich sein). In diesem Thread möchte ich drei Dingen nachgehen:
1. Welche Mengen sind eigentlich wirklich giftig
Schon Paracelsus wusste: "allein die Dosis macht das Gift". Alkohol ist auch ein Gift, jeder weiß das, und trotzdem trinken Menschen massig Alkohol. Das bedeutet aber nicht, dass 2 Gläser Wein alle 2 Wochen einen gesunden Menschen irgendwie nennenswert schädigen würden.
Daher stellt sich mir ständig die Frage bei Pilzen, die auf der Suchmaschine zB als giftig oder ungenießbar stehen: ab wann würde man denn hier was merken? Ich würde schon auch mal die giftigen/ungenießbaren probieren (zB Rosa Rettichhelmling), aber in welcher Menge ist das gefahrlos vertretbar? Kleines Magengrummeln würde ich in Kauf nehmen. Vllt verarbeitet mein System die Pilze ja anders als bei Leuten mit empfindlichem Magen, wer weiß.
Natürlich gibt es viele Pilzgifte; vielleicht gibt es ja aber sowas wie eine grobe Kategorisierung nach den giftigsten Substanzen, sodass man eine geordnete Liste erstellen kann. Bzw vermutlich gibt es sowas schon irgendwo.
Außerdem stellt sich mir die Frage, ob Pilze permanente Schäden verursachen und ob sie nur temporär sind. Habe schon öfters was von Leberschäden gelesen. Aber ist nicht grade die Leber für ihre Regenerationsfähigkeit bekannt? 10% einer Leber können wieder auf 100% anwachsen etc.. Gibt es also überhaupt permanente Schäden durch Pilzkonsum abgesehen von Todesfällen?
2. Giftstoffe abkochen / Rohverzehr
Gut, nun nehmen wir mal an, ein Pilz ist als giftig deklariert. Wenn/falls aber beim Abkochen oder beim Braten diese Giftstoffe unschädlich gemacht werden, wozu dann der Aufriss? Kann man dann nicht genauer deklarieren und sagen "roh schwach giftig, gekocht essbar"? Leute kochen auch mit Wein und niemand schreibt ins Rezept "Alkohol ist tödlich giftig". Mir fehlt irgendwie zusätzlich zu Mengenangaben (s.1.) noch die genaue Unterscheidung [Giftigkeit je Zubereitungsart]. Und ständig zu lesen "manche Leute haben Magenprobleme bekommen" ist so, als würde man sagen "manche Leute vertragen keine Milch". Ja gut, ausprobieren, dann weiß man's. Deshalb deklariere ich doch aber keinen Pilz als giftig oder ungenießbar. Kann man auch hier je nach Gift Methoden nennen, die es dann konkret neutralisieren können, sodass Giftpilze dann doch essbar sind? Habe sowas bisher glaube ich nur beim Hallimasch und zur Nebelkappe gefunden (Abkochen und gut is ^^).
3. Ist der Pilz als Ganzes überhaupt giftig / Umdeklarationen
Ich habe meine Vorbehalte, wenn von hunderten Stoffen eines Nahrungsmittels einer isoliert betrachtet und als giftig eingestuft wird und dann gesagt wird, das Ganze sei giftig. Wie kommt also die Giftigkeits-Info/der Konsens zustande? Führen teilweise winzige Mengen schon zu solch einer Deklaration?
Wie kann es sein, dass (zB) die Nebelkappe anscheinend teilweise als giftig gilt, während Menschen hunderte Jahre lang diesen Pilz konsumiert haben? Mikroskope und sonstige Apparaturen/Methoden hin oder her: wenn dieser Pilz gemieden werden sollte, so meine ich, wäre das auch schon unseren Vorfahren aufgefallen. Ich möchte wirklich nicht "DIE WISSENSCHAFT" als Totschlag-Argument gelten lassen, denn die hat sich schon oft genug geirrt und heutzutage wird alles nur noch mit der Lupe betrachtet, ohne das große Ganze zu sehen. Dieser Punkt soll also nicht die Erfahrungswerte anzweifeln (Pilz X hat ständig Todesfälle hervorgebracht, s. Vorbemerkung), sondern klären, wo allein aufgrund von Laboranalysen ohne Erfahrungswerte eine Umdeklaration stattgefunden hat. Also genauso wie unter Punkt 2 oft [Giftigkeit je Zubereitungsart] fehlt, fehlt mir hier, ob es sich um Erfahrungswerte oder Modelle handelt und welche Pilze früher noch als essbar galten.
Welche Pilze gelten gemeinhin/neuerdings als giftig, mit denen ihr aber keinerlei Probleme habt? Würde mich echt interessieren.
LG
Kay