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Kleine Pilze am morschen Holz

  • Hallo Pilzfreunde,

    bei meinem letzten "Waldbaden" drehte ich einige Äste um und untersuchte einen sehr morschen ~Fichten-Stamm. Da findet man natürlich viele flächige Rindenpilze in allen Farbschattierungen, die für mich, und wohl auch für die meisten von euch ohne aufwändiges Mikroskopieren unbestimmbar sind. Aber auch etliche kleine Pilze mit deutlicher Struktur waren dabei. Einige der weniger häufigen will ich hier zeigen. Auch wenn eine Bestimmung auf dem Artniveau nicht bei allen fünf Objekten möglich sein wird, wäre ich doch an eurer Meinung interessiert.

    Ich versuch mich schon mal.

    Servus, Toni


    1) Netzschleimpilz (Hemitrichia serpula)

    Beim Anblasen stieg eine Sporenwolke auf. Und beim Anfassen zogen die ganz lange Fäden. Spp. ocker; Sporen groß, rund, gelb, raue Oberfläche


    2) Fleischroter Gallertbecher (Ascocoryne sarcoides)


    3) Weißhaarbecherchen (Lachnium sp.)


    4) Aschgraues Weichbecherchen (Mollisia cinerea)

    Man beachte das Verhältnis von Fk zu Fichtennadel!


    5) Keine Ahnung was das neben den Hundertfüßlern ist.

  • Hallo Toni!


    Sehr schöne Funde! :thumbup:


    So wie ich das sehe, hast Du beim Fleischroten Gallertbecher die Haupt und Nebenfruchtform entdeckt. Dann würde der fleischfarbige gut passen.


    Danke fürs zeigen!


    Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!


    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!


    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • MoinMoin!


    Also... Ich sehe auf den Bildern von der Ascocoryne nur Hauptfruchtform, keine Nebendruchtformen. Auch die auf dem zweiten Bild sind ja schön scheibig - becherförmig, auch wenn sie halt dicht büschelig wachsen und sich dabei etwas deformieren. Die Anaorphe (Nebenfruchtform) sieht aber nochmal anders aus.
    Und insofern kann's dann eben auch wieder Ascocoryne cylichnium (Großsporiger Gallertbecher) sein.

    Pilz 3: Ein "i" bitte streichen. Lachnum als Gattung passt aber, und um die Jahreszeit an dickem, morschem Laubholz findet man meistens Lachnum impudicum und Lachnum brevipilosum - die man aber mikroskopieren müsste, um sie voneinander zu unterscheiden.

    Pilz 4 ist Eriopezia caesia (deutschen Namen möge man bitte ergoogeln), flauschiges Subikulum ist ja erkennbar.
    Pilz 5 ist die Anamorphe einer Kohlenbeere (Hypoxylon s.l. - Nebenfruchtform).

    Pilz 1 passt meiner Ansicht nach.



    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo Toni

    Sehr schöne Aufnahmen.

    Dieser Netzschleimpilz, du erwähnst das die Sporen groß sind? In welcher Form und Konsistenz sind diese? Sind damit die Schleimfäden gemeint. Sorry aber ich kann mir gerade nichts darunter vorstellen.

    Interessant habe ich noch nie entdeckt.....

    LG Andy

  • Hallo Pablo!


    Kannst Du mir vielleicht nochmal ein paar "klassische" Fotos von der Nebenfruchtform des Fleischroten Gallertbechers zeigen?


    Ich glaube da hätte nicht nur ich eine große Freude daran!

    Irgendwie tue ich mich damit noch schwer!


    Danke und lg

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!


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  • Hallo Pablo,

    danke für deine fachkundige Unterstützung!


    Hallo Andy,

    was heißt schon "groß"? Leider habe ich kein Messokular, also behelfe ich mich mit dem Vergleich zu Blutzellen. "Groß" ist für mich "größer als Blutzellen" als über 7,5 µ Durchmesser. Die meisten Pilzsporen sind kleiner, soweit ich das beurteilen kann.

    Hier noch ein Foto von den Sporen des Netzschleimpilzes und eins von meinen Blutzellen. Also alles Cirka-Werte, mein Mikroskop ist ein Erbstück aus den 1930er Jahren.

    LG Toni


    Netzschleimpilz


    Blutzellen

  • Hallo Toni

    Danke für die Erklärung, jetzt ist alles klar im Mikrobereich "gross" . :)

    Trotz alter macht es doch noch ganz anständige Ansichten dein Mikro.

