"Historischer Pilz" unter altem Dielenboden

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 13.123 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. März 2019 um 10:31) ist von pilzscout.

  • Hallo zusammen,

    bei der Entfernung eines mehr als 80 Jahre alten Dielenbodens tauchte in einer Ecke des Raumes unter den Dielen das abgebildete Objekt auf. Durchmesser ca. 40 cm, 15 cm tief. Vollkommen vertrocknet. Die Stelle ist heute trocken, umliegendes Holz ist augenscheinlich nicht besonders zersetzt. Lässt sich noch abschätzen, um was es sich hier handelt? Ich würde mich sehr freuen, wenn jemandem dazu etwas einfällt. Gefunden wurde diese Pilz, so es sich denn um einen handelt, in Brandenburg.

    Vielen Dank im voraus, weiterhin geruhsame Weihnachtstage und viele Grüße

    Ingo

  • Hallo Ingo,

    nicht dass ich Ahnung von „Unter-Dielen-Pilzen hätte, aber ich vermute hier eher eine alte Lebensstätte von Ameisen, Insekten oder anderen Tierchen.

    Ist aber halt nur eine Vermutung und bin auf weitere Meinungen gespannt!

    Weihnachtliche Grüße

    Jan

  • Hallo Jan,

    danke für deine Antwort. Ich war von vornherein so auf einen Pilz fixiert, dass ich andere Möglichkeiten nicht bedacht habe. Dein Tipp ist gut, vielleicht ein Ameisennest...

    Herzliche Grüße

    Ingo

  • Hallo Ingo,

    ich könnte mir hier schon Pilze vorstellen, um aber alleine schon diese Frage zu klären wären ein paar detailierter Fotos erforderlich. Kannst Du noch ein paar Detailaufnahmen machen (dazu am Besten auch etwas von dem "Gebilder" abheben und als Einzelbestandteil zeigen (wenn es Pilze waren, sollte das gehen).

    Viele Grüße

    Thomas

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo,

    interessant, interessant...:)

    An ein "Ameisennest" glaube ich hier nicht. Diese sind doch irgendwie ganz anders strukturiert und aufgebaut.

    Was es nun aber tatsächlich ist, kann ich auch nicht sagen und wird wohl sicherlich auch anderen, bei so wenigen Details, schwerfallen.

    Ich könnte mir schon etwas "Organisches" vorstellen. Beim ersten Draufschauen kam mir auch sofort eine Pilzmumie, von der Form her etwa so in Richtung Eichhase oder Breitblättrige Krause Glucke in den Sinn. Ob und wie und überhaupt das funktionieren könnte/sollte, weiß ich allerdings gar nicht.

    Bin gespannt, was da noch für Ideen kommen.

    LG Thomas

    2 Mal editiert, zuletzt von Beachwolle (26. Dezember 2018 um 14:46)

  • Hallo,

    nettes Rätsel! Links und rechts aussen liegen größere Fetzen. Die sehen nun wirklich nicht nach etwas pilzigem aus. Ich denke, da hat man früher einmal Plastikfolie, Teerpapier oder Packpapier vergessen und die Mäuse haben sich ein Nest gebaut. Versuch doch mal den Flammtest. Brennt es wie Papier, schmilzt es, rußt es oder riecht es nach Chemie.

    VG, Toni

  • Hallo Toni,

    auch mit einem Mäusenest hat dieses "Ding" in keinster Weise etwas zu tun! Nester erfüllen einen Zweck und haben einen Sinn. Wo sollte sich der hier für die Mäuschen ergeben?:)

    LG Thomas

  • Hallo Ingo,

    mir fällt dazu Dämmmaterial (muss ich mal im Duden kucken, wg. der vielen Ms).

    Da gabs früher so Faser-Matten aus Pappe/Holz die dann irgenwie gepappt, gebläht und getrocknet wurden.

    Also halt irgend so ein Vorgänger von Stytopor.