    Schönen Tag

    LG Andy

  • Hallo Toni,


    wieder einmal wunderschöne Aufnahmen, vor allem der Schleimi!

    Zur pilzlichen Bestimmung ist ja schon alles gesagt worden.

    Eine Bestimmung möchte ich jedoch, zumindest, anzweifeln! Bei deinen Hundertfüsslern muss ich "intervenieren":wink:. Ich denke, du zeigst uns hier den Kleinen Bandfüsser (Brachydesmus superus), der zu den Tausendfüsslern gehört.

    Hundertfüssler haben immer nur ein Beinpaar pro Segment, entgegen zweien beim Tausendf. (kann man in der Vergrößerung deines Fotos schön bei einigen Segmenten sehen), und besitzen wesentlich längere Antennen.


    LG Thomas

  • Salve!


    So zwischen 7,5 und 10 µm ist für Pilzsporen eigentlich eher "mittel".

    Der Bereich von so etwa 3 x 1,5 µm wäre "winzig", sowas gibt's zB bei einigen Antrodiellas.

    Aber auch bei Basidiomyceten kann's schon deutlich größer werden. Schon die meisten Boletales - Sporen spielen in einer anderen Liga mit größen von an die 18 x 6 µm (einige Leccinum - Arten zB). Toll große Sporen gibt's auch zB bei Psilocybe - aber richtig fett wird's bei manchen Heterobasidiomyceten (primitive Basidiomyceten) oder auch bei Vuilleinia (Rindensprenger), wo man auch mal mehr als 20µm lange Sporen findet.
    Noch gigantischerere Sporen gibt es dann bei diversen Ascomyceten.
    Siehe zB Böhmische verpel (Verpa bohemica), 1 Strich hier = 2,5µm:


    Oder auch super, Urnenbecherling (Urnula craterium):


    ...wobei das jetzt auch noch nicht das ende der fahnenstange ist.
    Aber: Schleimpilze sind keine Pilze (sondern amöboide Einzeller), insofern gelten da ja auch andere Maßstäbe.



    Lg; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo Pablo!


    Ich möchte ja nicht lästig sein, aber das mit der Haupt und Nebenfruchtform lässt mich nicht los... gerade gestern stand ich wieder vor dem gleichen Rätsel!


    Wäre Dir sehr Dankbar!


    Liebe Grüße!

    Alex

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  • Hallo, Alex!


    Hat mich aber auch einige nerven gekostet, das zu verstehen und unterscheiden zu können.

    Es geht im Feld besser als über Bilder, weil die Konsistenz und Haptik auch etwas anders sind.

    Optisch: Die Nebenfruchtformen bilden keine "Scheibe" nach oben hin. Also dieses nach oben breit kreisförmig / scheibenförmige Ausbreiten, das machen erst die Hauptfruchtformen. Weil die Scheiben / Teller die Hymenien sind, also die Fläche, auf der die Asci mit den geschlechtlichen Sporen gebildet werden.
    Wenn die dann sehr gedrängt / büschelig wachsen, wird's schwierig, weil die "Scheiben" dann auch mal etwas deformiert sein können.


    Beispielbild:


    Nur der Cluster ganz links ist Hauptfruchtform. Stark gedrängte, und darum sich gegenseitig deformierende "Scheibchen" / "Becherchen", mit nach oben breit abgeflachter Form - wenn sie sich nicht gegenseitig beeinflussen und verbiegen würden. Die Büschel mitte und rechts (auch das kleine direkt rechts neben der Hauptfruchform) sind alles Nebenfruchtformen: Da ist nichts nach oben hin abgeflacht / scheibig.



    LG, Pablo.

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  • Und jetzt komme ich mit meiner Ascocoryne,

    beide Bilder zeigen den gleichen FK.


    29.11.2019 Nebenfruchtform ?


    16.01.2020 Hauptfruchtform ?


    Wird aus der Nebenfruchtform die Hauptfruchtform, oder existieren die nur nebeneinander, mal so, mal so ?


    LG Christine

  • Nabend,

    das wird ja hier immer interessanter!!!

    LG Rigo


    Nachtrag: Darf ich dann hier auch noch fragen, ob ich hier dann die Nebenfrucht von diesen Fleischroten Becherchen habe

    ASCOCORYNE SARCOIDES.?? Danke, dass ich hier mitmachen darf!


    Einmal editiert, zuletzt von Rigo ()

  • Hallo, Christine & Rigo!


    Jawoll, zweimal (eigentlich dreimal) "Coryne dubia", also die Nebenfruchtform von Ascocoryne sarcoides. :thumbup:



    LG; Pablo.

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