    Grüßle

    RudiS

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für die Ideen und Vorschläge. Leider kann ich keine Tests mehr durchführen und auch kein weiteres Material liefern. Es ist nichts mehr da! Zu meiner Entschuldigung: Ich hatte selbst keinen Zugriff auf das Material und auch nur dieses Foto zur Hand. :)

    Herzliche Grüße

    Ingo

  • Hi, interessant.

    Also als gelernter Tischler der auch viel in Altbauten unterwegs war kann ich irgendwelche anorganischen Materialien, Dämmung was weiß ich mit ziemlicher Sicherheit ausschließen.

    Ein gebäudeschädigender Pilz wie Hausschwamm ist es definitiv auch nicht.

    Solche Gewächse sind mir allerdings in zB. alten Zechenhäusern bei Deckendurchbrüchen auch schon begegnet.

    Allerdings habe ich mich da noch nicht für Pilze interessiert und es ging immer nur darum dass da nichts bausubstanzschädigendes gewachsen ist.

    Wenn man mal auf Seiten schaut, wo es um Gebäudesanierung geht, könnte es sich um irgendeine Form von Peziza handeln.

    Schaut mal hier:

    Becherlinge, Peziza spp

    LG,

    Markus

  • Hallo Zusammen!

    Also Dämm- und sonstige Baumaterialien möchte ich auch - wie Markus gesagt hat - ausschließen!

    Mich erinnert es sehr an einen Termitenbau, und zwar am meisten an welche, die vornehmlich Holz als Baustoff verwenden(also doch ein Baumaterial! ;)).

    so wie hier z.b.

    Genannt wurde ja nicht der Ort der Aufnahme, oder gibts die Termiten jetzt auch schon bei uns?

    Liebe Grüße!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo,

    es bleibt weiter spannend!:)

    Nach dem Studium eurer Ideen möchte ich aber nochmals ein paar grundsätzliche Gedanken dazu loswerden.

    Fidde, holzbewohnende Ameisen kann man, meiner Meinung nach, wohl komplett ausschließen. Denn, wie es der Name auch schon andeutet, bauen diese ihre "Wohnungen" ausschließlich im/am Holz. Niemals extern, so wie hier.

    Alex, deine Idee mit den Termiten ist auch nicht schlecht, aber auch hier steckt wohl der Teufel im Detail! Einmal davon abgesehen, daß es bei uns (noch) keine relevanten Termitenvorkommen gibt ( ich weiß nur von der durch die Medien bekannten Kolonie im Hamburger Hafen), wäre dieser "Bau" für ein solch "groß"-staatenbildendes Insekt doch sehr, sehr klein. Zudem leben die, uns allen aus Amifilmen und Comicserien bekannten, holzzersetzenden Termiten ausschließlich im Erdboden um die von ihnen befallenen Objekte herum und bauen dort auch ihre bekannten Wohnhöhlen. Die in Objekten lebenden Termitenarten hausen hingegen direkt im Holz.

    Aber das Grundproblem ist meiner Ansicht nach ein ganz anderes: Wie ich es schon in vorherigen Beiträgen zum Ausdruck bringen wollte, die "Infrastruktur" einer Wohnkolonie in der Natur, auch bei Menschen, unterliegt immer den gleichen Anforderungen und Notwendigkeiten. Also, Verkehrswege oder Strassen, Zu-/Ausgänge, Licht, Belüftung (gerade bei Termiten), Raumaufteilung, "Müllentsorgung" etc.

    Solche "Wohnbauten", gerade bei Insekten, sind also perfekte Zweckbauten. Auf unserem Rätselbild hingegen kann ich aber so rein gar keine sinnbringenden Strukturen, egal in welcher Form, erkennen! Im Vergleich dazu sind auf dem Termitenfoto von Alex wunderbar z.B. die nahezu kreisrunden Ein-/Ausgangsröhrenöffnungen oder auch die berühmten Lüftungsschächte sehr schön zu erkennen. So etwas Ähnliches vermisse ich hingegen bei unserem "Ding".

    Daher, ohne noch tiefer ins Detail gehen zu wollen, würde ich hier eigentlich tierische Bauten, vor allem von noch größeren Lebewesen wie z.B. Nagern, völlig ausschliessen. Wenn es ein "Bau" wäre, würde augenscheinlich daran einfach Nichts einen Zweck erfüllen, also auch keinen Sinn machen! Und das wäre wider der Natur.

    Das sind jedoch alles nur meine ganz persönlichen Überlegungen dazu und was es letztendlich wirklich ist, weiß ich leider auch nicht. Interessanterweise bin ich mir ziemlich sicher, vor vielen, vielen Jahren beim Abriss eines alten Bauernhauses, einem solchen Gebilde schon einmal (unbewusst) begegnet zu sein.:/

    Für mich persönlich ist übrigens die "Peziza-Idee" vom Markus bisher die schlüssigste.

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (30. Dezember 2018 um 15:26)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    In der Tat ein sehr interessantes Rätsel!

    Was ich ausschließen kann, ist sowohl eine Peziza - also im Grunde jeden operculaten Ascomyceten - als auch jedweden Porling bzw. Rindenpilz im weiteren Sinne (also einschließlich aller Ordnungen, aus denen sich diese völlig heterogene "Gruppe" zusammensetzt).

    Im Grunde kann ich mir da gar nicht wirklich was pilziges vorstellen - was dann natürlich automatisch auch Flechten ausschließt (weil das ja auch Pilze sind).

    Die Idee mit den Überresten eines Nestes irgendwelcher Staatenbildenden Insekten finde ich nicht schlecht, aber auch die Idee, daß es was Anorganisches (irgendwelche Baumaterialien?) sein könnte, könnte man weiter verfolgen.
    Jedenfalls ziemlich verwittert, was dann wiederum auch durch die Arbeit von allerhand Tierchen, Pilzen oder Mikroorganismen passiert sein könnte.


    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,

    nochmals vielen Dank für die Ideen und Kommentare.

    Nach weiteren Recherchen erinnerte mich die Struktur zunächst an die Flechte Umbilicaria, aber die müsste dann heterotroph gewachsen sein. Hmmm

    Ich möchte noch einen weiteren Gedanken ins Spiel bringen. Vielleicht ist diese Struktur ganz anders entstanden. An der Innenseite von Gießkannen bilden sich im Sommer gerne Algenfilme, die sich hin und wieder wie Häute ablösen. Könnte unter den Dielen zunächst etwas flächiges gewachsen sein, das sich dann immer wieder teilweise abgelöst hat und so nach unten gewachsen ist?

    Standort war übrigens Brandenburg. Haus aus den Dreißiger Jahren. Die erkennbare Lücke rührt von einem Balken, der dort lag. Dieser war überhaupt nicht in Mitleidenschaft gezogen.

    Herzliche Grüße

    Ingo

  • Hallo Ingo,

    auch wenn Pablo strikt einen Pilz und damit auch Flechten ablehnt, kann ich mich auch weiterhin an dieser Richtung "erwärmen".

    Wahrscheinlich, oder sicherlich, werden wir dieses Rätsel nicht mehr lösen, aber Vermutungen anstellen macht ja trotzdem Spaß!:)

    Auch deine Überlegung mit Umbilicaria kann man nicht so einfach in die Tonne hauen, wenn man nämlich mal Umbilicaria Muhlenbergii googelt und sich das Foto anschaut, könnte man tatsächlich schon einige Ähnlichkeiten mit unserem "Ding" entdecken und hineininterpretieren.

    umbilicaria - Google-Suche

    Aber in Brandenburg gibt es ja leider keine Rockies...:wink:

    LG Thomas

    3 Mal editiert, zuletzt von Beachwolle (5. Januar 2019 um 02:01)

    • Offizieller Beitrag

    Hi.

    Ob man tatsächlich alle Pilze ausschließen kann: Sicher bin ich da nicht, auch wenn ich es persönlich nicht recht glauben mag, daß das was Pilzliches ist.
    Andererseits bin ich mir durchaus bewusst, daß es jede Menge Pilze gibt, die ich nicht kenne und vor allem nicht in so einem Verwesungszustand. Dennoch ist ja auch ein "Bauchgefühl" ein Hinweis, bzw. das Wissen, noch nie etwas vergleichbares aus dem Pilzreich gesehen zu haben.
    Bei den Bereichen, mit denen ich mich intensiver beschäftige, kann ich das schon deutlich sicherer vertreten.
    Lichenisierte Pilze (also Flechten) gehören da nicht dazu (außer ein paar Basidiomyceten, also lichenisierte Nabelinge zB), dennoch denke ich da, daß die Thaalli normalerweise nicht solche Größen erreichen, oder?


    Die Algenidee wiederum hätte schon was, wenn man davon ausgeht, daß es eventuell um eine Kombination aus abgestorbenen Algen und angelagerten Mineralstoffen ("Kalkgerüst") gehen könnte...
    ...auch ein interessanter Denkansatz.


    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,

    hab die Tage Holz gemacht. Dabei war eine alte, hohle Kastanie in der sich die letzten Jahre Hornissen eingenistet hatten. Die dort erhaltenen Fragmente des Hornissenbaus sahen dem oben gezeigten Bilds doch sehr ähnlich

    Gruß

    fidde

  • Hallo Fidde,

    meiner Meinung nach kann man hier auch ein Hornissennest ausschließen. Zum einen sind keinerlei hornissentypische Baustruckturen zu erkennen, weder horizontale Wabenteller noch vertikale Wabenzeilen, und zum anderen wäre es für diese Tiere auch völlig untypisch, ihre Nester quasi "unten" zu bauen. Hornissen, da ihre Königin die ersten Brutzellen, also den Grundstein eines Baus, in einer hängenden Wabenzeile anlegt, errichten ihre Nester eher auf Dachböden, in Baumhöhlen o.ä.. Also "oben".

    Zudem würde auch die gesamte Oberflächenstruktur unseres "Rätselkandidaten" nicht zu einem Hornissennest passen.

    LG Thomas

  • hallo zusammen,

    Heute mit der family in salzburg im haus der natur gewesen, da ist mir folgende sache untergekommen

    Würde ja gar nicht mal so schlecht passen...

    Lg joe

  • Hallo zusammen,

    wißt Ihr, wie man einen link zu einem Wiki-Artikel macht ? oder ist das verboten ?

    Im Artikel über die Glänzendschwarze Holzameise geht es auch um diesen Pilz: Cladosporium myrmecophilum.

    Seht doch da mal nach !

    LG Christine

    • Offizieller Beitrag

    Hej.


    Die Idee von Joe zeigt rein optisch schon eine bemerkenswerte Übereinstimmung!

    Der Pilz, den sich die Ameisen da erzüchten, ist freilich auch interessant, wird aber kaum in diesen Strukturen der verlassenen Ameisenbauten mehr vorfindbar sein.
    Interessanterweise gibt es das übrigens bei etlichen Ameisenarten (und Termitenarten), daß bestimmte Pilze kultiviert werden. Teilweise kann man da durchaus von symbiotischen Lebensweisen sprechen.


    LG; Pablo.

  • Hallo Christine,

    danke für den Hinweis auf

    Cladosporium myrmecophilum. Interessante Sache, auch die Ausführungen von Pablo hierzu.

    VG

    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

  • Hallo Christine,

    Dein Hinweis ist top. Hier ist ein Foto lasiusfuliginosus.html

    Diese Struktur kommt schon ziemlich nahe. Aber warum war der Balken völlig intakt.

    Noch eine andere Unklarheit für mich. Flechten sind doch eine Symbiose aus pilz und Alge. Algen haben photosynthese, brauchen also Licht. Unter dem Dielenboden werden sicherlich keine Algen bzw. Flechten wachsen.

    VG, Toni